Weiden in der Oberpfalz
24.05.2021 - 14:46 Uhr

Corona und Kunst: Oberpfälzer Kunstverein eröffnet Pfingstausstellung in Weiden

Nach über einem Jahr Pause ist in der Stadt wieder realer Kunstgenuss möglich. Am Sonntagvormittag eröffnete in der Aula der Sophie- und Hans-Scholl-Realschulen die traditionelle Pfingstausstellung des Oberpfälzer Kunstvereins.

von fsb

Nach kurzen Ansprachen macht es den Besuchern sichtlich große Freude am ersten Tag der Pfingstausstellung des Oberpfälzer Kunstvereins (OKV), am Pfingstsonntag, zwischen den Ausstellungswänden zu flanieren, Kunstwerke der verschiedensten Art zu betrachten und sich mit anderen auszutauschen. Zur angenehmen Atmosphäre tragen die beiden jungen Musiker Georg Bäumler aus Floß und Lukas Zintl aus Waldeck bei. Sie bringen elektronische Improvisationen auf Keyboard und Sample Pad zu Gehör.

Die aktuelle Ausstellung von 37 Künstlern mit über 120 Exponaten ist in zwei Bereiche geteilt. Zum einen lockt die schon für 2020 in Kooperation mit dem Internationalen Keramikmuseum Weiden geplante Ausstellung "Paarlauf: Inspiration Afrika". Deren Bilder sind auf den Stellwänden im rechten Eingangsbereich, die Plastiken im Zentrum des Raumes angebracht. Sie beziehen sich auf die Ausstellung "Afrikanische Keramik der Sammlung Herzog Franz von Bayern", die im Jubiläumsjahr "30 Jahre Internationales Keramik-Museum Weiden" eröffnet wurde und dort noch bis 4. Juli dienstags bis sonntags und am Feiertag von 11 bis 17 Uhr zu sehen ist. Die Mitglieder des OKV beschäftigten sich inhaltlich, bildnerisch und ästhetisch mit den Objekten, sowohl mit der Formensprache der Keramiken als auch mit eigenen Empfindungen zum Thema Afrika. Naturidylle wechselt mit Abstraktion; Gefäße und Masken tauchen in Skulpturen, Gemälden, Collagen und Assemblagen auf.

Afrika in der Aula der Realschulen

So verweist Tone Schmid auf den fragilen Zustand von Menschenrecht und Freiheit, Udo Binder bezieht sich auf die Sklaverei, Mensch und Tier erscheinen von Tom Brancovic in "Tansania", im "Essence of Life" von Stefanie Stangl und in "Afrika I" von Elham Howeizi. Mit den 32 bedruckten Objekttafeln von Axel T Schmid schließt sich der Kreis zur Keramik.

Gegenüber des Afrika-Teils stellen die Künstlerinnen und Künstler Werke der vergangenen zwei Jahre zu verschiedensten Themen aus. Neu dabei ist Alfred Hertich mit zwei Nordlandbildern in Öl und Sand auf Leinwand. Das größte Bild mit 2 auf 1,5 Meter ist das "Vakuum forte" von Martina Leithenmayr in Acryl auf Rohleinen. Sie erprobt sich auch beim fünfteiligen Polyptychon im "C-Print Alu Expoxid". Irene Hey fügt in ihre Collagen Ahornsamen und Silberdollarblätter ein. Bärbel Hornung und Barbara Wilmers-Hillenbrand verwenden LEDs in ihren Techniken.

Kunst von Corona geprägt

Im zweiten Teil ist es kein Zufall, dass sich in vielen Werken die Coronakrise widerspiegelt. Bei Elham Howeizi ist es der Hoffnungstropfen in Form einer Impfdosis, Brigitte Beer lässt der Mona Lisa und dem Mädchen mit dem Perlenohrring echte Einwegmasken tragen. Der Farbwirbel im "Weltexperiment 2020/2021" von Carola Wittmann kündet ebenso einen Weltuntergang an wie die beeindruckende "Gewitterstimmung" bei Elisabeth Wegmann.

OKV-Vorsitzende Irene Fritz dankt bei der Eröffnung den Sponsoren. Zweiter Bürgermeister Lothar Höher betont, dass die Pandemie deutlich mache, wie schlimm das Fehlen von Kunst und Kultur ist und wie die Menschen ohne sie verarmen. Für Politiker ist es laut Landtagsabgeordneten Stephan Oetzinger darum gegangen zu klären, wie man den Künstlern beistehen sowie Bildende Kunst und deren Interaktion ermöglichen könne. Nun mache man einen Schritt zurück zur Normalität, zu liebgewonnenen Aktivitäten. Irene Fritz wünscht sich Stabilität im Kampf gegen die Pandemie. Fast hätte man im Herbst die Ausstellung schon eröffnen können. Nun aber gebe es einen dreistufigen Start: Die analoge, digitale und reale Welt greifen ineinander.

VideoOnetzPlus
Flossenbürg21.05.2021
Info:
  • Die Ausstellung ist bis zum 6. Juni täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
  • Besuch ohne Voranmeldung möglich, maximal 30 Personen zur gleichen Zeit
  • Abstand und Maske sind Pflicht.
  • Alle Kunstwerke in den nächsten Tagen auch im virtuellen Raum
  • Ausstellungserweiterung ab Mittwoch, 26. Mai, in die Innenstadt: Zehn Schaufensterorte zeigen jeweils ein Kunstwerk, Kunstquiz weist auf nächste Station hin; Gewinn: Kunstwerk

"Wir besuchten schon die Ausstellung, als ich noch nicht aktiv dabei war, weil uns die Kunstszene in Weiden interessiert. In der Stadt und der Umgebung sind viele Talente verborgen. Ich liebe alle Bilder, vor allem die tollen Farben bei Inge Posorskis Afrikagemälden oder die großen Gesichter wie ,Charly Chaplin' von Stefanie Stangl."

Christiane Geiß

Christiane Geiß

"Ich war auch in der Vergangenheit schon in der Ausstellung. Sehr angetan bin ich vom Gesamtkonzept mit der Anordnung der beiden Teile "Afrika" und "freie Malerei". Mir gefällt besonders das große Wandbild von Martina Leithenmayr. Ich finde es auch gut, dass zusätzlich die Kunst in die Stadt hineingetragen wird. Die digitale Variante ist für mich nur ein Ersatz.

Simon Stangl

Simon Stangl

"Als Künstler stelle ich hier schon 20 Jahre aus und bin Mitglied der siebenköpfigen Jury. Jeder Künstler konnte fünf seiner Werke einreichen. In den letzten Jahren hat sich bei den Exponaten ein Wandel vollzogen. Die Kunst ist nun auch zeitgemäß und moderner, die Palette hinsichtlich Motiven und neuen Techniken ist viel größer geworden."


 
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