Corona School: OTH-Studenten helfen Schülern auf Internetplattform bei Homeschooling

Weiden in der Oberpfalz
05.06.2020 - 11:21 Uhr
OnetzPlus

Der Schulalltag ist weiter im Ausnahmezustand. Um die Schüler bei ihren Aufgaben zu unterstützen, hat eine Gruppe Studenten die Corona School gegründet. Einer der Tutoren von der OTH erzählt, warum es sich lohnt, Teil davon zu sein.

Nachhilfe über Videochat - eine Tutorin der Corona School hilft einer Schülerin bei ihren Aufgaben.

"Unverbindlich, unkompliziert, kostenlos und ohne geographische Begrenzung" - mit diesen Worten beschreibt Amirhossein Hassannezhad die Corona School, eine neu gegründete Internetplattform, durch die Schüler in diesen schweren Zeiten Unterstützung bekommen können. Hassannezhad selbst ist Teil der Corona School und sieht sie als große Bereicherung.

Rückblick: Mitte März bekam Hassannezhad, der aktuell an der OTH Amberg-Weiden am Standort Amberg studiert, eine Nachricht von einem Kommilitonen - es ging um die Corona School. Diese suchte freiwillige Studenten, die Schülern aus ganz Deutschland per Videochat bei ihren Corona-Hausaufgaben helfen. Zur Vermittlung können sich sowohl Schüler und Schülerinnen, als auch Studierende registrieren und angeben, in welchen Fächern und welcher Jahrgangsstufe sie Hilfe brauchen oder helfen möchten. "Ein Algorithmus bringt anschließend die Schüler und Studenten mit den meisten Überschneidungen zusammen", erklärt Kaiya Reisch, Studentin in Bonn und Mitglied im Presseteam der Corona School.

Schüler in guten Händen wissen

Hassannezhad ist einer von vielen Studenten, die sich bislang bei der Corona School angemeldet haben. "Studenten untereinander können sich den Stoff besser erklären, da sie ihre eigenen Wissenslücken kennen - bei den Schülern wäre es genauso", schreibt er. Also hat er sich der Herausforderung gestellt und wurde ein paar Tage später zum digitalen Kennenlerngespräch eingeladen. "Das ist kein Bewerbungsgespräch wie bei einer Firma", beruhigt Hassannezhad. Am anderen Ende des Bildschirms sitzt ein Student aus dem Corona-School-Team. Das Gespräch laufe locker ab und diene allein dazu, geeignete Tutoren für die Schüler zu finden, damit diese in guten Händen sind.

Amberg28.04.2020

Mit allen Mitteln der Technik

Wenige Tage später bekam Hassannezhad seine erste Nachhilfeschülerin von der Corona School zugeteilt: Eine Neuntklässlerin aus Nordrhein-Westfalen, der er ab sofort in Informatik hilft. Nach einem weiteren Videogespräch über die Internetplattform Jitsi - diesmal direkt mit der Schülerin - war die Vermittlung über die Corona School abgeschlossen. "Danach bleibt es den Lernpaaren selbst überlassen, wie sie die Unterstützung fortführen wollen", berichtet Reisch.

Hassannezhad hat sich für Nachhilfe über Skype entschieden "Ich habe vorher die Informatik-Aufgaben von der Schülerin per Mail erhalten und durchgeschaut". Um sie ihr zu erklären, fertigte er Zeichnungen auf seinem Tablet an und gab anschließend den Bildschirm frei, sodass die Schülerin sie sehen konnte. In der ersten Sitzung ging es um Logikschaltungen. "Ich habe ihr Aufgaben gestellt und die Lösungen mitgeschrieben, sodass sie sich auf die Fragen konzentrieren konnte", beschreibt Hassannezhad, der aktuell Industrie-4.0-Informatik dual in Amberg studiert. Mithilfe eines weiteren Programms habe er die Schaltung erstellt und laufen lassen. "Die ausführlichen Aufgaben und Erklärungen habe ich der Schülerin anschließend per Mail geschickt", berichtet der Student.

Amirhossein Hassannezhad ist Tutor bei der Corona School. Er möchte Schülern in der Krisenzeit zur Seite stehen.

Eine Erfahrung fürs Leben

Das rein ehrenamtliche Engagement bei der Corona School sei eine Herausforderung, ist sich Hassannezhad sicher. Verantwortung, Selbstlosigkeit und Disziplin seien gefordert. "Man findet ein Ziel, mit dem man über sich hinausgeht und lernt, auf eine Leistung stolz zu sein, die nicht die eigene ist".

Da er vor zwei Jahren aus seinem Geburtsort Rasht im Iran nach Deutschland gekommen ist und somit kein deutsches Abitur hat, ist die Erziehungsweise in Deutschland neu für ihn - was ihn jedoch nicht von seinem Engagement abbringt. "Wie kann ich von einem Land erwarten, mich als einen Einwohner zu akzeptieren, wenn ich selbst keine Lust darauf habe, meinen Beitrag dazu zu leisten?", fragte er sich. Deshalb sei es für den Tutor wichtig, seinen Nachhilfeschülern sowohl ernst, als auch freundlich zu begegnen. "Es gibt verschiedene Interpretationen von Benehmen - was bei einem freundlich heißt, hält ein anderer vielleicht für respektlos", deutet er auf die Schwierigkeiten beim Unterrichten hin.

Herausforderung auf der einen, Bereicherung auf der anderen Seite - für Hassannezhad ist die Corona School beides. "Man ruft den Lehrer in sich auf und bekommt selbst ein tieferes Verständnis für die Themen", schreibt der Tutor, der nun nach dem Besuch eines Studienkollegs in Konstanz in Amberg wohnt. Und auch wenn etwas nicht so gut läuft, dürfe man nicht gleich aufgeben. "Alles braucht Vorbereitung. Selbst große Sportler wärmen sich richtig auf, bevor sie mit dem Spiel loslegen", ermutigt er.

Eine Chance für Schüler und Studenten

Auch Hassannezhad ist der Meinung, dass die Idee hinter der Corona School nur wenig mit ihrem Auslöser, dem Coronavirus, sondern vielmehr mit Ehrenamt, Engagement und sozialer Verantwortung zu tun hat. Aus diesen Gründen möchte er, sofern es neben seinem Studium möglich ist, der Corona School weiter treu bleiben und ermutigt Studenten dazu, sich auf der Internetplattform anzumelden. "Ich glaube als Student wird man dort sogar mehr erwerben als die Schüler", weist er auf seine Erfahrungen hin. Auch für die Schüler sieht er die Corona School als große Chance, da sie dort die Möglichkeit haben, ihren eigenen Tutor zu bekommen, wofür nur eine kostenlose Anmeldung nötig ist. "Und wenn ihnen der Tutor nicht gefällt, können sie ihn auch wechseln", sagt er lachend.

Mehr als eine Notlösung in Krisenzeiten:

Corona School bleibt weiter bestehen

"Die Idee der Corona School entstand aus dem wachsenden Problem, dass immer mehr Schüler allein auf sich gestellt waren", schreibt Kaiya Reisch, Studentin in Bonn und Mitglied im Presseteam der Corona School. Jedoch gehe der Grundgedanke der Corona School tiefer, als nur die Zeit bis zu einem normalen Schulalltag zu überbrücken. "Die ehrenamtlichen Studenten leisten einen entscheidenden Punkt in Richtung Digitalisierung", erklärt sie. Außerdem entlasten sie mit ihrer Hilfe nicht nur Schüler, sondern auch Eltern.

Deshalb ist geplant, dass die Corona School, die mittlerweile ein eingetragener Verein ist, auch nach der Krise in einem anderen Format weiterbestehen wird. "Wenn wieder alles normal ist, will die Corona School gerade für diejenigen Schüler und Schülerinnen da sein, die sonst nicht die finanziellen Mittel für eine Lernunterstützung haben", berichtet sie über die aktuellen Planungen. Auch soll sie Abiturienten eine Orientierungshilfe für das spätere Leben bieten.

 
 

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