Nach Klagen einer Mittelschule und eines Gymnasiums in Weiden, dass die Stadt den Schulen trotz großen Bedarfs bislang null Leihgeräte zur Verfügung gestellt hat, geht plötzlich alles ruckzuck. An diesem Freitag, 11. Dezember, teilt die Stadt mit, dass alle 18 Schulen in der Sachaufwandsträgerschaft der Stadt Weiden nun je einen Tablet-Koffer mit je 16 Tablets für den digitalen Unterricht erhalten werden.
Diese ersten 288 geförderten IT-Geräte, konkret I-Pads mit Ladekoffer, seien in den vergangenen Tagen bei der Stadt angekommen, wo sie zusammengesetzt und konfiguriert wurden, heißt es in einer Pressemitteilung. Oberbürgermeister Jens Meyer präsentiert zusammen mit dem Leiter der IT-Abteilung und einem Vertreter der Hauptverwaltungs- und Schulabteilung die Geräte auf einem Foto.
Zum Vergleich: In Amberg lief die Ausgabe der Leihgeräte seitens der Stadt an die Schulen fürs Home-Schooling problemlos und bereits großteils zu Beginn des Schuljahres ab: 500 Tablets gab Amberg bereits insgesamt an Schulen weiter. Die Stadt setzte damit die vom Freistaat gestellte Aufgabe an Sachaufwandsträger der Schulen nahezu umgehend um, aus dem von Bayern mit 78 Millionen Euro gefüllten Fördertopf Leihgeräte fürs Home-Schooling zu finanzieren.
Gut 700 000 Euro erhielt dafür auch die Stadt Weiden. Dann haben laut Mitteilung der Stadt Lieferengpässe die Ausgabe ausgebremst. Nun aber ab Mitte Dezember würden die Geräte an den jeweiligen Schulen an Schüler und Schülerinnen verliehen, die keine eigene IT-Ausstattung etwa fürs Home-Schooling besitzen.
"Wir freuen uns, dass uns die ersten geförderten Schulgeräte trotz der momentanen Lieferengpässe erreicht haben. Vor dem Hintergrund der aktuellen Pandemielage und dem teilweisen Wechselunterricht an den Schulen werden diese auch dringend benötigt", sagt Oberbürgermeister Jens Meyer bei der Präsentation der Geräte laut einer Mitteilung. Weitere IT-Ausstattungen seien bereits ausgeschrieben oder schon bestellt. "Allerdings warten wir noch auf Geräte aus der ersten Ausschreibung vom August 2020", sagt Peter Teichmann, der Leiter der IT-Abteilung im Rathaus.
Das Förderprogramm "Sonderbudget Leihgeräte" wurde vom Freistaat Bayern im August 2020 ausgeschrieben. Laut Stadt hat die Regierung Weiden dafür eine Summe von 492 117 Euro zur Verfügung gestellt. Am 16. November 2020 sei dieses Förderprogramm nochmals um 212 000 Euro aufgestockt worden. Weitere Ausschreibungen im Bereich der Bayerischen Förderprogramme zur Schuldigitalisierung liefen.


















Weidener Schulen zu lange in Not
Es bereitet Kopfzerbrechen, wie viel gerade nicht so läuft, wie es laufen müsste. Digitales Lernen im Home-Schooling etwa. Während Amberg seine Hausaufgaben gemacht und längst Schulen mit Leihgeräten für digitales Lernen ausgestattet hat, hinkt Weiden bedenklich weit hinterher. Hier gab's kein einziges I-Pad für eine Mittelschule in Home-Schooling-Not. Lieferengpässe seien schuld.
Aber wo bleibt der Erfindungsreichtum des Sachaufwandsträgers? Zum Beispiel alte Geräte aufzupeppen und übergangsweise weiterzureichen? Oder als Stadt einen Hilferuf an die Wirtschaft zu senden? Oder lautstark die Lieferengpass-Not anzuprangern, um auf die Situation von Schülern aufmerksam zu machen, die ohnehin vieles geduldig und klaglos mitmachen und kaum eine Lobby haben?
Am Freitag kam nun plötzlich die Nachricht: 288 I-Pads sind da und im Rekordtempo konfiguriert worden. Kompliment! Gut gelöst scheint die Sache dennoch nicht.
Denn im Gießkannenprinzip werden die Geräte auf die 16 Schulen verteilt. Jede erhält 18 Geräte. Das Problem: An der Max-Reger-Mittelschule fehlen allein 60, dafür haben sich Kepler-Gymnasium und Elternbeirat selbst geholfen. Auch an privilegierten Schulen, wie der Clausnitzer, dürften 16 Endgeräte nicht allzu dringend benötigt werden. Das Kopfzerbrechen also bleibt.
Simone Baumgärtner