"Passt auf eure Töchter auf!!", heißt es in dem Brief an Weidener Eltern. Denn ein Ausländer habe am Wochenende im Max-Reger-Park "kurz vor Mitternacht" eines von zwei Mädchen angegrapscht, der andere habe seine Hosen runtergelassen, der dritte sei Schmiere gestanden. Anzeige sei erstattet.
Die Empörung auf den von einem Administrator veröffentlichten Post in der gut 4800 Mitglieder großen Gruppe ist am Wochenende groß, die Kommentare sind überwiegend starker Tobak: "Abschlachten, das Pack", heißt es zum Beispiel. Oder: "Ist meinen Kindern auch schon passiert." Nirgends sei man heutzutage ja mehr sicher. Und die Medien würden wieder mal nicht darüber berichten. Eine Nachfrage von Oberpfalz-Medien bei der Polizei Weiden ergibt: "Alles erstunken und erlogen", wie Polizeisprecher Mario Schieder sagt. Derweil aber haben schon Dutzende die Falsch-Nachricht für bare Münzen genommen, sie kommentiert und fleißig geteilt.
Die Beamten der Polizeiinspektion Weiden dagegen haben ermittelt. Ja, die zwei Mädchen gibt es. Sie mögen auch irgendwann mal im Max-Reger-Park gewesen sein. "Aber keiner hat sie dort jemals belästigt." Eine entsprechende Anzeige liege folgerichtig nicht vor.
Verfasserin des Fake-Briefs ermittelt
Woher die Polizei das weiß? Sie hat "die junge Dame" ermittelt, die den Brief mit dem erlogenen Inhalt verfasst hat. "Warum sie das getan hat, war bei einer persönlichen Ansprache nicht mehr erklärbar", sagt Polizeihauptmeister Schieder. Strafrechtliche Konsequenzen müsste sie nicht fürchten, da sie ja mit der Formulierung "3 Ausländer" niemanden konkret einer Straftat bezichtigt habe. "Trotzdem haben wir den Fall der Staatsanwaltschaft zur Kenntnis vorgelegt", sagt der Polizeisprecher.
Die Ermittlungen der Polizei haben wohl auch denjenigen erreicht, der den Brief als Post in Umlauf gebracht hat. Am Montag rudert der Administrator mit einer Entschuldigung in der Gruppe zurück: "Heute stellte sich heraus daß dies gar nicht so passiert ist und es kam auch nicht zur Polizei." Weiter heißt es: Wollte damit keine rechte Hetze oder gar Gewalt gegen Gruppen hervorrufen. Es tut mir leid!!!" Diese Entschuldigung findet die Mehrheit große klasse, lobt das zurückrudern. Richtig gehandelt, kommentiert eine. "Richtig gehandelt?", fragt eine andere nach und ergänzt in Anspielung an den erst getätigten Post: "Heute ja, vorgestern nicht!"
Schön, wenn man keine rechte Hetze oder gar Gewalt gegen Gruppen hervorrufen will! Blöd aber, wenn man es trotzdem tut! Mittlerweile sollte man wissen, wie gefährlich der Umgang mit solchen sozialen Brandbeschleunigern ist - vor allem als Administrator einer Facebook-Gruppe. Wenn man das auch noch tut, weil man befürchtet, dass sowas "von den Weidner Medien wieder mal Tod geschwiegen" [sic] wird, wird das Motiv umso deutlicher.
Es handelt sich um Täter dritten Grades, die an Stammtischen, in den sozialen Medien, in der Chefredaktion großer Boulevard-Zeitungen und mittlerweile sogar in Parlamenten sitzen. Sie sind quasi nie einzelnen Taten wie dem Mord an Walter Lübcke, dem Mordversuch in Wächtersbach oder den Morden des sogenannten NSU zuzuordnen. Sie drücken nicht selber ab, sie befehlen es niemanden, aber sie bereiten das Feld, auf dem diese Saat aufgeht. Sie schaffen ein Klima, in dem sich regelmäßig Rassisten aufgefordert sehen, zur Tat zu schreiten.
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Ich möchte dazu nur ein Zitat von Michael Zorc, Sportdirektor bei Borussia Dortmund bringen, der da heute sagte:
„ ...Ich steigere meine Lebensqualität dadurch, dass ich mich nicht in den sozialen Medien bewege“
Wäre so manchen Zeitgenossen zu empfehlen.
Zitat entnommen: (https://www.ruhrnachrichten.de/bvb/zorc-reagiert-auf-kritik-ehemaliger-lewandowski-berater-motzt-wegen-reus-auszeichnung-1432559.html)
Josef Bodensteiner
Oberviechtach
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