Weiden in der Oberpfalz
04.07.2019 - 08:00 Uhr

Filigrane Kunst aus Beton

Der Weidener Fritz Möhwald arbeitet seit einigen Jahren intensiv mit Beton. Die Ergebnisse sind heiß begehrt - nicht nur in Deutschland.

Im Garten von Fritz Möhwald ist bald kein Platz mehr. Bild: privat
Im Garten von Fritz Möhwald ist bald kein Platz mehr.

Alles fing vor ein paar Jahren ganz harmlos an - ohne jeglichen Hintergedanken. Fritz Möhwald, gelernter Fliesenleger, der sein Geld mit Altbausanierungen verdient, beschäftigt sich in seiner Freizeit mit dem Werkstoff Beton. Weil's ihm Spaß macht. Er probiert verschiedene Techniken aus, entwirft, modelliert. Unter anderem Vasen. "Bei einer hab ich versucht, die Welt darzustellen - mit Meer, Wüste und allem, was halt so dazugehört..." Bekannte sehen das Ergebnis der Freizeitbeschäftigung - und sind begeistert. "Und dann kommt irgendwann einer an, der dir's abkauft." So entwickelt sich das Hobby zur Geschäftsidee.

Kreativer Handwerker

Und aus dem Handwerker wird ein kreativer Handwerker. Den Begriff "Künstler" mag Fritz Möhwald nicht, so sieht er sich selbst nicht. "Ich hab halt vor Jahren entdeckt, dass ich ein Händchen dafür habe, aber ein Künstler, nein, ein Künstler bin ich deswegen noch nicht", sagt er bescheiden.

Vor sechs Jahren ungefähr passiert es, dass sich der gebürtige Neustädter seiner kreativen Begabung bewusst wird - und seitdem ist in seinem beruflichen Leben plötzlich nichts mehr so, wie es einmal war. Möhwalds Werke kommen an - sogar international. Einer vor rund zwei Jahren gegründeten Facebook-Gruppe gehören mittlerweile 4500 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an - Tendenz stark steigend. "Wir haben 20 000 Interaktionen im Monat. Das dürfte wohl die aktivste Gruppe im deutschsprachigen Raum zu diesem Thema sein", berichtet der 54-Jährige nicht ohne Stolz.

In der Anfangszeit produziert er unter der Woche Einzelstücke, was das Zeug hält: (Weihnachts-)Kugeln für Teelichter, Rosen, Vasen - einfach alles, was der Kundschaft gefällt. Am Wochenende geht es dann auf die Märkte in der Region - und mit einem Stand vor einen Weidener Supermarkt. Die Einzelstücke verkaufen sich irgendwann wie die warmen Semmeln.

"Ich hab's nicht mehr hergebracht", sprich die Nachfrage war irgendwann um einiges größer als das vorhandene Angebot. "Außerdem wird's schnell monoton, wenn du eine bestimmte Rose schon 500 Mal gemacht hast."

Doch dem Handwerker fällt schnell eine Lösung ein. Er fertigt aus einem Rosen-Einzelstück eine Form aus Latex - und postet ein Bild davon auf Facebook. Mit der Reaktion darauf hat er nicht gerechnet, sie überrascht ihn auch heute noch: Am nächsten Tag, als er wieder online geht, blinken über 80 Anfragen auf, die eine solche Vorlage haben wollen.

Formen aus Latex

Mit den Formen aus Latex - manchmal ist auch Silikon das Material dafür - ist es für Hobbykünstler ein Leichtes, ihre eigenen Beton-Kunstwerke herzustellen. Fritz Möhwald wiederum erleichtern sie die tägliche Arbeit - und sind bis heute das Kerngeschäft des Selbstständigen. Aber auch diese Errungenschaft hat seine Krux - denn vor lauter Formen-Produzieren fehlt ihm nun die Zeit zum kreativen Betonieren. "Ich nutze mein Potenzial leider nur zu einem Viertel und würde mich künstlerisch gerne mehr ausleben. Aber man muss halt auch leben, sprich Geld verdienen." Obwohl dies nie das Hauptmotiv seiner künstlerisch-handwerklichen Tätigkeit war und ist, wie er selbst sagt.

Die außergewöhnlichen Betonstücke können indes auf unterschiedliche Weise entstehen. Die Kugeln für Teelichter, von denen Möhwald vor Jahren jede Menge hergestellt hat, entstanden aus Luftballons. Die werden zunächst aufgeblasen, mehrmals mit Flüssigbeton bepinselt und dann verziert. Je nach Betonmischung ist dazu rund drei bis vier Stunden Zeit. Dann ist der Baustoff hart - und nicht mehr verformbar. Eine andere Möglichkeit ist die Stofftechnik: Dabei wird ein Baumwolltuch mit Beton getränkt und modelliert.

Möhwald hat auch schon andere Kunstformen ausprobiert, hat etwa Aquarelle gemalt ("Ich finde, die waren auch nicht schlecht"). Seine Leidenschaft aber gehört dem Beton. Das Arbeiten damit sei wie eine Sucht, schwärmt er. Wenn man sich mit einem Projekt beschäftigt, wolle man immer weitermachen und sich ausprobieren.

Das Material selbst habe etwas ganz besonderes an sich: "Beton kann grob, aber auch fein sein. Du kannst damit Brücken bauen, aber auch filigrane Rosen fertigen", beschreibt er die Faszination des grauen Baustoffs. Und auch dessen Langlebigkeit hat seinen Reiz: "Wenn du's gut machst, hält es über 100 Jahre. Wenn ich mal geh, bleiben auf jeden Falle meine Rosen, die sind für die Ewigkeit."

Die handwerkliche Arbeit mit Beton ist für den 54-Jährigen nicht nur Beruf, sondern auch eine Art Ventil: "Sobald du mit Beton arbeitest, wirst du anders - entspannter. Dann bist du weg von dieser Welt, von den Alltagsproblemen und kannst abschalten." Abschalten und relaxen ist für den 54-Jährigen aber momentan nur selten drin. "Langeweile kommt bei mir nie auf. Zwölf Stunden sieben Tage die Woche arbeiten, wobei es keine Arbeit für mich ist, füllen mein Leben", beschreibt er seine intensive Beziehung mit dem Kunststein. Zur täglichen Arbeit in der Werkstatt kommen noch Kurse für Hobbykünstler, die er - unter anderem auch bei der Volkshochschule - anbietet.

Rose mitten in Weiden

Der Vorteil, wenn man viel zu tun hat: Die Quelle an Ideen versiegt nie. Denn neue Einfälle kommen dem Weidener meist während der Arbeit. "Aber wenn ich das alles umsetzen wollte, müsste ich 123 Jahre alt werden." Eine der Ideen, die ihm mit am intensivsten im Kopf herumschwirren: eine Rose mit 1,50 Meter Durchmesser. "Die würde ich mitten in Weiden platzieren - mit Springbrunnen und Beleuchtung."

Internet: www.betonarbeiten-moehwald.de; www.facebook.com/fritz.mohwald

Fritz Möhwald inmitten seiner Betonarbeiten. Der 54-Jährige fertigt am liebsten abstrakte Formen, dies „aber leider zu selten“, wie er selbst sagt. Bild: privat
Fritz Möhwald inmitten seiner Betonarbeiten. Der 54-Jährige fertigt am liebsten abstrakte Formen, dies „aber leider zu selten“, wie er selbst sagt.
Sein Faible für Rosen hat Fritz Möhwald den Spitznamen „Rosen-Fritz“ eingebracht. Unser Bild zeigt eine kleine Auswahl an Blumen, die er sowohl aus Beton als auch als Latexgießform herstellt. Bild: privat
Sein Faible für Rosen hat Fritz Möhwald den Spitznamen „Rosen-Fritz“ eingebracht. Unser Bild zeigt eine kleine Auswahl an Blumen, die er sowohl aus Beton als auch als Latexgießform herstellt.
 
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