Gerüchten zufolge soll die junge Frau noch nicht die Erste Lehramtsprüfung absolviert haben. Das bestätigt die Regierung der Oberpfalz auf Anfrage von Oberpfalz-Medien nicht. Stattdessen heißt es, dass die 24-Jährige ihre Erste Lehramtsprüfung für den Bereich Mittelschulen abgeschlossen hat und im kommenden Schuljahr mit dem Vorbereitungsdienst beginnen werde.
Sie habe einen befristeten Arbeitsvertrag bis Ende Juli und sei im Moment als Mobile Reserve eingesetzt, um einen kurzfristigen Aushilfsbedarf im Schulamt Weiden-Neustadt/WN zu decken. „Das ist ein gängiges Modell an Bayerns Schulen.“ (siehe Infokasten) Nach Ende ihres Vertrages werde sie ihr Referendariat beginnen, heißt es weiter.
Stellt sich die Frage, inwieweit das „gängige Modell“ an einer Mittelschule mit mitunter schwierigen Schülern angewandt werden sollte. Laut Informationen von Oberpfalz-Medien ereignete sich der Vorfall an der Pestalozzischule. Es soll sich um eine Unterstufenklasse handeln, die in der Vergangenheit bereits mehrfach einen Lehrerwechsel zu verkraften hatte.
Die Regierung der Oberpfalz, als Aufsichtsbehörde unter anderem zuständig für Grund- und Mittelschulen, sieht bei Aushilfslehrern kein Problem, allein zu unterrichten. „Die Lehrkraft verfügt über die Erste Lehramtsprüfung für das Lehramt an Mittelschulen. Unterstützung vor Ort ist durch die Schulleitung und das Lehrerkollegium gegeben.“ Wie diese Unterstützung im konkreten Fall aussieht, wollten wir vom Rektor der Pestalozzischule wissen, wurden jedoch bereits im Vorzimmer am Telefon mit „Kein Kommentar“ und dem Verweis aufs Schulamt abgeblockt.
Es sei Aufgabe jeder Schulleitung, ihre Lehrer im Unterricht zu begleiten, sagt dazu Elisabeth Junkawitsch vom Staatlichen Schulamt Neustadt/WN-Weiden auf Anfrage. Sie gehe davon aus, dass dies auch im Fall der 24-jährigen Lehrerin passiert und lobt die betroffene Schule: „Das ist dort ein sehr gutes Kollegium.“ Außerdem betont die stellvertretende Schulamtsdirektorin nochmal allgemein die im Umgang mit Konfliktsituationen gut geschulten Pädagogen, egal ob sie als Aushilfskraft arbeiten oder verbeamtet sind. Dass ein Elterngespräch so eskaliere wie im vorliegenden Fall, bleibe ungewöhnlich.
Keine neuen Erkenntnisse hat die Polizei. Die Vorkommnisse vom vergangenen Mittwoch seien undurchsichtig. „Die Aussagen der Beschuldigten widersprechen sich und müssen weiter abgeklärt werden“, sagt Polizeisprecher Dietmar Winterberg vom Polizeipräsidium Oberpfalz. Nachdem sich auch die Mutter nicht zu ihrem älteren Begleiter äußere, konnte der Mann noch nicht befragt werden, so der Sprecher. Klar sei unterdessen, dass die Lehrerin nach dem Vorfall in ihre Klasse zurückging und die Mutter mit ihrem Begleiter das Sekretariat aufsuchte. Von dort aus wurde die Polizei informiert.
Mobile Reserve
Bewerber mit der Ersten Lehramtsprüfung können nach Auskunft der Regierung der Oberpfalz in einem begrenzten Stundenumfang und für einen begrenzten Zeitraum im Rahmen eines befristeten Arbeitsvertrages als Vertretungslehrkraft der Mobilen Reserve eingesetzt werden. "Ein gängiges Modell, das in Bayern seit vielen Jahren eine gängige und bewährte Praxis darstellt und - soweit wir das für den Regierungsbezirk Oberpfalz beurteilen können - bisher ohne Zwischenfälle praktiziert wird." Ein Teil der Absolventen nutze dies auch als Möglichkeit, erste praktische Erfahrungen zu sammeln.
Im Schuljahr 2018/19 erhielten in der Oberpfalz 8 Bewerber mit der Ersten Lehramtsprüfung für den Bereich Mittelschule sowie 2 Bewerber mit der ersten Lehramtsprüfung für den Bereich Realschule einen befristeten Arbeitsvertrag im Bereich Grund- und Mittelschule. (Stand: 3.6.2019)
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