Weiden in der Oberpfalz
22.04.2020 - 10:04 Uhr

Gericht verurteilt Drogenschmuggler

Zu sechs Jahren Freiheitsstrafe und Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus verurteilte das Landgericht einen 50- Jährigen.

Symbolbild. Bild: Volker Hartmann
Symbolbild.

Vielleicht war es nur „die Spitze des Eisbergs“ (Richter Matthias Bauer), die die Erste große Strafkammer am Dienstag aburteilte. Zwölfmal hatte ein 69-Jähriger aus einem Ort nahe Bamberg Autos gemietet. Am 4. September vergangenen Jahres war er erwischt worden, als er mit einem solchen Wagen an der grünen Grenze bei Waldsassen auf seinen Freund wartete. Dieser hatte für 6000 Euro auf dem Asia-Markt jenseits der Staatsgrenze 300 Gramm Crystal gekauft und zu Fuß nach Deutschland gebracht.

Der 50-Jährige war bereits lange intensiver Konsument des harten Rauschgifts. Der in einem italienischen Lokal in Nürnberg als Kellner arbeitende 50-Jährige versuchte anfangs, dem Gericht glauben zu machen, dass die gesamten 300 Gramm seinem eigenen Konsum dienen sollten. Angesichts seiner Einkommensverhältnisse erschien diese Einlassung jedoch unglaubhaft.

Schließlich gestand der Ledige, dass er zur Finanzierung seiner Sucht etwa die Hälfte verkauft hätte. Der zum vierten Mal verheiratete 69-jährige Rentner gestand, dass er einen kleinen Lohn für seine Fahrdienste erhalten hätte.

Staatsanwältin Franziska Hofmann würdigte, dass die beiden Angeklagten bisher ein sozial eingeordnetes Leben geführt hatten. Sie plädierte auf sechseinviertel Jahre Freiheitsstrafe für den jüngeren Täter. Dieser sollte, nach dem Gutachten von Landgerichtsarzt Dr. Bruno Rieder, wegen seiner Drogensucht auf eine knapp zwei Jahre dauernde Therapie geschickt werden. Wegen Beihilfe forderte Hofmann, den 69-Jährigen zu zwei Jahren auf Bewährung und 3000 Euro Geldauflage zu verurteilen. Rechtsanwältin Christina Bianco (München), die den Italiener verteidigte, bat, strafmildernd zu bewerten, dass ihr Mandant jetzt seit 20 Jahren ständig gearbeitet hatte und durch sein Geständnis eine langwierige, schwierige Beweisaufnahme unnötig geworden war. Fünf Jahre und eine sofortige Einweisung in eine psychiatrische Klinik zur Therapie seien ausreichend, meinte die Verteidigerin. Rechtsanwalt Rouven Colbatz, der Verteidiger des Rentners, der trotz 3000 Euro monatlicher Rente vor der Privatinsolvenz steht, plädierte – angesichts der finanziellen Situation seines Mandanten – für eine mäßigere Geldauflage und 21 Monate auf Bewährung.

Landgerichtspräsident Gerhard Heindl, Richter Matthias Bauer und die zwei Schöffen verurteilten den 50-Jährigen zu sechs Jahren. Er bekommt die Drogentherapie. Der Ältere bekam zwei Jahre auf Bewährung und muss als Geldauflage 2000 Euro an die Caritas Tirschenreuth bezahlen.

Info:

Angeklagter schreibt Brief

In einem vom Gericht verlesenen Brief aus der Justizvollzugsanstalt Weiden an seine Angehörigen und seine Chefin schreibt der 50-jährige Italiener über die hiesigen Zustände und bittet, sich keine Sorgen zu machen: „Hier ist es nicht wie in einem Gefängnis, eher wie in einem Hotel – nur dass man abends nicht ausgehen kann.“ Sehr lobt der Mann, der in der Haft zwölf Kilo zugenommen hat, auch das Essen: „Es gibt Essen vom Bauernhof, Milch, Fleisch.“ Jedoch: „Leider immer etwas zu wenig!“ Nebenbei prophezeite der Rauschgiftschmuggler allerdings, dass es „lange dauern wird“ bis er wieder kommt.

 
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