"Das Spektrum, was die Auswirkungen der Pandemie betrifft, ist breit gefächert", sagt Rainer Hoffmann beim Pressegespräch der Gewerkschaften ganz allgemein. Er ist seit Januar Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) Nordostbayern.
Im Bezirk gebe es Betriebe mit Arbeitsplatzverlusten, aber auch Betriebe die neue Leute eingestellt haben und Zusatzschichten fahren. Bei der Firma Schott Rohrglas in Mitterteich etwa läuft das Geschäft: Sie stellt kleine Hohlglasröhrchen (Ampullen) zum Beispiel für Corona-Impfdosen her. Die Firma BHS Tabletop in Weiden hingegen spüre negative Auswirkungen. Sie fertigt Porzellan für die stark Coronkrisen-geplagte Hotellerie.
Weidener Betriebe haben zu kämpfen
In Betrieben, die mit Hotellerie, Gastronomie, Schifffahrt oder Luftfahrt zu tun haben, gebe es wegen des Lockdowns generell Umsatzeinbußen. Deswegen fragen diesen Branchen auch keine Porzellanwaren nach. Bei BHS Tabletop, unter anderem mit Standort in Weiden, wurden Stellen abgebaut. Zu kämpfen habe auch die Firma Nachtmann, die im Hohlglasbereich arbeitet. Derzeit frage zum Beispiel die Gastronomie keine Gläser nach. Für Produzenten von Sanitärporzellan hingegen laufe es.
Die IG BCE betreut nicht nur ihre Kernbranchen, sondern auch Keramik oder Feinmechanik. Gerade ist eine Tarifrunde der Kunststoffindustrie Bayern gestartet. In der Feinkeramikbranche, darunter BHS Tabletop, Seltmann oder Rosenthal und in der Chemiebranche stünden Verhandlungen zum Flächentarifvertrag an. Ebenso werde es Tarifverhandlungen bei den Amberger Kaolinwerken und Gebrüder Dorfner Kaolin- und Kristallquarzsand-Werke in Hirschau sowie bei der Weidener Firma Qantos geben.
Zwei neue Betriebe
Im Bezirk Nordostbayern zähle die Gewerkschaft rund 12.600 Mitglieder. Die Industriegruppen seien allerdings stark glas- und keramikgeprägt. "Dadurch, dass diese Betriebe so stark organisiert waren, haben wir auch viele Mitglieder, die jetzt in die Jahre gekommen sind und auch sterben." Pro Monat werden es rund 25 Mitglieder weniger. Insgesamt gebe es deshalb langfristig gesehen einen Mitgliederrückgang.
Doch zwei neue Betriebe stehen schon in den Startlöchern: Unter anderem bei der Firma Kerafol mit Sitz in Kemnath (Kreis Tirschenreuth) liefen derzeit die Vorbereitungen, einen Tarifvertrag zu installieren. In einem weiteren Betrieb, der noch nicht genannt werden soll, soll ebenfalls heuer ein Tarifvertrag etabliert werden. Die Gewerkschaft betreut insgesamt 125 Betriebe im Bezirk.
Hoffmann sprach auch über das Betriebsrätestärkungsgesetz, das "die Unionsparteien von der Agenda genommen haben". Daraufhin seien Anschreiben an die Bundestagsabgeordneten Uli Grötsch und Albert Rupprecht rausgegangen. Von Grötsch sei sofort eine Antwort gekommen, dass er sich weiterhin für das Gesetz und dessen Wiederaufnahme zur Agenda einsetze. Von Rupprecht sei bislang eine Eingangs- und Weiterleitungsbestätigung des Anschreibens angekommen.
Das Spektrum, was die Auswirkungen der Pandemie betrifft, ist breit gefächert.
Zur Person
- Rainer Hoffmann ist 53 Jahre alt und wohnt in Weiden. Er ist seit 1. Januar kommissarischer Bezirksleiter bei der IGBCE für die Region Nordostbayern (deckt Furth im Wald bis Naila ab). Sein Vorgänger Hartmut Baumann geht zum März in Ruhestand
- Seit 2006 ist er bei der IGBCE tätig, in diesem Jahr vereinigt die IGBCE die Bezirke Weiden und Marktredwitz/Selb, es gibt eine Fusion zum Bezirk "Nordostbayern"
- Von 2017 bis 2020 musste er aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegen
- Von 2006 bis 2017 war er als Bezirkssekretär tätig
- Er war Verhandlungsführer für die Standorte der Synlab MVZ in Bayern, hat Tarifverträge für Standorte in Weiden, Nürnberg, Regensburg und Augsburg abgeschlossen





















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