Nix los in der Gastwirtschaft, in der Nahrungsmittelindustrie dafür umso mehr. "Corona trifft unterschiedlich", sagt Rainer Reißfelder, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Region Oberpfalz mit 2600 Mitgliedern im Regierungsbezirk. Beim virtuellen Jahrespressegespräch der Gewerkschaften sprach er unter anderem von Wochenend-Arbeit in der Lebensmittelindustrie. "Dort brummt die Bude." Kurzarbeit ist da eher kein Thema.
Zum Beispiel bei der Privatmolkerei Bechtel in Schwarzenfeld, der Bayernland Molkerei in Amberg und Regensburg oder den Goldsteig Käsereien Bayerwald in Cham. Vollauslastung herrsche auch im Trolli-Fruchtgummi-Werk, das unter anderem in Neunburg vorm Wald angesiedelt ist. Wohingegen in der Gastrobranche gähnende Leere herrscht – die Beschäftigten müssen teilweise mit Kurzarbeitergeld im dreistelligen Bereich leben. Zusätzlich fielen Trinkgeld sowie Sonn- und Feiertagszuschlag flach. Das sei zum Leben dann häufig zu wenig, kritisiert Reißfelder.
Sorgenkind Brauereien
Und noch eine "Sorgenbranche" gibt es: Die Brauwirtschaft. Weil Hektoliter fehlten, die normalerweise in Wirtshäusern und bei Festivitäten ausgeschenkt werden. In einigen Brauereien gebe es Kurzarbeitsvereinbarungen. "Es wird wesentlich mehr Bier im Handel verkauft als zuvor." Dies kompensierte aber die fehlenden Absätze in Gasthäusern und bei Festausschänken nur ein Stück weit. Der Handelsverkauf mache zudem mehr Arbeit: Der Aufwand bei der Flaschenabfüllung sei höher als bei Fassbier, da es geringere Portionseinheiten sind. Im Frühjahr soll es Lohnverhandlungen für die Beschäftigten in den tarifgebundenen Brauereien geben.
"Exit-Strategie" gefordert
Die NGG fordert von der Politik zudem eine "Exit-Strategie", wie es Reißfelder bezeichnet. Von Corona betroffene Branchen solle eine Perspektive geboten werden. Es müsse klar formuliert werden, wann und unter welchen Bedingungen es weitergeht. Wichtig sei es auch, dass die Menschen ihrer Branche treu bleiben und nicht abwandern – spätestens wenn etwa die Gastronomen wieder aufsperren dürfen, werden die Beschäftigten dringend gebraucht. Dazu bräuchte es allerdings Gewissheit. Konkret werde ein Mindestkurzarbeitergeld von 1200 Euro für Vollzeitarbeitnehmer gefordert.
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