Die Jahre zuvor hatte sich der beliebte Vogel mancherorts rar gemacht. Jetzt belegt er bayernweit den Spitzenplatz und verdrängt damit die Kohlmeise, wie Citizen-Science-Beauftragte Martina Gehret vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in einer Pressemitteilung zum Abschluss der Zählung mitteilte. Der LBV organisiert seit neun Jahren gemeinsam mit dem Naturschutzbund (NABU) die Aktion, die sich bei Naturliebhabern jeden Alters großer Beliebtheit erfreut. In Bayern haben 35 000 Teilnehmer über 827 700 Vögel in knapp 22 000 Gärten und in Park gezählt - ein neuer Rekord.
Weniger rekordverdächtig fallen die Vogelsichtungen aus. Sie sind seit Jahren rückläufig. Die Gesamtzahl der pro Garten gemeldeten Vögel liegt bundesweit bei 37. Noch 2011 wurden fast 46 Vögel pro Garten gemeldet. Den Grund vermuten die LBV-Experten in den milden Wintern der vergangenen Jahre. Damit kämen weniger Vögel in die Gärten, weil die Tiere in schneefreien Wäldern noch genug zu fressen finden.
Kohlmeise verdrängt
Regional betrachtet, schwächelten in der Stadt Weiden beide Seiten. Nur 23 Beobachter meldeten 978 Vögel in 23 Gärten. Das sind im Durchschnitt 42 Vögel pro Garten. Am häufigsten gesichtet wurde der Haussperling (204 Exemplare) vor dem Feldsperling (143). Auf Platz drei schaffte es diesmal der Erlenzeisig (138) und sorgte somit für eine Überraschung. Es folgen Kohlmeise (97) und Grünfink (94) auf Platz vier und fünf.
Im Landkreis Neustadt/WN nahmen sich 222 Teilnehmer die Zeit für eine Zählung. Sie registrierten 7 277 Vögel in 175 Gärten, im Durchschnitt ebenfalls 42 Vögel pro Garten. Spitzenreiter ist hier die Kohlmeise (1141) vor dem Feldsperling (1039) und dem Haussperling (1036). Die Plätze vier und fünf belegen Blaumeise (708) und Amsel (503).
Weniger Amseln
Die Amsel bleibt das Sorgenkind. Der sehr trockene Juli 2018 sei schlecht gewesen für das Überleben der Jungvögel, da die Amseln kaum Regenwürmer finden konnten. Außerdem gebe es immer weniger Hecken zum Brüten. Den Hauptgrund für den weiteren Rückgang vermuten die NABU-Vogelschutzexperten jedoch im grassierenden Usutsu-Virus, der die Tiere schwäche.
Auch der Grünfink kam bei der Wintervogelzählung 2019 nicht gut weg. Ein Erreger setzt ihm zu. Aber auch die Veränderung in der Landwirtschaft, die immer weniger Erntereste und Wildblumensamen für die Finken bereithält, trügen zu dem Verlust bei, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
Ob es insgesamt tatsächlich weniger Vögel gibt, muss noch näher untersucht werden. Da der Winter in ganz Europa eher mild war, blieb mancher Futterhausbesucher wie Kohlmeise, Blau- oder Tannenmeise in diesem Jahr fern. Auch andere Waldvögel wie Kleiber, Eichelhäher, Buntspechte und Gimpel machten sich rar.
Nordische Besucher
Für eine Überraschung sorgte der Erlenzeisig, der in der Region vor allem im Stadtgebiet von Weiden gruppenweise auffiel. Der Vogel ist in Skandinavien beheimatet. Durch das warme Wetter im vergangenen Jahr war offenbar eine zweite Brut möglich, so dass die Vögel zur Futtersuche bis in den Süden ausweichen mussten. Von dem reich gedeckten Tisch in der Natur profitierten auch Wacholderdrosseln. Sie sprangen bayernweit von ihrem letztjährigen Platz 29 auf Platz 15 in diesem Jahr.
In Weiden und im Landkreis Neustadt wurden als besondere Gäste außerdem gesichtet: Turmfalken, Mäusebussarde und ein Eisvogel.
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