Die Ratschen von Herz Jesu sind uralt. Wie Ingo Kraus weiß, wurde der krachende Glockenersatz aus Holz bereits in der Notkirche von Ministranten verwendet. Das war vor über einhundert Jahren. Natürlich gibt es immer wieder Abnutzungserscheinungen. An den Geräten nage eben mal der Zahn der Zeit, erklärt der Messdiener. Eine Neuanschaffung sei kaum finanzierbar, rechnet Mathias Presche vor. Er vermutet, dass neue Ratschen von dieser Qualität mindestens 600 Euro das Stück kosten würden. Er selbst habe vor 19 Jahren eine Reihe von Klappern für die Kirche angefertigt, die von Gründonnerstag an bis Karsamstag beim Gottesdienst die Altarglocken ersetzen.
Gehen Teile an den Ratschen kaputt, muss Hans-Joachim Wolfinger ran. Anders als Presche ist er aber, was Holzarbeiten angeht, nicht vom Fach. Der Kirchenpfleger von Herz Jesu arbeitet als Schriftsetzer bei Oberpfalz-Medien. Aber er tüftelt gerne. Auch in der Osternacht nimmt er ein kaputtes Teil mit nach Hause. "Ich versuche immer mein Bestes", sagt der Hobby-Bastler.
Ratschen kommen in Herz Jesu an vier Tagen pro Jahr zum Einsatz, erklärt Ingo Kraus, der seit 1981 Ministrant in der Pfarrei Herz Jesu ist und damit der wohl dienstälteste Messdiener in Weiden.
Kraus kann auch erklären, warum es überhaupt Ratschen gibt. Die würden immer dann eingesetzt, wenn die Kirchenglocken nicht läuten. Das sei nun Mal traditionell von Gründonnerstag bis zur Osternacht so. Mit dem "Gloria" in der Osternachtsmesse läuteten die Glocken wieder, die einer alten Überlieferung zufolge während der Dauer der Kartage zur Beichte nach Rom geflogen sind. Geratscht werde in der Regel zwei, drei Minuten lang. In Herz Jesu an den Kartagen zweimal pro Tag. Die restliche Zeit werden die Ratschen und Klappern in der Sakristei aufbewahrt.
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