Hitzewellen kommen regelmäßig – doch Oberpfälzer Kommunen sind kaum vorbereitet

Weiden in der Oberpfalz
11.08.2022 - 09:46 Uhr
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Die Hitze bedroht das Leben und die Gesundheit Tausender Menschen. Gleichwohl ist das Thema Hitzeschutz noch nicht so richtig bei bayerischen Kommunen angekommen. Aber erste Kommunen fangen an zu planen – auch in der Oberpfalz.

Noch sind die Hundstage nicht zu Ende, obwohl die erdrückende Hitze in Bayern nachgelassen hat. Eine Verschnaufpause. Grundsätzlich aber werden die Tage, an denen das Thermometer über 30 Grad steigt, wegen des Klimawandels zunehmen – und damit die gesundheitlichen Belastungen. "Extreme Hitze und andauernde Hitzeperioden sind bedeutende Risikofaktoren für die menschliche Gesundheit", warnt das Robert-Koch-Institut in einer Studie zur hitzebedingten Sterblichkeit.

In den vergangenen heißen Sommern gab es demnach in Deutschland im Jahr 2018 etwa 8700 hitzebedingte Sterbefälle, im Jahr 2019 waren es etwa 6900 Fälle und im Jahr 2020 etwa 3700 Fälle. Vor wenigen Tagen wies das Statistische Bundesamt darauf hin, dass im Juli "wie bereits im Juni ... die Sterbefallzahlen ... vor allem in Phasen sehr hoher Temperaturen erhöht" waren. Während die Hitze längst da ist, hat sich in Deutschland kaum eine Kommune gerüstet – auch in der Oberpfalz nicht.

In Europa war die Hitzewelle im Sommer 2003 mit zehntausenden Toten ein Warnruf. Danach haben viele europäische Länder und Städte begonnen, Maßnahmen einzuleiten, um die Auswirkungen einer Hitzewelle abzumildern. In Deutschland erstellte im Jahr 2017 eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe "Handlungsempfehlungen für die Erstellung von Hitzeaktionsplänen zum Schutz der menschlichen Gesundheit". In Bayern ist das Thema im September 2021 angegangenen geworden. Es wurde die Landesarbeitsgemeinschaft Gesundheitsschutz im Klimawandel (LAGiK) gegründet. "Das erste Fokusthema der Landesarbeitsgemeinschaft ist die gesundheitliche Belastung durch Hitze", schreibt das bayerische Gesundheitsministerium auf Anfrage von Oberpfalz-Medien.

Städte heizen sich besonders stark auf

Sowohl die Handlungsempfehlung aus dem Jahr 2017 als auch die bayerische Initiative will die Kommunen anleiten, das Thema anzugehen. "Für einen effektiven Gesundheitsschutz und die Prävention klimabedingter Erkrankungen vor Ort müssen Maßnahmen der Gesundheitsförderung, der Klima-Anpassung und der Stadtentwicklung zusammen gedacht werden", heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage. Den Kommunen, in denen alle Lebenswelten vereint sind, komme hier eine besondere Bedeutung für den Gesundheitsschutz aller Bevölkerungsgruppen zu. "Notwendige Präventionsmaßnahmen sind unter anderem die Information der Bevölkerung mit besonderem Augenmerk auf vulnerable Gruppen, der abgestimmte Einsatz von Warnsystemen, Trinkwasserangebote, die Verfügbarmachung von kühlen Ausgleichsräumen sowie eine systematische Integration von Gesundheitsbelangen in bauliche und stadtplanerische Maßnahmen", schreibt das Ministerium.

In Städten ist wegen der Bebauung die Hitzebelastung noch größer als in der großflächigen Landschaft. Das fühlt jeder, der an heißen Tagen durch eine Straße oder über einen Platz ohne Schatten läuft. "Dunkle Asphaltflächen und Gebäude heizen sich besonders stark auf. An diesen Orten entsteht ein Wärmeinsel-Effekt, das heißt, in der Stadt ist es deutlich wärmer als im Umland", schreibt das Bayerische Landesamt für Umwelt in seinem Ausblick "Bayerns Klima im Wandel" vom März 2022 und mahnt: "Umso wichtiger sind daher Bäume, Grün- und Wasserflächen wie Parks und begrünte Dächer. Durch Verdunstung sorgen sie für Abkühlung in der Stadt." Grün- und Wasserflächen gibt es in vielen Oberpfälzer Städten und Gemeinden, einen Hitzeaktionsplan dagegen noch nicht. Aber in einigen Orten sind diese in Arbeit.

"Ein offizielles Hitzekonzept hat die Stadt (noch) nicht", teilte Christina Geiger von der Stadt Weiden auf Anfrage von Oberpfalz-Medien mit. Aber die Themen Hitze und Hitzevorsorge würden im Rahmen des Handlungsfelds "Anpassungen an den Klimawandel" im derzeit entstehenden Klimaschutzkonzept bearbeitet. Unabhängig davon soll Ende September das Thema "Hitzeaktionsplan" auf Wunsch der Grünen im Stadtrat behandelt werden. Auch in Schwandorf und Amberg gibt es bisher keine Hitzeaktionspläne. In Regensburg wurde am 24. Juli ein Beschluss zum Hitzemanagement gefasst. Nürnberg will ab Herbst einen Hitze-Aktionsplan umsetzen – und hat als erste Maßnahmen ein Karte mit öffentlichen Trinkwasserbrunnen veröffentlicht. Öffentliche Trinkwasserspender in Gebäuden und im öffentlichen Raum zu installieren, ist eine Maßnahme, die empfohlen wird.

Park und Grünflächen in Innenstadtnähe zur Kühlung

In Weiden sind ab Oktober Runde Tische mit verschiedenen Akteuren, unter anderem auch der Katastrophenvorsorge, Stadtplanung und Schulverwaltung geplant, schreibt Geiger. Dabei stehe auch das Thema Hitzevorsorge auf der Agenda. Themen sind Anpassungen der Planungen und Vorgaben im Bereich der Stadtplanung – um etwa Zonen zu schaffen oder zu erhalten, die für Abkühlung sorgen. Die Stadt will das Thema Hitze-Aktionsplan in den Katastrophenschutz integrieren, ähnlich der Vorgehensweise mit anderen durch den Klimawandel gehäuft auftretenden Extremereignissen (wie Starkregen und Überflutungen). "Die Erarbeitung einer ‚Hitzeseite‘ auf der städtischen Website wird auch geplant", sagt Geiger.

Mit dem Max-Reger-Park hat Weiden eine große, Schatten spendende Grünfläche neben der Altstadt. Diese Grünfläche soll durch die Umgestaltung des Grünzuges hinter dem Parkdeck Naabwiesen wachsen. Auch Schwandorf hat Projekte angestoßen, die die Aufenthaltsqualität in der Stadt, vor allem in der Innenstadt, weiter verbessern sollen. "Dazu gehört die Gestaltung von kleinen Grüninseln, sogenannten Pocket Parks in der Stadtmitte, die einen Beitrag zur Aufenthaltsqualität und zur Verbesserung des Mikroklimas in der Stadt leisten", sagt Sprecherin Maria Schuierer. Und sie verweist auf die Bedeutung des an der Naab gelegen Stadtparks. Dieser "Garten der Innenstadt“ habe mit seiner Grünfläche und seinem Baumbestand eine wichtige Funktion für das Stadtklima und als Erholungsort am Wasser.

Hintergrund:

Warum heißt es Hundestage?

  • Im Volksmund werden die besonders heißen Tage im Hochsommer als Hundstage bezeichnet.
  • Mit Hunden haben die Hundstage nichts zu tun. Der Name kommt vom Sternbild "Großer Hund" (Canis Major), zu dem auch der Stern Sirius gehört.
  • Die Hundstage sind die Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August. Das ist die Zeit vom Aufgang bis zur Sichtbarkeit des kompletten Sternbilds "Großer Hund".
  • "Sind die Hundstage heiß, bleibt's im Winter lange weiß“ lautet eine alte Bauernregel. Wegen des Klimawandels wird sie immer weniger gelten. Zwar gibt es mehr Hitzetage, aber weniger Frosttage. Allein von 1951 bis 2019 ist die Zahl der Tage mit Temperaturen unter dem Nullpunkt um 15 zurückgegangen.
Huskys im Klimahaus
Die Schlittenhunde von Hundeführer Kranz vom Huskyhof Ridderade nehmen im Klimahaus Bremerhaven zu Beginn der "Hundstage" eine Abkühlung.
 
 

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