Digitalisierung, E-Mobilität, Nachhaltigkeit: Die Industrie steht vor einem großen Umbruch – das spüren auch die Betriebe in der Nordoberpfalz. Für die Unternehmen bedeutet das auch Probleme und Herausforderungen. Arbeitsplätze sind in Gefahr, drohen einfach zu verschwinden, befürchten Gewerkschaften. Auch in der Oberpfalz, wo mit Tschechien ein billigeres Produktionsland nicht weit entfernt ist.
Am Freitag haben deswegen Beschäftigte in 13 Nordoberpfälzer Betrieben "für einen fairen sozial-ökologischen Wandel von Industrie und Gesellschaft" demonstriert. Bundesweit rief die IG Metall zu einem Aktionstag auf, in Bayern waren laut Gewerkschaft rund 13.000 Beschäftigte dabei. In der Nordoberpfalz gab es Aktionen bei Siemens in Amberg, Kemnath und Luhe-Wildenau, bei Hamm, Grammer, Constantia, EMZ Hanauer, Rohrwerk, der Luitpoldhütte, ZF, Heim und Haus, Cherry und bei Novem Vorbach, wo in dieser Woche nach Warnstreiks ein neuer Tarifvertrag geschlossen worden war. Ziel des Aktionstages am Freitag war es, mit den Kollegen ins Gespräch zu kommen, denn bei vielen sei das Thema "Transformation" eben noch kein Thema, nicht wirklich greifbar.
E-Straßenwalzen bei Hamm
Keine betriebsbedingten Kündigungen, sichere Arbeitsplätze, eine Qualifizierung der Ausbildung und kein erhöhtes Renteneintrittsalter – das sind die Kernforderungen der Gewerkschaft an die Politik, an die neue Regierung, sagt Udo Fechtner, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Amberg, bei einem Pressegespräch am Freitag in Weiden. "Wir erwarten Investitionen von der Politik in Höhe von 500 Milliarden Euro bis ins Jahr 2030." Das Geld sei ja da, es müsse aber in die Sicherung der Arbeitsplätze gesteckt werden. Damit die Jobs in der Region bleiben.
Beim Tirschenreuther Straßenwalzenhersteller Hamm machen sich die Veränderungen bereits bemerkbar. "Die kleinen Straßenwalzen werden schon elektrifiziert", erklärt Thomas Pinzer, der bei Hamm arbeitet. Das verändere viel in der Produktion. "Der Weg wurde von der Politik eingeschlagen, jetzt muss die Industrie mit, ob sie will oder nicht." Constantia in Pirk steht vor anderen Herausforderungen. Das Unternehmen stellt viel Verpackungsmaterial her. Angesichts der aktuellen Diskussion um Nachhaltigkeit – was braucht man überhaupt an Verpackungen? – werde sich die Firma umstellen müssen, sagt Fechtner. Das bauche aber Zeit. "Man kann nicht einfach sagen: Weniger Verpackungen, blöd gelaufen für euch." Da benötige man Gelder vom Staat, um Mitarbeiter umzuqualifizieren, um andere Bereiche des Unternehmens auszubauen. "Damit die Arbeitsplätze nicht hinten runterfallen", so Fechtner.
Energieintensive Firmen brauchen Hilfe
Ein weiteres sensibles Thema sei der Energiepreis. Bei der Luitpoldhütte, Constantia oder Rohrwerk, die viel Energie brauchen, werde man sich vielleicht auch bald überlegen, ob man nicht woanders hingehen sollte, wo der Strom nicht so viel kostet, meint der Gewerkschafter. Stichwort: Tschechien. "Wir brauchen Klimaschutz und Energiewende", betont Fechtner, aber deswegen eben auch die 500 Milliarden Euro. Auch die hiesige und ebenfalls energieintensive Porzellanindustrie brauche die Unterstützung der Politik.
Was die Gewerkschafter optimistisch stimmt, sind die Oberpfälzer selbst. Qualifiziert, heimatverbunden, treu. "Die gehen nicht gleich zur nächsten Firma, nur weil es da zehn Cent mehr gibt", sagt Karl Heinz König von Novem. Solche Mitarbeiter gebe es nirgendwo anders, sind sich alle beim Pressetermin einig. Das wüssten die Arbeitgeber auch. Jetzt sei es aber eben auch an der neuen Regierung diese zu unterstützen.



















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