Die Kliniken Nordoberpfalz AG mit ihren Häusern in Weiden und Tirschenreuth hat am Mittwoch Alarm geschlagen und um Hilfe gerufen. In der Notaufnahme könnten wegen der Ausfälle beim ärztlichen und beim pflegerischen Personal "nicht mehr alle Patienten sofort und umgehend für eine stationäre Betreuung aufgenommen werden". Das wird seit Tagen auch aus den städtischen Kliniken in München berichtet. Der Grund dort: der Anstieg der Zahl von Corona-Erkrankungen beim Personal wegen des Oktoberfestes. Bei den Kliniken Nordoberpfalz heißt es zudem: Wegen "extremer Personalausfälle können nur noch im Einzelfall planbare Operationen oder ambulante Eingriffe durchgeführt werden". Die Situation sei ernst und eine Verbesserung der Lage nicht in Sicht.
Bundesweit meldetet das Robert-Koch-Institut für Mittwoch eine Sieben-Tage-Inzidenz von 799,9. In Bayern lag der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche bei 1081,6. In der Stadt Weiden lag die Sieben-Tage-Inzidenz nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei 1120,7, im Landkreis Neustadt/WN bei 1076,6 und im Landkreis Tirschenreuth bei 1610,7. Für den Landkreis Schwandorf meldete das LGL eine Inzidenz von 1058,7, für den Landkreis Amberg-Sulzbach 726,2 und für die Stadt Amberg 807,3.
Notfallhilfe gesichert
Die Intensiv- und Notfallversorgung sei trotz der extrem angespannten Situation bei den Kliniken Nordoberpfalz "weitestgehend" gesichert. „Jeder Patient, der im Notfall Hilfe braucht, erhält diese natürlich weiterhin bei uns", betont der Ärztliche Leiter am Klinikum Weiden, Professor Christian Paetzel. Nicht gewährleistet ist demnach die Weiterbehandlung. "Wir können, wie viele anderen Kliniken auch, nicht garantieren, dass im Anschluss an die Erstversorgung in der Notaufnahme die weitere Behandlung in unseren Häusern erfolgen kann“, sagte Paetzel laut Mitteilung der Kliniken vom Mittwoch. „Wir befinden uns in einer Situation, wie wir sie während der gesamten Pandemie noch nicht bewältigen mussten, vor allem durch akuten Mangel an Fachpersonal im ärztlichen und pflegerischen Bereich, aber auch in den anderen Berufsgruppen."
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte am Tag zuvor Alarm geschlagen, dass die hohen Personalausfälle und die Zahlen der Corona-Patienten den Kliniken Probleme bereiten. Der Vorstand der Kliniken Nordoberpfalz, Michael Hoffmann, sagt: "Wir sind, wie viele anderen Kliniken und Krankenhäuser in Bayern und Deutschland auch, dazu gezwungen, bestimmte Bereiche für eine gewisse Zeit abzumelden.“ Insgesamt werden derzeit in den Häusern der Kliniken Nordoberpfalz 101 Covid-19-Patienten behandelt. In Weiden sind es 73, in Tirschenreuth 28. Elf Covid-19-Patienten werden intensivmedizinisch betreut, sieben in Weiden und vier in Tirschenreuth. Zudem befinden sich in der Geriatrischen Rehabilitation in Erbendorf (Landkreis Tirschenreuth) 35 Covid-19-Patienten.
Länder prüfen erste Corona-Maßnahmen
Im Klinikum St. Marien in Amberg gibt es derzeit keine Versorgungsengpässe. "Operationen müssen nur in absoluten Einzelfällen verschoben werden, und dies geschieht nicht aufgrund der Corona-Situation, sondern aufgrund allgemeiner Krankheitsausfälle", teilte Sprecherin Sandra Dietl auf Anfrage mit. Am Mittwoch wurden in Amberg 29 Patienten mit einer bestätigten Covid-19-Infektion behandelt. In den Kliniken Nordoberpfalz hofft man unterdessen darauf, dass sich auch Freiwillige ohne medizinische Erfahrung melden, die in dieser Phase helfen könnten, die Versorgung aufrechtzuerhalten.
Unterdessen appellierte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) an die Bundesländer, die Instrumente zu nutzen, die das Infektionsschutzgesetz zur Verfügung stellt: "Wir sehen derzeit stark steigende Fallzahlen. Ich höre aber, dass die Länder diese Maßnahmen auch derzeit ... diskutieren. Ich gehe daher von einem verantwortungsvollen Handeln aus", sagte er am Mittwoch bei der Regierungsbefragung im Bundestag in Berlin. Dabei nannte er unter anderem eine Maskenpflicht in Innenräumen.
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