Weiden in der Oberpfalz
10.06.2022 - 15:11 Uhr

Kaserne in Weiden nach gefallenem Soldaten umbenannt

Schon lange war die Umbenennung der Weidener Ostmark-Kaserne im Gespräch. In einem Festakt war es soweit: Ab sofort trägt die Kaserne den Namen des in Afghanistan gefallenen Major Jörn Radloff. Bei dem Appell wurde es emotional.

Der 9. Juni geht in die Chronik der Kaserne in Weiden ein: Es ist der Tag der zweiten Umbenennung in der Geschichte der Liegenschaft seit 1935. Ab sofort wird aus der Ostmark-Kaserne die Major-Radloff-Kaserne. Namensgeber ist Major Jörn Radloff. Er kam im April 2010 gemeinsam mit zwei weiteren Kameraden durch eine Sprengfalle in Afghanistan ums Leben. Damals war er als Leiter der Unteroffiziers-Ausbildung in Weiden stationiert.

Familie stimmt zu

Bei dem Umbenennungsappell schien es fast so, als hätte das Wetter die Trauer, die mit dem Namen Radloff in Weiden mitschwingt, begleitet. Dunkle Wolkenfelder hingen am Donnerstag über der Kaserne. "Ob das Wetter hält?" Die häufigste Frage zwischen den vielen festlich uniformierten Soldaten. Regen war angekündigt. Vereinzelt grollte der Donner.

Aus der Ferne näherte sich Trommelklopfen, das immer lauter wurde. Das Heeresmusikkorps Ulm zog auf den Platz, die Soldaten standen stramm, die Familie von Jörn Radloff saß bereit. Ohne ihre Zustimmung wäre die Umbenennung nicht möglich gewesen.

"Waldnaabkaserne" auch Favorit

Soldaten und auch die zivilen Arbeiter und Beamten in der Kaserne hatten schon vor einiger Zeit über den Namen abgestimmt. Neben dem jetzigen Namen hatte auch „Waldnaabkaserne“ zu den Favoriten gehört. Nach dem Einholen des Einverständnisses der Familie Radloff, entschied sich die Mehrheit der Soldaten 2019 dann aber für "Major-Radloff-Kaserne". Schließlich hatte auch das Verteidigungsministerium – dem die endgültige Entscheidung obliegt – der Namensänderung zugestimmt. Noch immer gibt es Soldaten am Standort, die Radloff persönlich kannten. Dort wo normalerweise Ordnung und Akribie herrschen, machten sich deshalb am 9. Juni Emotionen breit.

"Das Heer vergisst nicht", machte der Standortälteste des Artilleriebataillons 131, Oberstleutnant Thorsten Wallschus, klar, als der dunkle Himmel anfing erste Regentropfen zu schicken. "Welcher Name würde besser passen, als der eines Soldaten, der im Einsatz den höchsten Preis bezahlt hat?"

Umbenennung ganz selten

Zweiter Bürgermeister Lothar Höher berichtete, dass alle Diskussionen bei der Stadt über den Namen sofort beendet waren, als er genannt wurde. Selbst für den Kommandeur der 10. Panzerdivision Generalmajor Ruprecht von Butler war es "alles andere als ein normaler Tag". So eine Umbenennung geschehe ganz selten, sagte er in seiner Ansprache. "Er hat für uns alle das Wertvollste gegeben, was er hatte: sein Leben." In Gedenken an den Major aus Weiden wurde ein Kranz niedergelegt. Gemeinsam enthüllten Oberstleutnant Wallschus, Bürgermeister Höher, Generalmajor von Butler und Brigadegeneral Michael Podzus schließlich den neuen Schriftzug.

Keine 24 Stunden später hatten sich die grauen Wolken verzogen. Am Tag nach der Umbenennung strahlte das neue Schild an der Frauenrichter Straße mit der Sonne und dem blauen Himmel um die Wette: Major-Radloff-Kaserne steht darauf in großen schwarzen Lettern.

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Weiden in der Oberpfalz05.06.2019
Hintergrund:

Zur Person: Jörn Radloff

  • Geboren am 6. Dezember 1971
  • Gefallen am 15. April 2010 in Afghanistan
  • 1992 Eintritt in die Bundeswehr
  • 1994 bis 1996 Ausbildung zum Fallschirmjägeroffizier
  • 1996 bis 2000 Studium der Betriebswirtschaftslehre und Politik an der Bundeswehr Universität in Hamburg
  • 2008 bis 2010 Inspektionschef bei der IX. Inspektion der Unteroffizierschule des Heeres in Weiden, dabei: Kompaniechef und Mentor beim Operational Mentoring and Liaison
    Teams (OMLT) der International Security Assistance Force (ISAF) in Afghanistan
 
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