Die Station im zweistöckigen Nebengebäude zwischen Patientengarten und Kinderklinik ist dreigeteilt, hier werden Privatpatienten der Allgemeinchirurgie, der Internistik sowie der Urologie von 17 Pflegekräften und einer Stationshilfe betreut. Und von drei Chefärzten mit ihrem Ärztestab. Hieß die Berufsbezeichnung früher „Krankenschwester“, so werden die Patienten heute von „Fachkräften der Gesundheits- und Krankenpflege“ versorgt. Die Bezeichnung hat sich gewandelt, nicht jedoch der Beruf an sich. Lara und ihre Kollegin Lydia berichten, was ihnen an ihrem Beruf gefällt: „Es ist ein schönes Gefühl, Menschen etwas geben zu können. Der Umgang mit Menschen bringt viel Abwechslung und Freude, wir bekommen oft positives Feedback.“ In der Öffentlichkeit habe der Beruf doch auch ein negatives Image, „Viele Menschen haben Angst vor Krankenhäusern, wollen mit dem Thema Krankheit nicht konfrontiert werden. Sie denken, wir haben immer nur schlimme Erlebnisse. Und sie bringen unseren Beruf oft unmittelbar mit dem Entleeren von Bettpfannen in Verbindung. Das ist jedoch ein falsches Bild!“ Vielmehr freuen sich die beiden jungen Krankenschwestern, dass sie häufig Fortschritte bei den Patienten miterleben können, ein sichtbares Ergebnis ihrer Arbeit sehen können. „Dies motiviert uns immer!“ Die Arbeit im Team sei sehr angenehm, gleichzeitig könnten sie selbständig arbeiten und eigene Vorschläge einbringen. Nicht zu unterschätzen seien die Nachtdienste zwischen 22 und 6 Uhr, wenn eine Pflegekraft für die gesamte Station mit 21 Betten alleine verantwortlich ist. Die Zusammenarbeit im Team fehle in dieser Zeit, berichtet Schwester Lydia. „Die Unterstützung durch eine Kurzzeit-Nachtdienst-Pflegekraftwürde uns schon helfen. Auf unserer Station lässt es sich aber auch in der Nacht gut arbeiten, schwieriger ist es auf anderen Stationen, die manchmal doppelt so lang sind wie unsere 161.“
Auch auf der chirurgischen Station 43 mit 25 Betten ist eine Pflegekraft nachts allein für die Patienten verantwortlich. Dies bringe große Verantwortung mit sich, so Andre Thienwiebel, Stationsleitung der Klinik für Allgemein-, Thorax- und Visceralchirurgie. „Wir haben alle Respekt vor dem Nachtdienst alleine, ohne die Kolleginnen und Kollegen.“ Auch auf dieser Station sei die Zusammenarbeit im Team sehr gut, „der Beruf macht mir noch immer viel Freude. Wir bekommen viel positives Feedback von den Patienten. Auch die Ärzte anerkennen unsere Arbeit, Prof. Dietl unterstützt und motiviert uns sehr.“ Dies sei auch sehr wichtig, „es baut uns auf!“. Aber, „die Personalknappheit ist schon ein großes Problem.“ Viel Zeit nehme auch die zunehmende Bürokratie, die geforderte Dokumentierung sämtlicher Arbeitsschritte in Anspruch: Grundpflege, Mobilisierung der Patienten, Nahrungsaufnahme, Medikamentengabe, Pflegeanweisungen, alles muss schriftlich erfasst werden. Die Pflegekräfte sind auch dafür verantwortlich, die Untersuchungen der Patienten in den Fachabteilungen zu organisieren, Patienten zu den Untersuchungen zu begleiten, wenn der Hol- und Bring-Service nicht zur Verfügung steht. Bei der ärztlichen Visite begleiten die Pflegekräfte die Mediziner, notieren Anordnungen für die weiteren Behandlungsschritte. „Die Arbeit ist schon sehr anstrengend, es besteht auch die Gefahr, dass Mitarbeiter überlastet werden. Schwierig wird es, wenn Kollegen krank sind, denn es gibt kaum mehr Aushilfskräfte, die einspringen könnten.“ In den vergangenen Jahren sei das Personal reduziert worden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der die Kliniken Nordoberpfalz AG auch schon besuchte, verspricht derzeit die Einstellung von 10 000 neuen Pflegekräften. „Dies würde letztendlich die Einstellung von gerade mal einer halben Kraft je Klinik in Deutschland bedeuten.“ Und, „Wo sollen die neuen Kräfte denn herkommen, es ist kein freies Personal auf dem Arbeitsmarkt vorhanden? Die Ankündigungen seitens der Politik sind gut, die Umsetzung jedoch ist sehr schwierig.“ Welchen Wunsch hat Andre Thienwiebel, dem sein Beruf nach eigener Aussage trotz aller Schwierigkeiten noch immer Freude macht: „Ich wünsche mir, dass wir uns wieder verstärkt so intensiv um die Patienten kümmern können, wie wir es gelernt haben, keine Abstriche mehr machen müssen.“
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