Weiden in der Oberpfalz
02.10.2019 - 11:39 Uhr

Kein Nachwuchsmangel beim Bäcker

Viele Betriebe klagen über immer größer werdende Schwierigkeiten, Auszubildende zu bekommen. Dass es auch anders sein kann, beweist ein junger Bäckermeister.

Das Beispiel Ömer Mercan (Mitte) und Bäckermeister Christian Bachmann (rechts) sollte mehr Nachahmer finden, sagt Markus Fick vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Weiden. Bild: Bühner
Das Beispiel Ömer Mercan (Mitte) und Bäckermeister Christian Bachmann (rechts) sollte mehr Nachahmer finden, sagt Markus Fick vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Weiden.

Bei der letzten Sommergesellenprüfung waren aus der gesamten Nordoberpfalz gerade einmal zehn junge Bäcker dabei. Wie viele andere Handwerksbetriebe leidet auch das Bäckerhandwerk fast überall unter großem Nachwuchsmangel. Doch „Nachwuchsmangel kenne ich nicht“, sagt Bäckermeister Christian Bachmann. Jetzt hat er mit Ömer Mercan seinen vierten Auszubildenden eingestellt.

Drei hatte er schon vorher, seit September sind es vier. Und alle sollen nach Beendigung der Ausbildung möglichst übernommen werden. „Zusammen mit anderen will ich meinen Betrieb aufbauen“, sagt Bachmann. Als 34-Jähriger sieht er sich zusammen mit seinen Azubis in einem gemeinsamen Team. Mit kreativen Methoden hat der Bäckermeister sein Geschäft aufgebaut und ähnlich geht er auch bei der Nachwuchsgewinnung vor. Gebacken wird bei Bachmann zum Beispiel in einer ehemaligen Bäckerei in Mantel, verkauft wird die Ware in Weiden in einem Verkaufswagen. Dieser ist an einer häufig von Passanten frequentierten Stelle aufgestellt. Täglich nachts um 1 Uhr 30 werden zwei Auszubildende vom Meister persönlich in Weiden abgeholt und zur Backstube nach Mantel gefahren. Darunter ist auch der Auszubildende Mercan. Und, was wohl besonders selten ist, einmal in der Woche geht Bachmann mit seinem Azubi ins Fitness-Studio.

Der 22-jährige Mercan war erst vor gut zwei Jahren aus der Türkei zu einer Familienzusammenführung nach Weiden gekommen. Lange Zeit suchte er vergebens einen Ausbildungsplatz. Bei der Bäckerei Bachmann schließlich hatte er Erfolg. Mit seiner Einstellung ist Bachmann einem Vorschlag des Arbeitgeberservices der Arbeitsagentur Weiden gefolgt. Er beinhaltet, dass Bewerber in einer vom Arbeitgeberservice weitgehend finanzierten Einstiegsqualifikation im Betrieb circa ein halbes Jahr „schnuppern“ und im Erfolgsfall diese Phase auf die Ausbildungszeit angerechnet werden kann.

„Wir hätten gerne, dass noch mehr Arbeitgeber von dieser Möglichkeit Gebrauch machen“, sagt Markus Fick vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur Weiden. Vor allem für junge Flüchtlinge und andere Bewerber mit Migrationshintergrund käme diese Maßnahme in Betracht. Rund 40 Prozent der beim Jobcenter gemeldeten insgesamt 630 Flüchtlinge seien unter 25 Jahren. Doch leider sei es in diesem Jahr erst in 17 Fällen gelungen, Einstiegsqualifikationen für Bewerber mit Migrationshintergrund einzurichten.

Bäckermeister Bachmann schwärmt von seinem neuen Auszubildenden: „Ömer hat super mitgemacht.“ Von Anfang an sei der junge Mann in den Betriebsablauf eng eingebunden worden. „Er darf aber auch Fehler machen“, sagt der Chef. Die noch fehlenden Deutschkenntnisse will sich Mercan in einem Deutschlehrgang bei der Volkshochschule aneignen. Lernen und Arbeiten sind ihm vertraut. 16 Jahre besuchte er in der Türkei die Schule und arbeitete danach dort drei Jahre lang in der Gastronomie.

 
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Kerstin Hörl

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27.02.2022
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