Wird es künftig eine gemeinsame Berufsschule für Neustadt und Weiden geben?

Weiden in der Oberpfalz
20.10.2021 - 18:25 Uhr
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Die Zukunft der Berufsschulen in Weiden und Neustadt soll Thema in der nächsten Kreisausschuss-Sitzung sein. Neu ist das Thema nicht. Zum ersten Mal könnte aber ein Neubau außerhalb der Stadt Weiden in Frage kommen.

Wie geht es weiter mit der Europa-Berufsschule in Weiden? Ein Antrag der CSU-Kreistagsfraktion bringt neuen Schwung in die Diskussion um einen neuen Standort und eine mögliche Fusion mit den beruflichen Schulzentren im Landkreis Neustadt/WN.

Seit Jahren wird in Weiden über den Standort und die Zukunft der Europa-Berufsschule diskutiert. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen, eine Sanierung komme der Stadt Weiden als Sachaufwandsträger teuer. Deshalb hatte sich der Bauausschuss im Juli vergangenen Jahres für einen Neubau als günstigere Alternative ausgesprochen. Im Gespräch war das gegenüber dem jetzigen Standort liegende SV-Gelände, allerdings war dort Wohnbebauung geplant. Nun gibt es einen überraschenden Vorstoß: Die CSU-Kreistagsfraktion Neustadt/WN will einen Antrag zur „Entwicklung einer gemeinsamen Berufsschule mit der Stadt Weiden“ in den nächsten Kreisausschuss am 15. November einbringen. Damit könnte erstmals auch ein Standort im Landkreis Neustadt infrage kommen.

„Landrat Meier und die Verwaltung werden beauftragt, ein Konzept für eine gemeinsame Berufsschule des Landkreises Neustadt und der Stadt Weiden zu entwickeln beziehungsweise in Auftrag zu geben, in dem zunächst die Kosten und Finanzierungsmöglichkeiten abgeschätzt werden“, heißt es als Vorschlag in dem Antrag, der Oberpfalz-Medien vorliegt. „Dabei sind unter der Beteiligung von Fachverbänden Fragen eines geeigneten Standortes und die Möglichkeiten neuer Formen des beruflichen Lernens zu berücksichtigen.“

"Standort ist ergebnisoffen"

„Es ist der richtige Moment und der richtige Schritt“, kommentiert CSU-Fraktionsvorsitzender Edgar Knobloch den von ihm unterzeichneten Antrag. Es sei an der Zeit, den Berufsschulstandort für die nicht-akademische Ausbildung attraktiver zu machen, ohne dass die Stadt Weiden oder der Landkreis Neustadt diese Herausforderung alleine stemmen müssen. „Der Standort ist ergebnisoffen“, betont Knobloch. „Es muss nicht der Schulhügel in Neustadt sein. Der ist eigentlich schon gut gefüllt und eher ein Nadelöhr beim Verkehr.“ Knobloch spricht aber von einer Fusion der Europa-Berufsschule in Weiden mit dem Staatlichen Beruflichen Schulzentrum in Neustadt. Statt in Konkurrenz zu treten, könne man gemeinsam eine große Schule bilden und in neuen Branchen ausbilden.

Das war auch Tenor im Januar diesen Jahres, nachdem die Regierung der Oberpfalz angekündigt hatte, die beruflichen Schulzentren in Weiden und dem Landkreis wegen stark gesunkener Schülerzahlen zu einem riesigen Schulzentrum mit fast 4000 Schülern zusammenlegen zu wollen. Hier waren sogar neben den beiden bereits genannten Schulen auch die Wirtschaftsschulen Weiden/Eschenbach inbegriffen. Diese sollten in die Europa-Berufsschule integriert werden, die wiederum ihren gewerblich-technischen Bereich an das Schulzentrum in Neustadt abgeben sollte. Kostenpunkt: 100 Millionen Euro, wobei 20 Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre, Stadt und Landkreis tragen könnten, hieß es.

"Weiden nicht aus dem Spiel"

„Wir sind bei diesem Thema grundsätzlich sehr aufgeschlossen“, sagt der Weidener CSU-Fraktionschef Benjamin Zeitler zum Vorstoß der Kreistagsfraktion. Die Stadt Weiden könne eine komplette Sanierung der Europa-Berufsschule wegen der Haushaltslage und den hohen Sanierungs-Anforderungen kaum alleine stemmen. Ein Neubau sei eine „Vision, die wir positiv begleiten“. Wenn zum jetzigen Zeitpunkt allerdings die Standort-Frage im Vordergrund stünde, werde es nicht dazu kommen. Der Standort müsse offen geprüft werden. Tatsächlich haben auch schon Stadträte in Weiden öffentlich diskutiert, ob die Schule nicht auch außerhalb der Stadtgrenzen errichtet werden kann. Aber es ginge jetzt um andere Fragen: „Gibt es formell und rechtlich überhaupt eine Möglichkeit, zusammenzuwirken? Wie sähe eine inhaltliche Zusammenarbeit aus? Wie ist der Raum- und Flächenbedarf?“ Offen diskutiert werden müsse auch, ob eine Fusion zwischen Europa-Berufsschule und der Neustädter Berufsschule infrage kämen oder die große Zusammenlegung mit den Wirtschaftsschulen, wie sie von der Regierung gewünscht sei.

Obwohl bislang kein passender Standort für einen Neubau in Weiden gefunden wurde, sei „Weiden nicht aus dem Spiel, ganz im Gegenteil“, so Zeitler. „Wichtig ist, dass die Regierung der Oberpfalz, der Landkreis und Weiden sich gemeinsam abstimmen und das große Ganze nicht aus den Augen verlieren.“ Vielleicht habe eine Lösung der Frage nach einem attraktiven Berufsschul-Standort ja sogar Modellcharakter in Bayern mit entsprechenden Fördermöglichkeiten.

Schulleiter überrascht

„Das hört sich schön an, aber ich kann nicht viel dazu sagen, weil ich nichts weiß“, sagt Josef Weilhammer, Schulleiter der Europa-Berufsschule, zum Antrag. Er begrüße diese Überlegungen aber, weil sie Synergie-Effekte bringen können. „Wir leben von Steuergeldern, und die müssen wirtschaftlich umgesetzt werden.“ Das Schulhaus im Stockerhutweg sei zu klein für seine etwas mehr als 3000 Schüler, und die letzte Sanierung sei rund 30 Jahre her. „Die Heizungsleitungen rosten durch, wir haben Wasserschäden“, nennt er einige Mängel. Generell sei zwar seiner Erfahrung nach eine Stadt für Schüler attraktiver als Lernstandort als ein Ort außerhalb, aber da seine Schüler hauptsächlich mit dem Auto anreisten, hätte ein Standort im Landkreis hier kaum Auswirkungen.

„Mir sind die Pläne bekannt, aber dass sie so weit gediehen sind, wundert mich“, kommentiert Reiner Butz, stellvertretender Schulleiter des Staatlichen Beruflichen Schulzentrums in Neustadt, den Antrag. „Die Schulen werden nicht gefragt oder eingebunden. Wir müssen ausführen, was die Regierung und die Träger sich ausgedacht haben.“ Von der Anfang des Jahres diskutierten großen Fusion der beruflichen Schulen inklusive der Wirtschaftsschulen habe er seitdem nichts mehr gehört. Da Weiden und Neustadt über eine gute Verkehrsanbindung per Zug oder Bus verfügten, seien beide Standorte für die Schüler gut zu erreichen. Eine Fusion könne aber auch Auswirkungen auf die Lehrkräfte und das Sekretariat haben, zeigt sich Butz besorgt.

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Hintergrund:

Europa-Berufsschule Weiden und Staatliches Berufliches Schulzentrum Neustadt

  • Europa-Berufsschule: etwas mehr als 3000 Schüler, davon rund ein Drittel aus Weiden, ein Drittel aus dem Landkreis Neustadt/WN und ein Drittel aus sonstigen Landkreisen bis nach Oberbayern
  • Staatliches Berufliches Schulzentrum Neustadt: 440 Vollzeit-Schüler, davon in der Berufsfachschule 76 aus Weiden und 151 aus dem Landkreis Neustadt und der Stadt Neustadt/WN
 
 

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