Der heimatverbundene Neustädter Bertram Erhardt, der sich hobbymäßig mit den Bräuchen in Altbayern beschäftigt, stellte im zweiten Teil seiner Veranstaltungsreihe „Durch’s Jahr hindurch“, die regelmäßig angeboten werden soll, Prosatexte und Gedichte für den Zeitraum von Allerheiligen bis Weihnachten vor. Dabei wollte er nicht wissenschaftlich vortragen, sondern einfach nur erzählen und mit dem Publikum, das leider nicht allzu zahlreich erschienen war, in eine lockere Plauderei treten. Das gelang ihm vortrefflich, mal heiter, mal nachdenklich, dann wieder informativ oder auch hintergründig.
Zunächst ging Erhardt auf wichtige Namenstage im November ein: Schon die Kelten hatten Anfang des Monats ihr großes Totenfest. Beim Leonhardiritt kann man wunderschöne Pferdeprozessionen bestaunen. Der Martinstag war früher der Tag der Zinsabrechnungen und Märkte. Am Namenstag der Hl. Elisabeth von Thüringen (19.11.) erinnert man sich an das Rosenwunder. Weil die Hl. Cäcilia 232 mit einem Lied auf den Lippen enthauptet wurde, ist sie zur Schutzpatronin der Kirchenmusik geworden und viele Kirchenchöre feiern dies ihr zur Ehre (22.11.). In der Andreasnacht (30.11.) wird den jungen Frauen ein Blick in die Zukunft gewährt, wenn sie rückwärts und mit dem linken Fuß zuerst ins Bett steigen.
Danach stand das Kathreinbrauchtum im Mittelpunkt. Zum letzten Tanz des Jahres wurde geschabte Kernseife auf den Tanzboden gestreut. Das Nuss- und das Brezenweiberl verhalfen den Tanzenden zu den wichtigen Liebesgaben. An Kathrein lief die „Drau-ßerarbeit“ aus und die „Drinnerarbeit“ wie das Spinnen hatte nun Vorrang. Dabei erzählte man sich Geistergeschichten oder richtete die Leute aus. Am Barbaratag (4.12.) musste man vor Sonnenaufgang und ohne zu reden Kirschzweige schneiden. Blühten sie an Weihnachten, verhieß das Glück und Gesundheit.
Der um 1850 im protestantischen Hamburg erfundene Adventskranz mit anfangs 24 Kerzen wurde in Bayern erst 80 Jahre später akzeptiert, weil er von den „Preißn“ kam. Hierzulande gab es das „Paradaisl“, eine Steckpyramide mit vier Äpfeln und Kerzen. Die Christkindlmärkte, heute beinahe in jedem Schloss und jeder Scheune zu finden, waren früher an der Kirche angesiedelt.
Als Anregung verstand Erhard den im Mittelalter entstandenen und heute wieder gepflegten Brauch des „Frauentragens“ im Advent. Ein Muttergottesbild wird von Haus zu Haus gebracht, wobei sich einer Andacht eingemütliches Beisammensein mit den Nachbarn anschließt.
Für die musikalische Umrahmung sorgten Christa Böhm und Edeltraud Frank aus Reuth bei Erbendorf, die schon seit 30 Jahren als „Josephshofer Hausg’sang“ auftreten. In weichen, zu einem ausdrucksstarken zweistimmigen Gesang verbundenen Tönen und begleitet von aufgelösten Gitarrenakkorden sangen und spielten sie besinnliche und lustige mundartliche Lieder.













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