"Der 'Dogo Argentino' Rüde ist heute in unseren Besitz übergegangen und darf nun bei uns leben und bleiben", schreibt der Leiter des Hundezentrum Mittelfranken auf Facebook. Dazu postet er ein Video, wie "Hans Dampf" ausgelassen über eine Wiese tollt.
Vor etwa einem Monat startete er einen Aufruf, den Hund aufzunehmen, da er sonst womöglich eingeschläfert werde. Nach Medienberichten bekamen er und die Stadt Drohanrufe. Es habe laut Schuster auch eine Festnahme gegeben, als jemand versuchte auf seinem Gelände in Mittelfranken einzubrechen und den Listenhund gewaltsam zu befreien. Doch ein ernsthafter Anwärter für den Hund fand sich nicht. "Da kamen utopische Anfragen. Einer sagte, er habe auch einen Pitbull-Terrier, dann können sie zusammen spielen. Der andere hatte ein kleines Kind."
Und das, obwohl Schuster betonte, dass der Hund situativ aggressiv sei. "Er wurde nachweislich gequält." Was mit ihm geschehen sei, kann er nicht sagen. "Aber man merkt, dass etwas vorgefallen ist." Schnelle Bewegungen machten ihn aggressiv. "Bei einigen Frauen dreht er hohl", erklärt Schuster. "Außer bei Blondinen."
Der Rüde habe nun ein Zuhause, wo er niemand gefährden kann und wo sachgerecht mit ihm umgegangen wird. Der 46-jährige Vater von zwei Kindern unterstützt seit Jahrzehnten in seinem Hundezentrum Behörden bei der Unterbringung von Listenhunden. Für "Hans Dampf" habe die Stadt Weiden eine einmalige Pflegepauschale bezahlt, nun darf er fest bei Schuster leben. Warum er sich zu diesem Schritt entschloss? "Er tut mir leid. Ich hatte den Hund ein Jahr, er wedelt mit dem Schwanz, wenn ich komme." Wäre der Hund nicht vermittelt worden, hätte es passieren können, dass er eingeschläfert wird. "Euthanasie bei Hunden passiert in Deutschland zigmal", betont Schuster.
Hans sei kein Einzelfall. "Die Tierheime sind voll mit Hunden, die keiner will." Viele Tiere würden Jahre oder Jahrzehnte isoliert hinter Betonwänden verbringen, ohne Kontakt zu anderen Tieren oder Menschen. "Das ist wie Einzelhaft. Beim Menschen weiß man, da tun sich nach ein paar Tagen gruselige Dinge im Kopf. Das ist bei Tieren nicht anders." Anstatt den Hund jahrelang zu "inhaftieren" sollte man ihn einschläfern, fordert Schuster. "Nach einer ethischen Sitzung sollte das das letzte Mittel der Wahl sein, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind."
Doch auch der Kontakt zu Menschen sei nicht immer gut. "Viele Hundehalter vermenschlichen Tiere, eigene Gefühle und Emotionen werden in Tiere reinprojiziert. Der Mensch sieht sich in dem Tier." So sehe der Halter die Bedürfnisse des Tieres nicht mehr, sondern nur noch seine Emotionen. Deshalb fordert er einen Hundeführerschein.
Der 46-Jährige hat selbst auf der Straße gelebt und das Verhalten von Straßenhunden studiert, hält Vorträge und schrieb mehrere Bücher. Der Weidener Hund darf nun ein Leben lang bei ihm bleiben. "Aus Hans Dampf wurde Hans im Glück", freut sich Schuster.

















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