So ganz ohne eine persönliche Geste wollten die Kameraden des Artilleriebataillons 131 ihren scheidenden Kommandanten Christian Kiesel nicht gehen lassen. Mit einer Panzerhaubitze 2000 holten sie ihn vom Exerzierplatz ab. Eine letzte Runde drehte die Maschine, in der jeder Soldat seinem ehemaligen Kommandeur salutierte.
Zur Abfahrt zog der Panzer, wie bei einer amerikanischen Hochzeit, Dosen hinter sich her, während "Ein Hoch auf uns" aus den Lautsprechern schallte. Damit er sich in Berlin zurechtfindet und sich schnell heimisch fühlt, gaben die Soldaten ihm einen zwei Meter großen Wegweiser mit. Der zeigte ihm klar an: "Alle Richtungen führen zurück zum Artilleriebataillon 131."
Kiesel wird als Referent ins Verteidigungsministerium wechseln. Mit dem Artilleriebataillon 131 marschierte er unter Begleitung des Heeresmusikkorps Veitshöchheim ein letztes Mal auf. Zum Abschied richtete der Kommandeur das Wort an seine Truppe. Viel habe man erlebt in den vergangenen drei Jahren: 4543 abgefeuerte Schuss und 1710 abgeschossene Raketen, die Teilnahme an Übungen in Litauen und kürzlich in Grafenwöhr sowie ein sechsmonatiger Einsatz im Kosovo - eine Auswahl der Ereignisse, die Kiesel und seine Kameraden zusammengeschweißt haben. Nicht alles sei reibungslos verlaufen, aber letztendlich habe man immer eine Lösung gefunden.
In seinen 25 Jahren als Soldat war Kiesel an mehr als zehn Orten stationiert. Nirgends sei das Verhältnis aller Bereiche der Öffentlichkeit gegenüber den Soldaten so herzlich wie in Weiden gewesen. Insofern wird er die Oberpfalz in guter Erinnerung behalten. "Ich übergebe den Staffelstab heute nicht gerne, aber dennoch freiwillig. Ich melde mich ab", schließt er seine Ansprache.
Brigadegeneral Michael Podzus von der 10. Panzerdivision nahm Kiesel das Kommando ab und lobte ihn und seine Soldaten für ihre Arbeit. Die Bundeswehr sei in einer schwierigen Phase: "Personelle Lücken wie materielle Defizite erschweren Ihre Arbeit und erfordern viel Engagement und Kreativität." Die Politik habe eine Trendwende eingeleitet, aber es dauere, bis eine Wirkung zu erkennen sei. Podzus führte einst selbst ein Bataillon und weiß, dass die Kameraden einem ans Herz wachsen.
Das Kommando in Weiden übernimmt nun Oberstleutnant im Generalstab Sven Zickmantel. Dieser war bereits zweimal im ISAF-Einsatz in Kabul (Afghanistan) gewesen. Zuletzt diente er als Personalmanager im Büro des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Podzus stellt klar: "Ein Kommando erfordert Eignung, Leistung und Befähigung." Eigenschaften, die der General dem neuen Kommandeur zuspricht.
200 Gäste folgten gespannt der Zeremonie. Darunter viel Prominenz: Oberbürgermeister Kurt Seggewiß, stellvertretender Landrat Albert Nickl sowie Vertreter der Bundespolizei, Bundeswehr, Kirche, Verwaltung, US-Armee, des österreichischen und tschechischen Heeres.
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