Der erste Beschluss des Bauausschusses fiel im Juli 2015: Ja, das Kepler-Gymnasium ist reif für eine Generalsanierung. Zwei Jahre später war die Voruntersuchung dazu abgeschlossen. Hauptpunkte: Die 52 Jahre alte Elektrotechnik ist nicht mehr zeitgemäß, auch Heizung, Lüftung und Sanitäranlagen müssen erneuert werden. Zudem meldete das Gymnasium Mehrbedarf bei den Räumen für seine jährlich 800 bis 1000 Schüler an. Der Bauausschuss beschäftigte sich jetzt schon mal mit der Vorplanung durch das Weidener Architekturbüro Robert Würschinger. Ein erster Schritt. Wann weitere folgen, ist allerdings unklar.
Wie Robert Würschinger erläuterte, könnte das Gebäude in sechs Bauabschnitten während insgesamt acht Jahren saniert werden – bei laufendem Betrieb. Geschätzte Kosten: 34,9 Millionen Euro. Ziele sind unter anderem auch ein neues Raum- und Flächenprogramm, eine barrierefreie Erschließung sowie die Modernisierung von Gebäude und Haustechnik. Das Untergeschoss inklusive Fahrradkeller würde komplett für neue Räume gebraucht. Die Freiflächen um das Gebäude erhielten "Lichtgräben", damit es in den Klassenzimmern hell genug ist. Als Energiequellen für die innovative Haustechnik könnte eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und das Wasser der benachbarten Waldnaab dienen. Vorgesehen sind ferner Batteriespeicher und Blockheizkraftwerk.
Brücke zum Neubau
Das Architekturbüro untersuchte zudem die Variante, das Gebäude im Osten zu erweitern statt das Untergeschoss auszubauen. Der zweigeschossige Neubau wäre über eine Brücke an den Bestand angebunden. Damit entstünde auch eine Ausweichmöglichkeit für einzelne Klassen während der Bauphasen. Die Planungs- und Bauzeit würde sich allerdings auf neun Jahre verlängern, die Kosten lägen mit 36 Millionen Euro nur unwesentlich höher.
Wohl nicht in Betracht kommt ein kompletter Neubau, für den eine Projektzeit von 7,5 Jahren und Kosten von rund 54 Millionen Euro veranschlagt werden. "Das Kepler-Gymnasium bietet sowohl von seiner Bausubstanz als auch hinsichtlich seiner baulichen Struktur günstige Voraussetzungen für eine Generalsanierung", heißt es im Fazit der Stadtverwaltung. Auch Würschinger betonte den "sehr guten Zustand". Die Verwaltung mit Baudezernent Oliver Seidel spricht sich für die Variante mit dem Neubau im Osten aus: Sie biete Vorteile wie die kürzere Bauzeit im Bestand und letztlich attraktivere Räume als das Untergeschoss.
Auf Jahre keine Finanzmittel
Ex-Keplerianer Markus Bäumler (CSU) wollte den Handlungsbedarf nicht bezweifeln – "schon zu meiner Zeit vor 25 Jahren sind Fenster rausgefallen". Bei der derzeitigen Haushaltslage und den aktuellen Aufgaben sehe er aber vorerst keine Möglichkeit zur Realisierung –"überhaupt nicht, gar nicht. Wann wollen wir das machen? 2030? 2035?" Kämmerin Cornelia Taubmann bestätigte, dass auch im fünfjährigen Finanzplan keine Mittel für das Projekt vorgesehen sind. Hildegard Ziegler (SPD) bat darum, das Vorhaben weiterzuverfolgen, sobald sich Spielräume im Haushalt ergeben. Vor zu langem Zuwarten warnte Baudezernent Seidel: "Irgendwann wird es die Substanz einfordern, dass man sich mit ihr intensiv beschäftigt." Entgegen seiner Empfehlung fiel keine Entscheidung für weitere Schritte. Das Projekt ist damit zunächst auf Eis gelegt.
Kepler-Gymnasium
- Gegründet 1869 als Königliche Gewerbeschule, von 1877 bis 1927 Realschule, dann Oberrealschule. Seit 1965 nach Astronom Johannes Kepler benanntes mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium
- Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße 1968 errichtet, 2004 erweitert. Sanierungsmaßnahmen laufen peu à peu seit 2009
- Aktuell rund 800 Schüler
- Schulleiterin ist Sigrid Bloch
- Besonderheiten: Das "Kepler" ist Seminarschule für Lehrer und hat im Zuge eines Modellprojekts Hochbegabtenklassen
- Prominente ehemalige Schüler: unter anderem Komponist Max Reger, Kabarettist Dieter Hildebrandt, Schriftsteller Werner Fritsch und Historiker
Michael Brenner
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