Auch in seinem Haus liegt eine Anfrage aus Regensburg, berichtet Josef Gebhardt. Das Planungsbüro Primus Energie GmbH klappere derzeit alle Grundstücksbesitzer ab, unterbreite großzügige Pachtangebote. Im Blick haben die Regensburger offenbar die Flächen westlich der Hofackerstraße von Neunkirchen fast bis hinunter zum Bahnübergang, insgesamt wohl mehr als 40 Hektar. "Einfach riesig."
Würden diese Absichten realisiert, wofür der Flächennutzungsplan geändert und vorhabenbezogene Bebauungspläne erstellt werden müsste, werde Neunkirchen zwar zum Photovoltaik-Dorf. Allerdings sei ein solcher Flächenverbrauch von landwirtschaftlich wertvollen Grundstücken inakzeptabel. Zugleich würde eine entsprechende Planung die dringend notwendige Umgehungsstraße von Neunkirchen torpedieren.
Anzeige gegen Unbekannt?
Was aber Gebhardt besonders ärgert: Die Anfragen des Planungsbüros hätten ganz exakt die Flurnummer und auf den Quadratmeter genau auch die Größe der entsprechenden Flächen enthalten. Er vermutet, dass hier von offizieller Seite "doch etwas zu lasch mit dem Datenschutz umgegangen" worden sei. "Ich überlege derzeit noch, ob ich Anzeige gegen Unbekannt erstatte."
Die Verpachtung für eine Photovoltaik-Anlage sei finanziell äußerst lukrativ. Es gebe das Mehrfache der normalen Pacht. So wurden seiner Familie für ein 48 134 großes Grundstück das Fünf- bis Zehnfache der landwirtschaftlichen Jahrespacht geboten. "Wir und zwei weitere Nachbarn haben abgelehnt. Aber da tauchen recht schnell Dollarzeichen in den Augen der anderen Eigentümer auf. Das bringt Unfrieden ins Dorf."
Auf Nachfrage bestätigt Diplom-Ingenieur Manfred Striegl von Primus Energie tatsächlich die "Projekt-Idee Neunkirchen". Die Felder seien groß, zusammenhängend. Es gebe nur wenige Eigentümer, mit denen die Verhandlungen zu führen seien. Zugleich widerspricht er dem Anschein, er verfüge über allzu sehr private Daten. "Flurnummer, Flächengrößen, das alles lässt sich aus den Geodaten herausfinden. Die Suche nach den Eigentümer ist etwas Detektivarbeit, wie sie jeder Projektentwickler leistet." Die Anfragen selbst würden über das Vermessungsamt an die dem Entwickler zunächst unbekannten Flächeneigentümer gestellt. "Dann können die Grundstückseigentümer eine Rückmeldung an uns geben, wenn sie wollen."
Nur Projekt-Idee
"Wir haben bisher nur die Projektidee, aber kein Projekt", stellt Striegl (stammt aus Lohma bei Pleystein) klar. Aus dem Kreis der Flächenbesitzer habe sich bereits ein Trio zurückgezogen. "Die wollen weiterhin selbst ihre Flächen nutzen", bestätigt Striegl Gebhardts Aussagen. Nicht äußern wollte sich der 34-jährige Projektentwickler jedoch zur Entscheidung der anderen Grundstückseigentümer.
Was fehlt noch? Die schriftlichen Vertragsabschlüsse mit den Verpächtern, die Ermittlung der Leistung der Anlage, der Antrag auf Einspeisung beim Energieversorger, die Festlegung des Einspeisepunktes, die Trassenplanung. Aber auch die Projektvorstellung bei der Stadt Weiden sowie der Aufstellungsbeschluss des nötigen vorhabenbezogenen Bebauungsplanes, die öffentlichen Auslegungen und Bekanntmachungen, die Erarbeitung des Bebauungsplanes sowie die Änderung des Flächennutzungsplanes stehen noch aus. Danach ist eine Baugenehmigung möglich. "Erst dann hätten wir ein Projekt Sonnendorf Neunkirchen."
Neunkirchen mehr als autark
40 Hektar Photovoltaikfläche sind in Neunkirchen nicht mehr möglich, da sich bereits drei Grundstückseigentümer „ausgeklinkt“ haben. „Diese Dimension war auch nicht angepeilt“, erklärt Projektentwickler Manfred Striegl von der Regensburger Primus Energie. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ziehe mit der garantierten Einspeisevergütung von zehn Megawatt Peak eine klare Grenze. Diese Energiemenge lasse sich leicht auf einer etwa zehn bis zwölf Hektar Photovoltaik-Fläche erzeugen.
Für die Projektidee Neunkirchen spiele daher eine Fläche von etwa zehn Hektar eine Rolle. Denn der in PV-Anlagen über zehn Megawatt Peak erzeugte Strom ist direkt auf der Leipziger Strombörse zu verkaufen, was wiederum aufgrund der schwankenden Preise Risiken für den Betreiber bedeute.
Da der Manteler Wimo GmbH ein Vorhabenbezogener Bebauungsplan für die benachbarten „Dürren Wiesen“ und die Änderung des Flächennutzungsplanes für das 1400 Quadratmeter Grundstück in Aussicht gestellt wurde, und die eingespeiste Energie von Anlagen, die nicht weiter als zwei Kilometer auseinander liegen, addiert werden müssen, blieben für das Primus-Projekt weniger als zehn Megawatt Peak (entspricht dem Ertrag von etwa zehn Hektar) frei.
Die Energiemenge reiche aus, um den Bedarf von etwa 2800 Haushalten (8400 Personen) zu decken. Neunkirchen mit etwa 1800 Einwohnern (2016) werde damit „mehr als energieautark“.



















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