Am Wochenende startete die Mutter des hochgradig schwerhörigen Jungen mit der Internationalen Knochenmarkspenderdatei DKMS die Aktion "Hilfe für Gian Paolo". Inzwischen haben sich 117 potenzielle Knochenmarkspender gemeldet, sich über den Online-Link registrieren lassen und die Typisierungssets angefordert. Ein erster hoffnungsvoller Erfolg. Doch es werden noch Monate vergehen, bis sich weitere Erfolge bis hin zum Aufspüren eines geeigneten Zellenspenders einstellen. Gewöhnlich sind Tausende von Tests nötig, um einen aussichtsreichen Knochenmarkspender ausfindig machen zu können.
Von Kliniken AG unterstützt
Dies liegt auch in der speziellen familiären Situation des fußballbegeisterten Buben, der einen Kindergarten in der Weidener Innenstadt besucht. Seine Mutter stammt aus Polen, sein Vater aus Italien. Gewöhnlich sind die Chancen größer, im angestammten Gen-Pool, in der Region, aus der ein Erkrankter kommt, einen genetischen Zwilling zu finden.
Annika Schirmacher von der Knochenmarkspenderdatai DKMS kündigt deshalb an, die Suche nach einem geeigneten Spender für Gian Paolo bei Menschen mit polnischer und italienischer Abstammung verstärkt betreiben zu wollen. Auch die Kliniken Nordoberpfalz AG unterstützt die Typisierungsaktion für Gian Paolo, dessen Mutter am Klinikum Weiden arbeitet. Als Vorbild dienen die Aktionen "Hilfe für Anja" sowie "Hilfe für Hugo" .
Die große Hilfsbereitschaft in Tirschenreuth hat nicht nur Hugo und seiner Familie Kraft zum Durchhalten gegeben, sondern auch einem anderen Blutkrebspatienten seinen Stammzellerspender geschenkt. Die Stammzellen sind nun von Tirschenreuth aus zu einem genetischen Zwilling irgendwo auf der Welt unterwegs. Ob die Stammzellen anwachsen, zeigt sich innerhalb der ersten zwei bis vier Wochen. Dann ist ein weiterer Tirschenreuther zum Lebensretter geworden. Mittlerweile haben sich im Landkreis über 9800 Menschen bei der DKMS registriert und fast 100 Menschen davon ihre Stammzellen gespendet.
Junge Spender gesucht
Vor der Coronakrise haben sich Monat für Monat auf Veranstaltungen der DKMS in ganz Deutschland rund 25.000 neue Spender in die Spenderdatei aufnehmen lassen. Die DKMS hat zu Beginn der Pandemie sämtliche Veranstaltungen vor Ort ausgesetzt und mit alternativen Angeboten frühzeitig auf die veränderte Situation reagiert: Neben der klassischen Online-Registrierung über die Homepage kann man jetzt auch online eine Registrierungsaktion veranstalten – zum Beispiel für betroffene Patienten im Familien- oder Freundeskreis. Immerhin rund 8000 Menschen pro Monat haben sich zwischen März und Mai 2020 bereits auf solchen Online-Aktionen registriert. Doch es bleibt ein Rückgang um etwa 60 Prozent durch die Coronakrise – und damit viel aufzuholen.
Aktuell sind Neuregistrierungen wichtiger denn je. Dabei liegen der DKMS vor allem junge Menschen ab 17 Jahren am Herzen: Sie sind in der Regel gesund und kommen aus medizinischen Gründen besonders häufig für eine tatsächliche Spende in Frage. Und: Sie bleiben der Datei viele Jahre als potentielle Stammzellspender erhalten. Allein 2019 sind mehr als 66.000 Spender aus Altersgründen aus der DKMS ausgeschieden.
Registrierungssets zurückschicken
Wer sich online registriert und das Registrierungsset nach Hause bestellt, führt den Wangenabstrich eigenständig durch. Dies ist mit den mitgelieferten medizinischen Wattestäbchen und einer einfachen Anleitung unkompliziert möglich. Doch während sich nach einer Registrierung vor Ort DKMS-Mitarbeiter anschließend auch um den Versand aller Proben an das Labor kümmern, ist man nach einer Online-Registrierung selbst dafür verantwortlich.
Leider werden nach Online-Bestellungen durchschnittlich etwa 40 Prozent der Wattestäbchen-Sets nicht zurückgeschickt, stellt Annika Schirmacher fest. Je eher das Set zurückgeschickt wird, desto schneller können die Gewebemerkmale bestimmt werden und für alle suchenden Patienten weltweit zur Verfügung gestellt werden.
Verstärkte Suche bei Polen und Italienern
Die Mutter aus Polen, der Vater aus Italien. Ist es schwieriger, einen Stammzellenspender für Gian Paolo zu finden? Dazu erläutert Annika Schirmacher von der DKMS. "Allgemein kann gesagt werden, dass die Findewahrscheinlichkeit für einen Patienten immer in der eigenen Population am höchsten ist, da dort die selbe Verteilung der genetischen Merkmale zugrunde liegt. Das heißt, wir werden mit unserem Typisierungsaufruf auch verstärkt auf Menschen italienischer und polnischer Abstammung zugehen - wenngleich es eine statistische Betrachtung bleibt und es genauso gut sein kann, dass ein Mensch mit deutscher Abstammung Gian Paolos Spender wird."
Um Patienten wie Gian Paolo auch weiterhin bei der Vermittlung eines passenden Stammzellspenders unterstützen zu können, ruft die DKMS dazu auf, sich online registrieren zu lassen. Unter www.dkms.de/gianpaolo besteht die Möglichkeit, sich über die Online-Registrierungsaktion für Gian Paolo das Registrierungsset zu bestellen. Ebenso ist die normale Onlineregistrierung über dkms.de jederzeit möglich!
Auch Geldspenden helfen Leben retten, da der DKMS für die Neuaufnahme eines jeden Spenders Kosten in Höhe von 35 Euro entstehen. DKMS-Spendenkonto: DE64 641 500 200 000 255 556. Verwendungszweck: LPS 378.
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