Weiden in der Oberpfalz
26.03.2021 - 12:00 Uhr

Die Oberpfalz trotzt dem Corona-Sturm

Die Pandemie ist auch in der mittleren und nördlichen Oberpfalz das bestimmende Thema, aber der Arbeitsmarkt zeigt sich hier bislang erstaunlich stabil und die Nachfrage nach qualifizierten Mitarbeitern bleibt hoch.

Bisher ist die Oberpfalz gut durch die stürmischen Zeiten gekommen. Bild: photoschmidt - stock.adobe.com
Bisher ist die Oberpfalz gut durch die stürmischen Zeiten gekommen.

Seit gut einem Jahr beeinträchtigt die Corona-Pandemie Alltag und Wirtschaft aufs Massivste, das Leben in den Innenstädten ist monatelang nahezu zum Erliegen gekommen. Nicht wenige haben befürchtet, dass dies unausweichlich zu hohen Arbeitslosenzahlen und starken Beschäftigungseinbrüchen führen würde. Doch davon kann in der mittleren und nördlichen Oberpfalz nicht die Rede sein.

Die gute Nachricht lautet: Die Oberpfalz ist zwar nicht von negativen Corona-Folgen verschont geblieben, aber diese fielen deutlich schwächer als im bayerischen Durchschnitt. Und dass Bayern ohnehin in vielen Werten besser als der Bundesdurchschnitt dasteht, ist ohnehin bekannt. Auch in Corona-Zeiten bestätigt sich also, dass die mittlere und die nördliche Oberpfalz den Strukturwandel zu einer prosperierenden Region vollzogen und zum Impulsgeber für wirtschaftliche Dynamik geworden ist.

Schon seit Jahren gibt es diesen positiven Trend in der nördlichen Hälfte der Oberpfalz und auch der Blick auf die aktuelle Arbeitsmarktentwicklung beweist es (Stand Februar). Während in Bayern die Gesamtzahl der Arbeitslosen im Februar 2021 seit einem Jahr um knapp 30 Prozent zugenommen hat, liegt diese Zunahme in den Agenturbezirken Schwandorf und Weiden lediglich bei 14 beziehungsweise 13 Prozent. Thomas Würdinger, Leiter der Arbeitsagentur Weiden, geht in seinem Bericht über den Monat Februar sogar soweit, dass er feststellt: „Die Auswirkungen der Pandemie und des erneuten Lockdowns lassen sich noch nicht in der Entwicklung der Arbeitslosigkeit erkennen“.

Situation besser als Durchschnitt

Auch die Wirtschaftsbetriebe der Region zwischen Cham, Schwandorf, Amberg, Weiden und Tirschenreuth schätzen ihre Situation deutlich günstiger ein als dies der bayrische Durchschnitt tut. Das widerspiegelt sich unter anderem in der Tatsache, dass hier weiterhin in hohem Maße qualifizierte Arbeitskräfte gesucht werden. Zwar gibt es bei diesem Indikator auch in der Oberpfalz leichte Rückgänge – mit knapp 10 Prozent im Bezirk der Arbeitsagentur Schwandorf (der zum Beispiel auch den Raum Amberg einschließt) und knapp 12 Prozent im Zuständigkeitsbereich der Weidener Kollegen. In Bayern insgesamt sinkt dieser Wert jedoch um fast 18 Prozent. Ähnlich unterschiedliche Entwicklungen zeigt der Ausbildungsmarkt, wo die mittlere und nördliche Oberpfalz deutlich geringere Einschnitte aufweisen. Positiv vermerkt werden kann überdies, dass bis Mitte des vergangenen Jahres auch die Beschäftigtenzahlen weitgehend auf Höchstniveau verharrten. Dies galt für die nördliche Hälfte der Oberpfalz genauso wie für Bayern insgesamt.

Dass die Entwicklung von Arbeitsmarkt und Beschäftigung in der nördliche Hälfte der Oberpfalz einen Spitzenplatz in ganz Bayern einnimmt, ist keine momentane Erscheinung, sondern ein seit Jahren zu beobachtender, anhaltender Trend. Zu den Gründen zählt unter anderem, dass vor allem die Nordoberpfalz den Strukturwandel - heraus aus arbeitsintensiven Branchen, hin zu moderner Produktion - gemeistert hat und so andere Regionen längst überflügeln konnte. Eine bedeutende Rolle spielt dabei die Intra-Logistik-Branche, aber auch die Informationstechnologie.

Viele Betriebe exportstark

Während bayernweit im produzierenden Gewerbe nur rund ein Drittel aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten arbeiten, liegt dieser Anteil in der mittleren und nördlichen Oberpfalz bei rund 40 bis 45 Prozent. Viele Betriebe sind auffallend exportstark. Außerdem sorgt eine breite Differenzierung der Branchenlandschaft, dass die Oberpfalz weniger konjunkturabhängig ist, als dies häufig in Regionen mit dominanten Großkonzernen der Fall ist.

Auch eine repräsentative Studie der Commerzbank aus dem Spätherbst vergangenen Jahres legt nahe, dass ostbayrische Unternehmen besser durch die Pandemie kommen, als die bundesweit der Fall ist. In Ostbayern sah sich demnach rund ein Viertel der Betriebe durch die Pandemie in ihrer Existenz bedroht, bundesweit war dies bei 55 Prozent der Fall. Aktuellere Zahlen liegen freilich nicht vor.

Die Erfolgsgeschichte der wirtschaftlichen Entwicklung insbesondere der nördlichen Oberpfalz mag auch etwas mit der Mentalität der hiesigen Arbeitnehmerschaft zu tun. Laut neuester Standortbefragung der IHK Regensburg stellen die Unternehmen hier ihrer Belegschaft in punkto „Loyalität und Motivation der Mitarbeiter“ Bestnoten aus.

Zum Autor:

Der Verfasser dieses Beitrags Siegfried Bühner, war nach dem Studium der Volkswirtschaft und der Sozialwissenschaften zunächst beim Landesarbeitsamt in Nürnberg beschäftigt. In der Folge leitete er viele Jahre die Arbeitsagentur in Weiden.

 
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