Es geht um das Klima, konkret darum, was die Stadt tun kann, damit auch junge Menschen wie die Generation vor ihnen ohne klimabedingte Katastrophen gut leben können. Die Weidener Ortsgruppe der "Fridays for Future" will im Juz mit denjenigen diskutieren, die künftig die Stadtpolitik mitgestalten werden: den Oberbürgermeister- und Stadtratskandidaten.
Keine Zeit für Parteipropaganda
Die gut dreistündige Veranstaltung – über das Bundesprogramm „Demokratie leben“ finanziert und vom Jugendforum unterstützt – ist straff organisiert. Für parteipolitische Auslassungen ist an diesem Abend keine Zeit, die Politiker müssen sich an den strengen Rahmen der Veranstalter halten. Jeder Besucher darf Fragen zu den fünf Themen Land- und Forstwirtschaft, Bildung, Energie, Ernährung und Verkehr aufschreiben, die anschließend in Arbeitsgruppen behandelt werden. In den Arbeitsgruppen wiederum kümmern sich die Moderatoren darum, dass auch hier die Diskussionen nicht ausarten. Die Bürgermeisterkandidaten dürfen später genau drei Minuten lang Stellung nehmen.
Die Arbeitsgruppen verteilen sich im ganzen Haus, in jeder sitzen Kommunalpolitiker neben klimabewegten jungen Leuten. Die Gräben sind je nach Fragestellung breit und tief bis relativ schmal und überbrückbar. Ein Beispiel für die breiten und tiefen Gräben zeigt die Diskussion über das neue Gewerbegebiet „West IV“. Während eine junge Aktivistin davon spricht, dass die Konsumgesellschaft am Ende sei, dass es nicht so weitergehen könne wie bisher, dass hier wertvoller Wald vernichtet werde, halten ihr mehrere Frauen im Alter ihrer Mutter entgegen, dass man dieses Gewerbegebiet nicht für sich selbst ausweise, sondern „für euch, damit es euch einmal genauso gut geht wie uns“, damit gute Arbeitsplätze entstehen könnten, damit die Jugend „uns nicht einmal vorhält, nichts getan zu haben“.
Wenn Kinder Eltern erziehen
Weniger weit voneinander entfernt sind die Diskutierenden in der Gruppe Ernährung, in der übereinstimmend festgestellt wird, wie schnell Kinder ihre Eltern erzögen, wenn diese frühzeitig ein Bewusstsein für überflüssige Verpackungen und mehr vermittelt bekämen.
Aus der Arbeitsgruppe Energie kommt unter anderem die Forderung nach einem Klimamanager für die Stadt oder nach Photovoltaik auch für Mieter. Die Gruppe Bildung sieht im Klimaschutz ein neues Schulfach und Bedarf bei der entsprechenden Fortbildung von Lehrern. In der Arbeitsgruppe Verkehr wird in erster Linie über einen gut ausgebauten Personennahverkehr diskutiert. An dem Punkt hakt der SPD-Kandidat Jens Meyer ein; die Stadt habe in der Vergangenheit vieles versucht, um den Bürgern den ÖPNV schmackhaft zu machen, leider ohne durchschlagenden Erfolg. Die Diskussion kreist an diesem Punkt um die bekannten Argumente von dem Wunsch nach individueller Mobilität und schwierig zu finanzierendem Nahverkehr auf dem flachen Land. Sonja Schuhmacher (Grüne) sagt, alles, was „auf uns zukommt“, werde sehr viel teurer sein als der Klimaschutz, der heute betrieben werde.
Auto nur schwer zu ersetzen
Als die Frage gestellt wird „Wer ist mit dem Auto da und warum?“, zeigt sich das ganze Drama des individuellen Verkehrs. Auch Klimaaktivisten können nicht mit dem Bus nach Weiden fahren, um an solchen Veranstaltungen teilzunehmen, weil sie sonst nicht mehr nach Hause kommen. Und der ÖDP-Mann Helmut Schöner, ein bekannter Überallhin-Radfahrer, gibt zu, dass er den ganzen Nachmittag in der ganzen Stadt gestanden habe, um Unterschriften zu sammeln; er sei so durchgefroren gewesen, dass er zur Veranstaltung hier nicht noch einmal das Fahrrad habe nehmen wollen. Zur Sprache kommen noch viele weitere Themen; je länger die Diskussion dauert, umso mehr Teilnehmer melden sich zu Wort.














Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.