Weiden in der Oberpfalz
08.10.2020 - 10:27 Uhr

Recht auf Ganztagsschulbetreuung: Ist Weiden gerüstet?

Der Rechtsanspruch auf Ganztagsschulbetreuung für Kinder im Grundschulalter soll 2025 kommen. Natürlich auch für Weiden, bestätigt Dezernent Reiner Leibl. Doch ist die Stadt dafür gerüstet?

Kopfstände machen: Das müssen wohl die Kommunen, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsschulbetreuung für Grundschulkinder ab 2025 möglich zu machen. Weiden sieht konkret zwei große Hürden. Archivbild: Gerhard Götz
Kopfstände machen: Das müssen wohl die Kommunen, um den Rechtsanspruch auf Ganztagsschulbetreuung für Grundschulkinder ab 2025 möglich zu machen. Weiden sieht konkret zwei große Hürden.

Die Koalition auf Bundesebene will es so, Weiden aber hat mit der Umsetzung zu kämpfen: Laut Koalitionsvertrag soll ab 2025 ein Rechtsanspruch für Kinder im Grundschulalter auf Ganztagsschulbetreuung bestehen. So einfach aber geht's nicht, vermutet die CSU-Stadtratsfraktion. Und liegt damit genau richtig. Auf die Frage, welche Maßnahmen es vor Ort noch anzupacken gilt, offenbart Dezernent Reiner Leibl in der Stadtratssitzung am Montag zwei dicke Bretter, die es zu bohren gilt.

Erstens brauche es mehr Platz an den Grundschulen in Weiden. Und daran hapert es bereits jetzt. In der Albert-Schweitzer-Schule zum Beispiel sei der Speisesaal zu klein, ein Rückzug- und Ruheraum fehle komplett und die Ausgabeküche finde sich in einem Mini-Raum. Es brauche dringend die derzeit zu teure Sanierung. Oder die Clausnitzerschule: Im vergangenen Schuljahr konnte wegen der Raumnot die Betreuung von 125 Kindern schlicht nicht sichergestellt werden, sagt Leibl. Es musste in Schichten gegessen werden, weil der Speiseraum zugleich als Raum für die Mittagsbetreuung genutzt wird. Im Fall der Rehbühlschule könne schlicht der hohen Nachfrage nach Ganztagsbetreuung nicht voll entsprochen werden, weil die Räume nicht reichten. Doch mehr Raum allein tut's nicht, betont Leibl.

Weiden in der Oberpfalz08.01.2020

Zweitens brauche es geeignetes Personal. Schon jetzt seien entsprechende Fachkräfte rar. Das bestätigt wenig später auch Sozialdezernent Wolfgang Hohlmeier. Mehrmals seien Stellen im städtischen Kinderhaus Tohuwabohu, unter anderem im Hort, in den vergangenen Monaten ausgeschrieben worden: "Wirklich viele Bewerbungen haben wir nicht bekommen." Leibl hofft auf diejenigen, die 2020 im neuen pädagogischen Ausbildungsberuf zur Unterstützung des Lehrpersonals in Schulen durchstarteten.

Es gibt also viel zu tun: "Unterm Strich ermittelt die Stadt derzeit, welche Maßnahmen getroffen werden müssen, damit die Bedarfe bis zum Eintritt des Rechtsanspruchs erfüllt werden können", sagt Leibl. CSU-Fraktionschef Benjamin Zeitler ist das zu vage: "Wann ist das Konzept fertig? Mir fehlt ein konkreter Zeithorizont." Schließlich müsste der Stadtrat begleitend auch diverse finanzielle Leistungen auf den Weg bringen. "In zwei Wochen sind Etatberatungen, ich bitte das hier zu berücksichtigen." Und wie steht es um staatliche Fördermöglichkeiten?, fragt Brigitte Schwarz (SPD).

"Alles ist einfach noch sehr vage", erklärt Markus Kindsgrab, Leiter der Haupt- und Schulverwaltungsabteilung. Gebe es bislang doch auch keine fix vorgeschriebenen Quoten für die Höhe der zur Verfügung zu stellenden Ganztagsbetreuung. Einen Zeitplan aber gebe es dennoch: 2021 soll laut Kindsgrab einem Konzept zugestimmt werden, 2022 würden die Planungen mit der nötigen finanziellen Ausstattung angegangen werden, die Ausführung erfolge natürlich bis 2025.

Weiden in der Oberpfalz13.09.2019
Hintergrund:

Aktuelle Ganztagsschulbetreuung in Weiden

  • Insgesamt gibt es sieben staatliche Grundschulen in Weiden: die Clausnitzer-, Hans-Schelter-, Albert-Schweitzer-, Hans-Sauer-, Gerhardinger-, Hammerweg- sowie die Rehbühlschule.
  • Es nutzten im vergangenen Schuljahr 167 Kinder das Angebot der Offenen Ganztagsschule, das die Albert-Schweitzer- sowie die Hammerwegschule machten. Die Betreuung in der offenen Ganztagsschule beginnt nach dem regulären Unterricht, sie umfasst meist das gemeinsame Mittagessen, eine verlässliche Hausaufgabenbetreuung sowie ein buntes Freizeitangebot und kann bis 16 Uhr gebucht werden.
  • Einzig die Gerhardingerschule bot - neben der Mittagsbetreuung - eine gebundene Ganztagsschule an. Sie nutzten 15 Kinder. Übungs- und Lernzeiten stehen dabei Montag bis Donnerstag bis 16 Uhr im Wechsel mit sportlichen, musischen und künstlerischen sowie Sozialkompetenz fördernden Angeboten. Die Bereitstellung eines Mittagessens und die Organisation von Erholungsphasen für Schüler komplettieren den Schultag.
  • Die Mittagsbetreuung - wahlweise bis 14 oder bis 16 Uhr - besuchten insgesamt 374 Kinder an fünf verschiedenen Grundschulen. Damit ist diese Betreuungsform die im Vergleich aktuell beliebteste. Das kann aber auch schlicht damit zusammenhängen, dass an der Mehrzahl der Grundschulen auch nur diese Mittagsbetreuung angeboten wird.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.