"Der Biber ist sicherlich noch nicht so lange hier wie ich und viele andere hier", echauffierte sich ein Anwohner des Rehmühlbachs. Er wohne seit 50 Jahren am Bach. "Wir haben auch Rechte und wir wollen die unseren vertreten wissen." Unmittelbar am Ufer des Baches wurden am Dienstag bei einer Ortsbegehung die durch den Nager verursachten Missstände am Wasserlauf lebhaft diskutiert. Unter anderem führt das Bächlein regelmäßig zu wenig Wasser, was auch schon den Stadtrat beschäftigte.
Bau- und Planungsdezernent Oliver Seidel von der Stadt Weiden verwies auf die rechtlichen Vorgaben. Der Stadt seien die Hände gebunden, das Biberwohl habe Vorrang. Seidel sprach bei der Wasserabschöpfung im Bachoberlauf "von der Macht der Natur, die wir akzeptieren müssen und vielleicht auch wollen." Das von der Stadt errichtete Wehr schloss er als Grund für die geringe Wasserführung aus.
Der betroffene Anwohner drängte auf eine sofortige Entscheidung. Martin Scheidler von der Unteren Naturschutzbehörde machte deutlich, dass fehlendes Wasser zum Gießen von Gärten keine ausreichende Begründung sei. Er räumte aber auch ein, dass die periodische Wasserführung im Rehmühlbach vor allem in den Sommermonaten zum großen Teil durch die Aktivitäten der Biber an der Schweinnaab beeinflusst werde. Bei Niedrigwasserstand komme wenig Wasser am Wehr an. Aus naturschutzrechtlicher Sicht sei es dennoch nicht zu rechtfertigen, die Aktivitäten der Biber zu unterbinden.
Bachlauf vertrocknet zusehends
Die Anlieger vom Rehbühl regen sich schon lange über das stille Verschwinden ihres Stadtteilbaches auf. Seit das Wasserrecht des Baches in die Hand der Stadt Weiden übergegangen sei, mehrten sich die Probleme beim Wasserzulauf, erklärte Helmut Reil, der Anfang Dezember zusammen mit Peter Weiß ein Schreiben an die Stadt richtete, wie er sagte. Bei einer längeren Trockenlegung sei nicht nur der Baumbestand aus Schwarz- und Grauerlen gefährdet, sondern auch die einmalige Ansiedlung von seltenen Stieglitzen.
Sollte der Bach für längere Zeit abgesperrt werden, werde das trockene Bachbett undicht und das Wasser trete beim Wiedereinfüllen durch das Bachbett in die unterliegenden bebauten Grundstücke ein, befürchtet Reil. "Das kann zu Regressansprüchen an die Stadt führen." Nach seiner Auffassung könne ein Biberdamm jederzeit entfernt werden, weil dieser sich weiter oberhalb einen neuen Bau errichten könne. Dem widersprach Baudezernent Seidel.
Naturschutz vor Wasserrecht?
Weiß machte die Problemlage an zwei Biberdämmen fest, die sich im Vorlauf zum neuen Abzweigwehr in den Schweinnaabauen befänden. "Diese beiden Dämme sind aus der Biberperspektive betrachtet, völlig funktionslos. Es muss ja keine Biberburg beseitigt werden. Es sollte nur der Vorlauf zum Wehr so gestaltet sein, dass dort Wasser ankommt." Natürlich sollte die Stadt nicht wieder meinen, sie müsse das Wehr schließen, damit keine Eisschollen den Bach hinunter schwimmen. Weiß hielt der Stadtverwaltung vor, das Naturschutzrecht über das Wasserrecht zu stellen und damit einen gewissen "Basta"-Standpunkt zu beziehen. Seine Bitte an die Fraktionen: Den Klageweg zu beschreiten und feststellen zu lassen, welches Recht das andere aussteche.
Rund 50 Bürgerinnen und Bürger nahmen an der von den CSU-Ortsverbänden Rehbühl und Mooslohe initiierten Ortsbegehung teil. Stadtrat Stephan Gollwitzer (CSU) verwies auf einen Antrag im Mai 2020 an den Bauausschuss zum Ist-Zustand des Baches. Karl Brandl fühlte sich "von den Behörden hintergangen". In den 80er und 90er Jahren hätten die Anwohner die Rückwände ihrer Garagen noch in Bachrichtung begrünen und auf Kosten ihrer Grundstücke für genügend Abstand zum Bach sorgen müssen. Und jetzt drehe sich alles um den Biber, der keinen natürlichen Feind habe. Wer denke an die Fische, die im ausgetrockneten Bach verenden, an die Entenküken?
Stadtrat Helmut Schöner (Ausschussgemeinschaft Demokratisch-Ökologisch-Weiden) gab einen Tipp aus dem Landkreis weiter, man könne doch die Biberdämme mit Hilfe von Abflussrohren unterhöhlen, um so das Wasser unten durch zu leiten. Für Seidel gab es abgesehen vom Biber noch weitere Varianten, die vorab geklärt werden sollten. Die beauftragte Bestandsuntersuchung zum Zustand der Anlagen im Bach im Bereich Tulpenstraße bis zum alten Wehr Mooslohstraße sei fertiggestellt. Eine Kostenanalyse soll zeigen, welche Maßnahmen in den kommenden Jahren auf die Stadt, aber auch auf die Anlieger zukommen könnten.
Ab der Mooslohstraße bis zur Einmündung in den Stadtmühlbach im Bereich Johannisstraße ist der Rehmühlbach weitgehend verrohrt. Im Moment würden zwei Varianten untersucht, die anschließend dem Bau- und Planungsausschuss vorgelegt werden: Das bisherige System soll erhalten bleiben, die Durchleitung erfolgt durch die Innenstadt mit Erneuerung und Instandsetzung der Rohre von der Kettelerstraße bis Stadtmühlbach. Oder: Der Neubau eines Überleitungskanals zum Orthegelmühlbach, die bisherige Bachverrohrung in der Innenstadt wird aufgelassen. Das beauftragte Ingenieurbüro habe bereits nachgewiesen, dass eine Ableitung des Rehmühlbachs in den Orthegelmühlbach im Bereich Peuerl-/Mooslohstraße technisch möglich sei, sagte Seidel.
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