Weiden in der Oberpfalz
26.03.2024 - 15:49 Uhr

Schüler des Augustinus-Gymnasiums Weiden führen "Emilia Galotti" auf

"Emilia Galotti" ist ein Klassiker der deutschen Literatur. Auch weil der Inhalt universell und bis heute aktuell ist. Die Schüler des Augustinus-Gymnasiums in Weiden präsentierten das Stück nun auf ihre eigene Weise – mit neuem Ende.

Die Schülerinnen und Schüler des Augustinus-Gymnasiums in Weiden zeigen auf der Bühne ihr Können. In dieser Szene bespricht sich Emilia mit ihrer Mutter. Bild: Kunz
Die Schülerinnen und Schüler des Augustinus-Gymnasiums in Weiden zeigen auf der Bühne ihr Können. In dieser Szene bespricht sich Emilia mit ihrer Mutter.

Das Oberstufen-Theater des Augustinus-Gymnasiums hat sich heuer einen Klassiker aus der Zeit der deutschen Aufklärung für seine Aufführung auf der Lichthof-Bühne ausgesucht: Emilia Galotti.

Im Mittelpunkt des Trauerspiels von Gotthold Ephraim Lessing stehen neben der tragischen Titelfigur der Intrigant Marinelli, der sich die Hände nicht schmutzig macht, ein Prinz, der seine Gelüste befriedigt und der bürgerliche Aufstand.

Verkürztes Original

Die Geschichte ist aktueller denn je und in den 11. Klassen stets eine beliebte Lektüre. Natürlich wurde das Stück leicht abgewandelt. Im Original dauert es schließlich rund fünf Stunden. Regisseurin Simone Lutz wollte weder Darsteller noch Publikum überfordern und reduzierte das Stück auf angenehme 90 Minuten. Aufgeführt wurde es in zeitgenössischer Sprache. Manches ging den jungen Schauspielern während der Proben noch recht schwierig über die Lippen. Bei der Premiere wurden die Hürden aber eloquent genommen.

Zum Inhalt: Der Prinz von Guastalla, der sich in Emilia Galotti verliebt hat, erfährt, dass sie noch am selben Tag den Grafen Appiani heiraten soll. Da ist er wieder: Dieser Prototyp des mächtigen Mannes. Der Prinz. Was ihm gefällt, glaubt er, sich nehmen zu können. Und dazu zählt er die Zuneigung der aus gut bürgerlichem Hause stammenden Braut. Die Strippen im Hintergrund zieht ein anderer: Marinelli, die graue Eminenz am Hof, der machtbesessen andere ins Unglück stürzt, selber dabei aber immer eine reine Weste behält. Daneben agieren die Eltern der Protagonistin, schwankend zwischen bürgerlicher Selbstbestimmung und dem Stolz auf höfische Aufstiegsmöglichkeiten.

"Regionales fördern"

"In unseren Zeiten machen auch Goethes 'Faust' und andere noch Sinn", glaubt Regisseurin Lutz. "In einer Zeit, in der alles nur noch mit dem Finger weggewischt wird, bin ich froh, dass wir solche Geschichten noch analog auf die Füße stellen." Egal, ob mit oder ohne Patzer. "Wir wollen auch das Regionale fördern. Sämtliche Requisiten, auch die Kostüme, wurden vor Ort eingekauft. Wir wollten nichts übers Internet bestellen. Leerstand ist für eine Stadt das Schlimmste." Impulse wollte man geben und mit dem Schultheater ein Stück die Weidener Geschäftswelt unterstützen.

Schwierig seien die Vorbereitungen schon gewesen. Unter den Schauspielern hatten sich neben einigen Elftklässlern vor allem Schülerinnen und Schüler befunden, die kurz vor den Abiturprüfungen stehen. "Die waren gestresst. Und wir hatten nur jeweils den Freitagnachmittag zum Proben." Immer wieder sei jemand ausgefallen, erinnerte sich Lutz. "Ich habe schon alle Rollen als Ersatz gespielt, bin sogar als Emilia auf der Bühne schon gestorben."

Zwischen Klassik und Moderne

Das Stück war bis ins letzte Detail durchdacht. Im ersten Akt war die Bühne rosa, weil noch alles durch die rosarote Brille betrachtet wurde. Nach der Pause wurde es dann rundherum feuerrot. Die Bühne war geschmückt mit Mieder und Herzchen. Das war die Phase, als der Prinz der Emilia ans Eingemachte wollte. Interessant waren Darstellung und Ausstattung der Schauspieler. Die einen modern mit ihren Rollennamen auf den T-Shirts. Andere in klassischen Kostümen.

Am Ende war alles auf Schwarz gemünzt, denn der Emilia ging es schließlich an den Kragen. Wie den allermeisten Frauen der Literaturgeschichte. Emilia wurde bei Lessing vom eigenen Vater erdolcht. Nicht aber bei Lutz. Die ließ Emilia weiterleben, "weil's so schöner sei", wie sie meinte. Sie ließ Emilia gemeinsam mit Gräfin Orsina von der Bühne abgehen. Aus gutem Grund: "Die bürgerliche Frau muss einfach einmal in den Vordergrund gestellt und die mächtigen Männer etwas klein gehalten werden."

Hintergrund:

Emilia Galotti

  • Bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen
  • Autor: Gotthold Ephraim Lessing
  • Erscheinungsjahr: 1772
  • Ort der Uraufführung: Herzogliches Opernhaus in Braunschweig
 
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