Weiden in der Oberpfalz
09.08.2021 - 14:33 Uhr

Schützengilde "Wilhelm Tell" in Weiden löst sich nach 69 Jahren auf

In der letzten Versammlung flossen bei einigen Mitglieder Tränen. Die Tell-Schützen in Weiden lösen sich auf. Mitgliederschwund und Überalterung bereiten dem Verein zunehmend Probleme.

Zum letzten Mal gab es Ehrungen bei den Tell-Schützen. Bild: hcz
Zum letzten Mal gab es Ehrungen bei den Tell-Schützen.

Einige Mitglieder weinten, viele hatten Tränen in den Augen. Die Schützengilde „Wilhelm Tell“ löst sich auf. Das haben 14 Mitglieder des kleinen, aber feinen Vereins am Freitag in der Waldgaststätte Strehl beschlossen. Gründe für diesen Schritt gibt es viele: Mitgliederschwund, Überalterung und die Baufälligkeit des Schützenheims.

Am 11. Juli 1952 hatten sich unter Schützenmeister Georg Ficker jun. elf Personen zusammengetan und gründeten im Weidener Westen den Schützenverein „Wilhelm Tell“. 27 Mitglieder waren es bereits bei der ersten Jahreshauptversammlung. Von den Gründungsmitgliedern lebt nur noch Franz Winkler.

Die jetzige Schützenmeisterin Marianne Richter – sie steht seit 20 Jahren an der Spitze – erinnerte in der letzten Sitzung am Freitag an die glorreiche Vergangenheit. Erfolge auf allen Ebenen hatte man verzeichnet. Patenvereine waren „Falkenhorst Hütten“, „Eichenlaub Zessau“, „Hubertus Ullersricht“ und „Freiheit Neunkirchen“. Den Neunkirchnern soll auch der restliche recht ansehnliche Geldbetrag in der Kasse übergeben werden, wenn die Auflösung des rechtlich abgeschlossen ist.

Königskette ins Stadtarchiv

Um die Liquidation werden sich Richter und ihr Stellvertreter Josef Hüttner kümmern. Vereinsfahne und Königskette kommen ins Stadtarchiv. Verträge und Versicherungen müssen noch gekündigt werden. Im alten Schützenheim, das der Waldgaststätte Strehl in den 50er- und 60er Jahren bei den damals regelmäßig stattfindenden Tanzveranstaltungen als Ausschank diente, müssen die Schießanlagen und Erinnerungsstücke abgebaut werden. Die Waffen werden verschrottet oder verkauft.

Als „offiziellen Abschluss“ des Vereinslebens werde es noch ein letztes Schießen in der „Alpenrose“ und ein Kirwa-Essen geben, sagte die Schützenmeisterin.

Lücke im Vereinskartell

Harald Frischholz und Wolfgang Weiß vom Schützengau appellierten an die Mitglieder, dem Schützensport treu zu bleiben und sich anderen Vereinen anzuschließen. Stadtrat Hans-Jürgen Gmeiner bedauerte, dass nun der älteste Verein im Kartell Weiden-West fehlen werde. Ihm selbst, als mehrfachem Schützenkönig von Wilhelm Tell, werde jetzt die Möglichkeit, „Schützenkaiser“ zu werden, genommen. Gmeiner: „Nur in einem Verein kommen Leute zusammen, nicht im Internet.“

Zum Abschluss wurden noch einmal Mitglieder für Verdienste und langjährige Treue geehrt. Eine Auszeichnung für 20 Jahre im Verein erhielten Michaela Richter, Oswald Löffler und Marco Höfner. Für 25 Jahre im BSSB und DSB wurden Sonja Schicker und Waltraud Ebenschwanger geehrt, für 40 Jahre Rita Kick. Auf 50 Jahre im BSSB und im DSB können Werner Ebenschwanger, Alexander Kick und Josef Hoch zurückblicken. Mit dem Protektorabzeichen in Silber wurden Werner Ebenschwanger und Josef Höfner ausgezeichnet.

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Schützenmeisterin Marianne Richter leitet die "Tell- Schützen" seit 20 Jahren. Der Abschied fällt schwer. Bild: hcz
Schützenmeisterin Marianne Richter leitet die "Tell- Schützen" seit 20 Jahren. Der Abschied fällt schwer.
Das alte Schützenheim der Gilde "Wilhelm Tell" ist sanierungsbedürftig. Bild: hcz
Das alte Schützenheim der Gilde "Wilhelm Tell" ist sanierungsbedürftig.
 
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