Abschneiden oder stehen lassen? Die Frage des durchschnittlichen Schwammerlsuchers im Wald. Pilzexperten gehen da noch ganz andere Dinge durch den Kopf, wie das Rätsel zeigt, auf das Norbert Griesbacher in einem Gartengebiet im Weidener Osten gestoßen ist. Dort fand er vor wenigen Tagen "auf zirka 450 Meter Höhe am Rande eines Gartens einige orangemilchende Milchlinge", berichtet der Buchautor. So weit, so unspektakulär.
"Aufgrund der auffälligen dunklen, ,grubigen' Stielflecken tippte ich auf den nicht seltenen Echten oder Kiefern-Blutreizker (Lactarius deliciosus)", erzählt der Weidener Griesbacher weiter. Dieser Reizker ist vor allem entlang von Forstwegen und an Waldrändern recht verbreitet und scharf in der Pfanne angebraten ein beliebter Speisepilz. Wie der Name schon sagt, sollte der Kiefern-Blutreizker bei Kiefern wachsen. Doch: "Trotz intensivem Suchen fand ich in der Nähe keine Kiefer."
Griesbacher ließ das keine Ruhe. Und fand eine andere Baumart. In etwa 6 Metern Entfernung stand eine Weißtanne und in etwa 15 Metern Distanz zwei weitere. Der Verdacht war geboren, und ein Selbsttest musste her: "Anfangs milder, dann bitterlicher, adstringierender Geschmack und weinbraune Verfärbung der Milch runden die Bestimmung ab." Es handelte sich bei den Schwammern demnach um Lachsreizker (Lactarius salmonicolor), die auch als Weißtannenreizker bekannt sind.
Der Lachsreizker ist außerhalb des Alpenraums in Deutschland selten und wurde laut Griesbacher in der Roten Liste Bayern 2009 in die "Vorwarnliste" aufgenommen. Auch persönlich darf der Pilzberater den Fund auf seine Liste der außergewöhnlichen Exemplare setzen: "Ich glaube, dass ich mindestens seit 20 Jahren bei uns keine mehr gesehen habe."
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