Weiden in der Oberpfalz
17.11.2021 - 12:00 Uhr

So könnten Flüchtlinge in Weiden besser integriert werden

Sechs Jahre nach Ankunft der großen Flüchtlingswelle in Weiden stellt sich noch immer die Frage nach der Integration. Bei einer Podiumsdiskussion gab es nun unterschiedliche Vorschläge über Möglichkeiten und Grenzen.

Genau wie auf diesem Symbolbild zu sehen, kamen auch in Weiden viele Flüchtlinge an. Noch immer stellt sich die Frage nach ihrer Integration. Symbolbild: Swen Pförtner/dpa
Genau wie auf diesem Symbolbild zu sehen, kamen auch in Weiden viele Flüchtlinge an. Noch immer stellt sich die Frage nach ihrer Integration.

Der örtliche Freundeskreis der Evangelischen Akademie Tutzing hatte zu einer Diskussion in die Kirche St. Michael eingeladen. Thema waren die Chancen, Grenzen und Möglichkeiten der Integration von Flüchtlingen in Weiden und Umgebung, wie der Freundeskreis selbst mitteilte.

„Ein Integrations- und Willkommensmanagement ist als Pflichtaufgabe in einer Kommune zwingend erforderlich. Bund oder Land sollten dieses finanzieren“, forderte Integrationslotse Manfred Weiß anlässlich der Diskussion.

Probleme mit Behörden

Für Weiß werden die derzeit 260 in Weiden wohnenden, aber „nur geduldeten“ Flüchtlinge, dringend auf dem Arbeitsmarkt gebraucht. „Lasst die Menschen bei uns, wenn sie ihre Identität nachweisen, keine Straftäter sind und positive Referenzen vorlegen können“, stellte er fest.

Weiß war nicht der Einzige, der an diesem Abend die Forderung nach mehr Unterstützung für zugewanderte Flüchtlinge aufstellte. Auch Integrationspreisträger Nezamuddin Haydari, oftmals kurz „Karim“ genannt, bedauerte als Betroffener, dass in Weiden eine solche Anlaufstelle für Flüchtlinge fehle. Mit Beispielen aus der eigenen Vergangenheit, aber auch aus dem aktuellen Geschehen, begründete „Karim“ seine Forderung. So hätten viele Zuwanderer Probleme mit deutschen Behörden.

Soziales intensiver vermitteln

Einerseits bestehe die Erlaubnis, zumindest für einige Zeit hier bleiben zu dürfen, andererseits verstehen die meisten aber nicht, warum sie nicht sofort auch arbeiten dürften. Auch müssten soziale und kulturelle Themen intensiver vermittelt werden. Diskussionsteilnehmer war auch Altoberbürgermeister Kurt Seggewiß. Auch er forderte für Zuwanderer ein „unterstützendes Netzwerk für alle, egal aus welchem Land“.

Dass an der Berufsschule bei jungen Flüchtlingen anfangs „unzutreffende Vorstellungen über Deutschland“ ausgeräumt werden mussten, berichtete der stellvertretende Leiter der Europaberufsschule Weiden Thomas Neumann. Auch Pünktlichkeit und „sich als junger Mann auch von einer Frau etwas sagen lassen“ hätten gelernt werden müssen.

Lob für freiwillige Helfer

Diskussionsleiter Veit Wagner fragte danach, in welchem Umfang bisher Integration gelungen sei und wie diese unterstützt werden könne. Laut Wagner hat auch der Arbeitskreis Asyl einen wichtigen Integrationsbeitrag geleistet. Integrationslotse Weiß hegt Zweifel an der Aussage der Bundeskanzlerin „Wir haben das geschafft“. Schließlich seien keine ausreichenden personellen und räumlichen Strukturen zur Integration der Flüchtlinge geschaffen worden und in Anbetracht der zwischenzeitlich in Weiden angekommenen zwölf Familien von afghanischen Ortskräften stünden noch große Aufgaben bevor.

Großes Lob hatte Weiß für die Hilfsbereitschaft von ursprünglich circa 300 engagierten freiwilligen Helfern. Der stellvertretende Berufsschulleiter Neumann lobt das „gute Integrationskonzept der Berufsschule“. Laut Neumann sind rund 70 Prozent aller bisherigen Schüler der Integrationsklassen entweder in Ausbildung oder bereits im Beruf. Für ihn ist Arbeit die beste Integrationsmöglichkeit, ähnlich wie die „niederschwellige“ Mitgliedschaft in einem Sportverein.

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Weiden in der Oberpfalz31.08.2021
Unter Leitung von Veit Wagner (stehend) diskutierten (von links) Integrationslotse Manfred Weiß, Altoberbürgermeister Kurt Seggewiß, 
"Karim" Nezamuddin Haydari und der stellvertretende Schulleiter der Europaberufsschule Weiden Thomas Neumann über das Thema Flüchtlinge. Bild: sbü/exb
Unter Leitung von Veit Wagner (stehend) diskutierten (von links) Integrationslotse Manfred Weiß, Altoberbürgermeister Kurt Seggewiß, "Karim" Nezamuddin Haydari und der stellvertretende Schulleiter der Europaberufsschule Weiden Thomas Neumann über das Thema Flüchtlinge.

„Lasst die Menschen bei uns, wenn sie ihre Identität nachweisen, keine Straftäter sind und positive Referenzen vorlegen können.“

Integrationslotse Manfred Weiß

 
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