Mit dieser Beschwerde wandte sich eine Leserin an den "Neuen Tag". Die Jüdische Gemeinde selbst ist über diesen Umstand ausgesprochen unglücklich, wie Vorsitzender Leonid Shaulov auf Nachfrage betont. "Aber wir sind nicht schuld." Das mit den Bauarbeiten beauftragte Unternehmen aus dem Landkreis Neustadt habe die Ausbesserungsarbeiten bereits im Juli ausführen wollen. "Aber es ist nichts passiert. Wir können den Friedhof nicht benutzen."
Bereits Ende 2015 waren die Arbeiten beendet, erzählt Shaulov. Doch zu Jahresbeginn 2018 zeigte sich, dass das Tor nicht zu öffnen war. "Es war alles schief", erinnert sich Marina Jourovetskaia. Sie arbeitet als Sozialpädagogin bei der Jüdischen Gemeinde und hilft, wenn nötig, auch als Dolmetscherin aus. "Die Gemeinde hat schon alles bezahlt. Wir wollten im Frühjahr eigentlich das Gelände mähen und eine Gärtnerei mit der Pflege beauftragen." Doch solange der Eingangsbereich nicht fertiggestellt ist, sei nichts zu machen. Ende März kam es zum Ortstermin mit dem Bauunternehmer und dem von der Jüdischen Gemeinde mit der Planung beauftragten Architekten. Er kam zunächst zu dem Ergebnis, dass der als Toranschlag gedachte Betonpfeiler durch Frost aus dem Lot geraten sei und forderte die schnellstmögliche Beseitigung der Mängel, um den ungehinderten Zugang zum Friedhof zu gewähren. Doch im Nachhinein habe sich herausgestellt, dass nicht das Bauunternehmen, sondern ein Vorlieferant für den Mangel verantwortlich sei. Der Betonmischer sei offenbar von einer vorherigen Lieferung nicht vollständig gereinigt worden. Dadurch wurde der Beton für das Fundament mit nicht frostsicherem Material verunreinigt. Die Konsequenz, laut Architekt: "Nicht nur das Fundament, auch die ganze Mauer im Eingangsbereich muss wieder weg."
Eine solche Kompletterneuerung habe auch der Bauunternehmer angeregt, um eine bestmögliche Lösung für die Jüdische Gemeinde zu erreichen, teilt der Rechtsanwalt der Firma mit. Der Vorlieferant habe deshalb seine Versicherung eingeschaltet. Die wollte, dass sich ein Sachverständiger die Mauer vor Ort ansieht und die Baustelle bis dahin nicht verändert werde. Vergangene Woche nun sei der Gutachter vor Ort gewesen. Die Antwort der Versicherung steht noch aus. Der Bauunternehmer bedauere die Verzögerung ausdrücklich, sei aber nicht dafür verantwortlich.
Wann der Eingangsbereich erneuert werden kann, lässt sich derzeit nicht sagen, erklärt der zuständige Architekt. "Das ist eine missliche Situation und sehr unbefriedigend." Wenn die Versicherung schnell entscheide, könne die Erneuerung noch in diesem Jahr erfolgen. Falls nicht, könne es Frühjahr 2019 werden. Notfalls wäre der Friedhof ja durch den provisorischen Eingang zugänglich, meint er.
Eine Situation, die sich Leonid Shaulov nicht vorstellen möchte. "Der alte Friedhof ist 200 Jahre alt. Es gab nie ein Problem. Der neue Friedhof: nur Probleme." Da der alte jüdische Friedhof bald nicht mehr aufnahmefähig sei, werde der neue in Weiden-West schnellstmöglich gebraucht. Den Vorsitzenden treibt die Frage um: "Was ist, wenn in ein, zwei Monaten jemand stirbt?"
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.