So eine extreme Betroffenheit wie im Fall von Walter Stark ist selten beim Infomarkt von Tennet im Schlör-Saal der Max-Reger-Halle. Doch der Landwirt stößt im Saal auf allerhand Gleichgesinnte. Die einen besitzen einen Garten an einem Planungskorridor und sorgen sich um ihre Idylle, andere haben Angst vor elektromagnetischer Strahlung in der Nähe ihrer Siedlung, die dritten sehen ihr Jagdrevier von einer breiten Bauschneise bedroht.
Zwischen Pinnwänden voller Karten und Tischen, auf denen die Topographie der Region rund um Weiden virtuell dargestellt ist, tauschen sich Menschen aller Altersklassen aus der Stadt und dem Umland aus. Sie löchern die Tennet-Vertreter mit Fragen. Die Mitarbeiter des Netzbetreibers müssen vor allem Verteidigungspositionen einnehmen:
Ja, es werd ewohl einige Jahre auch Braunkohlestrom durch die Leitungen fließen, aber wenn die Politik den Ausstieg weiter betreibe, komme eben nur noch saubere Energie. Nein, es entstehe keine elektromagnetische Strahlung, sondern ein Magnetfeld, das die gleichen Mikrotesla-Zahlen wie das Erdmagnetfeld aufweise. Ja, die Erde erwärme sich bei Stromdurchfluss, aber nicht auf der vollen Breite der Trasse, sondern nur unmittelbar über dem Kabel. Am Boden seien es punktuell maximal ein bis zwei Grad. Nein, eine Bündelung entlang der Autobahn sei nicht überall möglich, weil sich Verkehrsplaner mögliche künftige Flächen nicht nehmen ließen.
Die wenigsten Skeptiker lassen sich überzeugen. Walter Stark sucht stattdessen den Schulterschluss mit der Bürgerinitiative und will klagen, wenn im Herbst die Planfeststellung beginnt. Allerdings empfiehlt Tennet der Bundesnetzagentur einen Trassenverlauf, der eher Bechtsrieth, Trebsau und Tröglersricht betrifft und nicht Rothenstadt. Der Landwirt will darauf nicht wetten. Aus dem Weidener Osten komme mehr Protest, deswegen plane man insgeheim mit der Westvariante, mutmaßt er. Außerdem sei das harte Gestein im Osten der Stadt ein Hindernis. Tennet hält dagegen: Der Osten sei erste Wahl, weil alle Varianten gut durchgeprüft seien. So geht es hin und her im Saal, wo auffällt, dass zumindest am Anfang lediglich zwei Stadträte mitdiskutieren: Hildegard Ziegler und Alois Lukas.
Ähnlich wie am Wochenende in Ilsenbach stieß eine Informationsveranstaltung von Stromtrassen-gegnern am Montagabend in Störnstein auf immenses Interesse. Weil der Pfarrsaal, der 150 Menschen Platz bietet, sich als zu klein entpuppte, stellte Bürgermeister Markus Ludwig kurzerhand das Gemeindezentrum zur Verfügung. Dort kamen dann 350 Menschen zusammen. Die sorgen sich, dass die Trasse vom Ortsteil Lanz kommend am Badeweiher vorbeiführt und nah an manche Höfe heranrückt. „Das schränkt unsere Gestaltungsmöglichkeiten ein“, sagt Ludwig. Landwirt Hubert Meiler hält die Trasse nicht nur für unnötig, weil er fürchtet, dass sie Kohlestrom transportiert. „Ich habe einen Jungviehstall ausgesiedelt und will einen Hühnchenstall bauen. Wenn die Trasse 15 Meter vorbeigeht, kann ich dort nicht mal Wasser oder Strom hinlegen.“ (phs)
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