Weiden in der Oberpfalz
25.11.2022 - 14:54 Uhr

Vorfahren ermordet: Peter Kupfer über seine Spurensuche in Weiden

Voller Saal in der Weidener Regionalbibliothek: Peter Kupfer erzählt die Geschichte seiner Vorfahren, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet oder vertrieben wurden. Und von seinen Erlebnissen in Weiden.

Ein Herzensprojekt für Peter Kupfer (71) geht in Erfüllung. In der Bahnhofstraße in Weiden wurden die ersten Stolpersteine der Stadt verlegt, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern sollen. Auf den Kupfersteinen finden sich die Namen seiner jüdischen Verwandten wieder. Darunter steht deportiert, ermordet, geflüchtet. Die Kupfers waren in Weiden angesehene Leute, Inhaber und Gründer der Glasfabrik Kupfer, später als Detag bekannt. Als die Nationalsozialisten kamen, haben sie die Kupfers enteignet und fast die gesamte Familie ermordet. Mindestens 14 Menschen der Familie fielen dem Holocaust zum Opfer. Peter Kupfers Vater flüchtete 1937 in die Vereinigten Staaten, änderte seinen Familiennamen zu Cooper und begann ein neues Leben. Über die Vergangenheit sprach er nicht gerne – aber seinen Sohn Peter ließ die Historie seiner Familie nicht in Ruhe, und so begab er sich erstmals 1979 nach Weiden auf Spurensuche.

Seine Forschungen und die ganz persönliche Geschichte seiner Selbstfindung, verarbeitet er in seinem neuen Buch "The Glassmaker's Son: Looking for the World my Father left behind in Nazi Germany". Peter Kupfer erzählt bei seinem Vortrag in englischer Sprache: "Auf den Spuren meiner Familie, fand ich mehr zu mir selbst. Ich fühle mich jetzt wohler in meiner eigenen Haut." Gespannt lauschen die Hörer im Saal der Regionalbibliothek in Weiden den Worten des Journalisten. Er beschreibt den Moment, als er per Anhalter nach Weiden fuhr und am Marktplatz den ersten Blick auf die Stadt warf. Und er erzählt von einem großen Zufall: Er betrat das Gebäude des Neuen Tags und fragte nach Informationen zu seiner Familie. In der damals aktuellen Ausgabe war das Top-Thema die Schließung einer Glasfabrik – dem ehemaligen Unternehmen seines Urgroßvaters. Nach vielen Gesprächen fügte sich später das Bild seiner Familie langsam zusammen. Mit Weiden hat Peter Kupfer eine besondere Verbindung – durch seine Zeit in der Oberpfalz hat er Freunde fürs Leben gefunden.

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Weiden in der Oberpfalz22.11.2022
Info:

Zur Person Peter Kupfer

  • Geboren in Amerika als Peter Cooper
  • Freischaffender Journalist und Fotograf (unter anderem für die "Washington Post")
  • 1979 erste Ahnenforschung in Weiden
  • 1992 nahm er den alten Familiennamen "Kupfer" wieder an
  • 2022 erschien sein Buch "The Glassmaker's Son"
  • Buch ist online und auch bald in der Regionalbibliothek erhältlich

Noch in diesem Jahr veröffentlicht Peter Kupfer die Geschichte seines Vaters Robert, der 1937 Weiden verlassen musste.
 
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