Bei der Waldbegehung zeigte Stadtförster Wolfgang Winter die Folgen des Klimawandels, aber auch, wie die Forstwirtschaft darauf reagieren kann. Er führte dazu die Stadträte durch den Stadtwald und die Bestände der Simultanen Hospital-Stiftung nach Tröglersricht sowie zu einem "flächigen Naturdenkmal" nach Ermersricht.
Der Stadtförster zeigte sich verwundert, dass viele überrascht seien, "wenn uns jetzt der Klimawandel überrennt". Seit Jahrzehnte gebe es eindeutige Anzeichen. Der Forst habe immer darauf hingewiesen, dass etwas Unglaubliches in Anmarsch sei und habe versucht zu reagieren. Dies bestätigte Forstdirektor Moritz Neumann von der Bayerischen Forstverwaltung aus Pressath: "Niemand kann uns Forstleuten vorwerfen, wir hätten nicht gewarnt."
Rehbraten für Klimaschutz
Seit Jahrzehnten versuchen die Forstwirte, die Wälder mit den verschiedenen Laubgehölzen zu durchmischen und dadurch "klimastabiler" zu machen. Ein wichtiger Partner seien dabei auch die Jagdpächter.Sie müssten mit höheren Abschussraten, etwa bei Rehwild, den sehr hohen Verbiss bei Setzlingen und Jungpflanzen minimieren. Darum der ungewöhnliche Rat: "Esst Rehbraten für den Klimaschutz." Monokulturen sind anfällig für Einflüsse aller Art. Mindestens verschiedene Laub- und Nadelbäume müssten laut Winter auf engstem Raum vorhanden sein. In Weiden-Ost gibt's bereits Standorte mit zehn verschiedenen Baumarten.
So hat sein im August verstorbener Vorgänger, Stadtförster Kurt Frenzel, bereits vor über 50 Jahren mit dem Umbau des Stadt- und Stiftungswaldes begonnen. "Damals wurde er verspottet, gehänselt, für dumm erklärt. Er musste sich erst durchsetzen. Heute wissen wir, wie recht er hatte", betonte Oberbürgermeister Kurt Seggewiß. Es ist geplant, mit einer Gedenktafel im "Mühlrangen" oberhalb der "Almesbacher Skiwies'n" an Frenzel zu erinnern, der hier vor 30 Jahren die Buchen setzte. Seine Maßnahmen zeigen: Der Wald kann den Klimawandel überleben.
Naturdenkmal umgebaut
Platz ist aber auch für Berg- und Spitzahorn oder Wildkirsche. Ebenfalls in den Weidener Wäldern zu finden sind die künftigen Klima-Bäume, wie etwa Douglasie, Baumhasel und Esskastanie. Als Hoffnungsträger gelte die Libanon-Zeder. "Wir bräuchten davon Millionen. Aber noch ist bei uns noch keine forstwirtschaftlich zugelassen." Die Douglasie ist der Fichte überlegen. Sie ist robuster und wächst fast doppelt so schnell.
Auf dem einstigen flächigen Naturdenkmal "Trockenhänge mit Birken" bei Ermersricht dominiert inzwischen die Esche, die Sommerhitze ebenso verträgt wie Winterfröste. Vor 15 Jahren wurden die riesigen Birken gefällt, weil sie mit 65 Jahren an der Altersgrenze angelangt waren. Ein Besuch dieses Naturdenkmals, das mit Wanderwegen durchzogen ist, ist übrigens sehr lohnenswert.
Forstwirte machtlos gegen Beton-Lobby
Trotz Klima-Debatte führe Holz als Baustoff ein Schattendasein. Die Forstwirtschaft habe bei Großprojekten keine Chance gegen die Beton- und Stahl-Lobby, klagt Stadtförster Wolfgang Winter. Dabei sei Holz ein geeignetes, klimaoptimierendes Baumaterial. „NOC oder E-House wären als Holzgebäude machbar gewesen.“
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