„Was damals geschah – und das es in unserem Land, in unserer Stadt geschehen konnte, das erfüllt uns bis heute mit Scham und Trauer“, bekundete Oberbürgermeister Jens Meyer am Dienstagabend, 9. November, bei der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht vor dem Gedenkstein in der Konrad-Adenauer-Anlage seine Demut und seinen Respekt vor den Opfern. 83 Jahre sei es her, als überall in Deutschland die Synagogen gebrannt hätten, allerorts Geschäfte und Wohnungen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zerstört und geplündert, Hunderte getötet und Tausende inhaftiert worden seien.
„Nazis drangsalierten jüdische Bürgerinnen und Bürger“, fuhr Meyer fort. Menschen, die der Gewalt schutzlos ausgeliefert gewesen seien. „Weder Polizei noch die Feuerwehr griffen ein.“ Heute habe dieses Geschehen wieder bedrückende Aktualität. „Antisemitismus hat in unserem Land in letzter Zeit spürbar zugenommen, in den Medien und auf offener Straße.“ Trauriger Höhepunkt: Der Terroranschlag von Halle vom 9. Oktober 2019.
Antisemitisches Mobbing komme in allen Schulformen vor und bedeute eine Herabwürdigung anderer Menschen. „Angesichts solcher Erfahrungen sind viele in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden zutiefst verunsichert.“ Deshalb sei es entscheidend, den Anfängen zu wehren und gegen jedes Aufkeimen von Antisemitismus aufzutreten. Hierzu sei die gesamte Gesellschaft aufgerufen.
Leonid Schaulov erklärte für die Jüdische Gemeinde, dass am 9. November 1938 von den Nationalsozialisten 26000 jüdische Männer nach Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald verschleppt worden seien. „Ein unendliches Meer aus jüdischen Tränen und Leid." Ein Gebet in hebräischer Sprache hob Werner Friedmann an. Helmut Schöner und Burkhard Röhlinger verlasen die Namen der 44 jüdischen Weidener Mitbürgerinnen und Mitbürger, die von den Nazi-Schergen ermordet wurden. Der Ort der Feier war weiträumig abgeriegelt. Für die Sicherheit hatten Polizeidirektor Klaus Müller und seine Kollegen gesorgt.
Der katholische Pfarrer Alfons Forster dankte im Namen der Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit allen, die diese Gedenkfeier unterstützten. 2021 sei geprägt vom Jubiläum „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“. 1867 hätten sich Juden auch in Weiden angesiedelt. Gemeinsam mit der evangelischen Pfarrerin Christiane Weber sprach der Geistliche die Fürbitten. Jakob Gebert umrahmte die Feier musikalisch mit seinem Akkordeon.
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