Was den Aufreger noch größer macht, ist in Wahrheit Glück im Unglück. Erst am Tag vor dem Blumenmassaker in den innerstädtischen Parkanlagen am Freitagabend gegen 22 Uhr hat die Stadtgärtnerei diese Hunderte Veilchen und Osterglocken in die Beete gepflanzt.
"Als die ausgerissen wurden, war noch der Ballen dran, das ist gut", atmet Gärtnermeister Thomas Huber durch. Hätten der oder die Randalierer zwei Wochen später zugeschlagen, hätten die Blumen schon gewurzelt. Dann wären wohl Köpfe und Blätter abgerissen worden. Das hätte keine Überlebenschance für die Blütenpracht bedeutet.
So aber konnten die Mitarbeiter der Stadtgärtnerei rund 500 Veilchen und 20 Osterglocken retten. Auch weil es in der Nacht relativ kühl war und die Pflänzchen deshalb nicht vertrockneten. Sie wurden am Wochenende ins Gewächshaus gestellt, ordentlich gewässert und am Montagvormittag wieder eingesetzt. Für rund 150 Exemplare gab es jedoch keine Rettung. Rechnet man 60 Cent Stückpreis, Lohnkosten und Aufwand für Transport und Gießen, liegt der Schaden bei rund 1000 Euro, erklärt Huber. Bleibt die Frage, wer dafür verantwortlich ist. "Wir haben erst gemeint, da ist eine Wildsau durch", gesteht Huber. Allerdings konzentriert sich die Suche eher auf einen jüngeren Mann in hellgrüner Tarnjacke, der etwa 1,65 Meter groß ist und in der Nähe des Tatorts angesprochen worden sein soll. Daraufhin habe er die Flucht ergriffen. Daher geht die Gärtnerei von einem Einzeltäter aus.
Die Polizei wohl auch. Eine Theorie: Da die Parkanlagen in der Nähe etlicher Innenstadtkneipen liegen, könnte sich der Randalierer vorher Übermut angetrunken haben. Am Montagvormittag gab es keine weiteren Hinweise. Obwohl es ähnliche Vorfälle hin und wieder gibt, Stichwort Baumausreißer, blieb der öffentliche Gemüsegarten an der Stadtmauer bislang vor Wüterichen verschont. Denn eigentlich ist die Stadt eher ein Biotop von Pflanzenfreunden, unterstreicht Huber. "Man kann den Freiwilligen, die über die Facebook-Seite ,Weiden war, Weiden ist' am Samstag beim Aufräumen geholfen haben, gar nicht genug Applaus spenden."
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.