Einschnitte kündigt Thomas Guba für alle evangelischen Gemeinden in seinem Verantwortungsbereich an. Er sei überrascht, wie viele Immobilien es allerorten gebe, sagte der Weidener Dekan, der seit Dezember im Amt ist. „Der Gebäudebestand ist sehr hoch bei einer schwindenden Zahl an Hauptamtlichen. Da müssen wir genau hinschauen, was brauchen wir noch? Wo gibt es gemeinsame Nutzungsmöglichkeiten auch mit den Katholischen?“
Als Beispiel für Überlegungen und Zusammenhänge, die an so einer Immobilie hängen, nennt er das Flossenbürger Pfarrhaus, das verkauft werden soll. Am Nachmittag des Interviews hatte er deswegen einen Telefontermin mit dem Landeskirchenamt in München. Als nächster Schritt wird nun der Wert des Gebäudes ermittelt. Noch betreut Volker Wappmann, der nicht im Ort wohnt, die 300 bis 400 Evangelischen in der Gemeinde. Wenn er im Ruhestand ist, wird das der Kollege aus Floß mit übernehmen.
Ich begrüße es, dass die Landeskirche die Bedeutung des evangelischen Erinnerungsortes Flossenbürg stärkt.
Zuletzt war die Pfarrstelle gekoppelt mit der KZ-Gedenkstätte, eine Hälfte Gemeindepfarrer, die andere für die Gedenkstättenarbeit. Dort werde es auch künftig eine Stelle mit evangelischem Hintergrund geben, verspricht der Dekan. „Die halbe landeskirchliche Stelle wird in der Gedenkstätte bleiben“, bestätigte deren Leiter Jörg Skriebeleit. „Ich begrüße es, dass die Landeskirche damit die Bedeutung des evangelischen Erinnerungsortes Flossenbürg stärkt.“ Dort könne, müsse aber kein Pfarrer tätig sein, betonte Guba. Im Gedenkstätten-Team solle jemand mit einem theologischen Ansatz sein. „Wir haben hier einen besonderen Bezug zu Bonhoeffer, der bis heute viele theologische Ansatzpunkte gibt.“
Zusammenarbeit als Gewinn
Damit fällt allerdings die Notwendigkeit für ein eigenes Pfarrhaus im Ort weg. Es mache keinen Sinn, eine Immobilie vergammeln zu lassen. „Man muss das Geld für Gemeindearbeit und Gottesdiensträume nutzen“, gibt der Dekan den Weg vor. Guba wünscht sich, stärker auf katholische Gemeinden zuzugehen, dort Räume anzumieten. „Für neue Nutzungen muss man sich Mitstreiter suchen“, gibt er einen Tipp an die Kirchengemeinden, denen die Immobilien gehören und die über deren Zukunft entscheiden. Er denkt an andere Gruppen und Vereine, die selbst merken, dass sie ihr kleines Heim nicht mehr halten können oder die Räume suchen. „In Kooperationen gewinnen wir eher, als dass wir etwas verlieren.“
Die Landeskirche sei dabei, alle Pfarrhäuser in Bayern zu kategorisieren in „Brauchen wir noch“, „Beim nächsten Stellenwechsel aufgeben“ oder „Schnellstmöglich aufgeben“. Ersteres hieß es offenbar in Plößberg. Guba hat die Förderzusage erhalten, dass das Pfarrhaus generalsaniert wird, einen Saal und eine Wohnung bekommt.
Dafür ist dort die Pfarrstelle – nicht als einzige im Dekanat – vakant. Im Sommer hat es der Dekan als Vorgesetzter der evangelischen Geistlichen mit etwa sieben unbesetzten Pfarrstellen zu tun. Momentan übernimmt er die Vertretung in Grafenwöhr und hilft in Plößberg aus. Christoph Zeh verlässt Erbendorf in Richtung Nürnberg. Damit ist bis zur Neubesetzung auch Windischeschenbach ohne evangelischen Pfarrer. Zehs Kollege Dieter Schinke in Vohenstrauß geht in den Ruhestand und Hans-Martin Meuß wechselt von Weiden in die Nähe von Nördlingen. „Alle gehen aus nachvollziehbaren Gründen“, sagt Guba, wenn er von den vielen offenen Personalfragen spricht.
Geistlicher aus Partnerkirche
„Wir bekommen jemanden nach Rothenstadt und für Grafenwöhr gibt es Bewerbungen“, spricht er von positiven Aussichten. „Nach Kohlberg wird ein brasilianischer Pfarrer kommen“, kündigt der Dekan an. Die evangelisch-lutherische Kirche Brasiliens ist Partnerkirche der bayerischen Landeskirche. Einen ungewöhnlichen Weg gehen die Protestanten bei der Installation von Stefanie Schön, der neuen Pfarrerin für Waldsassen und Tirschenreuth, am Sonntag, 7. März. Weil die Kirche unter den Pandemieauflagen zu klein ist, erfolgt die Amtseinführung im katholischen Kloster.
Guba setzt in den Gemeinden auf Zusammenarbeit. Bessere Abstimmungen und Synergien sollen helfen, mit dem Personal auszukommen, und die Gemeindearbeit gut weiterzuführen. „Wir müssen uns von der Vollversorgungsmentalität verabschieden, in der Fläche konzentrieren, aber nicht alles in jedem Dorf und Weiler haben.“ Wer auf dem Land kirchliche Angebote wahrnehmen wolle, müsse sich häufiger ins Auto setzen oder das Baxi nutzen. „Am Land ist man weite Wege schon immer gewohnt.“ Als funktionierendes Beispiel nennt Guba die Region zwischen Marktredwitz und Erbendorf, zu deren gemeinsamen gelegentlichen Berggottesdiensten mehr Besucher kommen, als sonst in allen einzelnen Kirchen zusammen. Ähnliches gelte für die Konfirmandenarbeit, die mit einer größeren Gruppe effektiver sei und den Jugendlichen mehr Spaß mache, als mit ganz wenigen Konfis in jeder Gemeinde.
„Wir erweitern gerade unseren Horizont extrem“, gewinnt Dekan Guba dem Umgang mit der Coronakrise im kirchlichen Leben und in der Seelsorge positive Seiten ab. Im Gemeindeleben geschehe vieles online, er wisse sogar von Chorproben per Video. Positiv wertet der Dekan die Entscheidung aus dem Landeskirchenamt, dass Kirchenvorstände per Videokonferenz gültige Beschlüsse fassen dürfen. „Es ist alles nicht schön, aber wir können uns über die Zeit retten.“ Was ihm fehlt, ist der gemeinsame Kaffee, das gemeinsame Bier im Anschluss an einen offiziellen Termin.
Eine besondere Hinwendung zur Kirche, wie sie früher in Krisenzeiten zu beobachten war, konnte Guba durch die Pandemie nicht feststellen. Allerdings seien verstärkt Fragen nach Sinn und Ziel des Lebens aufgetaucht. Interessant nennt der Dekan die Frage nach dem Ausstieg aus der Pandemie. So müsse man beispielsweise beim Abendmahl eine Lösung finden. Der gemeinsame Kelch werde in absehbarer Zeit nicht möglich sein.
Persönlich hat der Geistliche die Region, deren Kirchen und Ausblicke bei Wanderungen genossen. Gerne sitzt er auf einer Bank und guckt, ohne zu denken. „Ich mag Hügel und Berge wie den Fahrenberg oder Pleystein, wo ich den Weitblick habe.“ Andererseits bekennt er, bewusst in die Stadt gezogen zu sein. „Ich will Leben um mich herum haben.“ Er freut sich, wenn Leute unterwegs sind und über den Markt am Samstag.
Das evangelische Dekanat Weiden in Zahlen
- 35 Gemeinden
- 27.800 Protestanten
- Circa 30 Pfarrer
- 4 Diakone
- 5 Religionspädagogen im Gemeindedienst
- 2 Kirchenmusiker
- 12 Verwaltungsangestellte zusammen mit dem Dekanat Amberg-Sulzbach
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