Weiden in der Oberpfalz
20.11.2023 - 18:14 Uhr

Weidener Sinfonieorchester spielt Computerspiele-Melodien

Wie erreicht ein Sinfonieorchester auch das junge Publikum? In Weiden gibt es da so eine Idee rund um Melodien aus Computerspielen. 250 Zuhörer wollen sich das nicht entgehen lassen.

Es war ein weiter Weg vom Atari-Tischtennisspiel "Pong", das 1972 in Spielhallen aufgestellt wurde, zum sinfonischen Konzert des Franz-Grothe-Schule-Ensembles am Sonntag in der Max-Reger-Halle. Aus drei kurzen Tönen entwickelte sich innerhalb von nur 50 Jahren ein abendfüllendes Konzert auf Klassikniveau. Die Idee, moderne Computerspielmusik - "Game Tunes" - mit dem großem Sinfonieorchester der Stadt Weiden aufzuführen, kam dem Amberger Dirigenten Dieter Müller bei der Heimfahrt von einer Orchesterprobe.

Mit seiner Erleuchtung rückte er das Ensemble jetzt in die Nähe der Filmmusik-Interpretation. Damit sollte vor allem auch die Jugend begeistert werden, die Gefahr läuft, den Zugang zur klassischen Musik zu verlieren. Denn "Game Tunes" oder "Spiele Melodien" sind den Jugendlichen weit weniger fremd als Grieg, Liszt oder Mahler, die nur schwer in Einklang zu bringen sind, mit jugendlicher computerkonsolen-gesteuerten Fun-Existenz. Große Computerspiele veröffentlichen längst Soundtracks ihrer Titelmusiken. Auch große, namhafte Orchester haben das neue Genre für sich entdeckt.

Das Konzert begann mit der Introduction von Martin O'Donells "Halo Theme", das ganz in der Tradition Ludwig van Beethovens stand. Auch wenn es zwischen echter Klassik und "Game Tunes" riesengroße Unterschiede gibt. Letztere sind frischer, lebendiger, krachender. Schließlich müssen sie, wie die Filmmusik auch, die Intensität der Handlung auf den Laptops verstärken. Die Klangwelten der Spiele setzten sich fort mit George Bizets "Jeux d'efants". Einem Potpourri aus Spiel, Zuversicht und Vergnügen. Aus der Feder Gabriel Faurés stammte die viersätzige Orchestersuite "Masques et Bergamasques".

Mit Konzertmeisterin Soojung Cho und seinem vielköpfigen Ensemble schaffte es Dirigent Müller auch nach der Pause locker, die 250 Zuhörer zu fesseln, indem er sie einmal mehr ins Reich der Computertöne abtauchen ließ. Denn jetzt kamen für Game-Freaks die Ohrwürmer: "The Legend of Zelda" von Koji Kondo. "Video Games Live" nach einem Arrangement von Ralph Ford und "World of Warcraft" aus der Feder Russell Browers. Das waren allesamt Komponisten aus den 1960er Jahren. Mit dem Konzert hatte das Sinfonieorchester eine Nische gefunden, die, glaubt man dem Beifall des Publikums, noch ausbaufähig ist.

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.