Ab sofort sind die Marktstände sehr großzügig über den kompletten Oberen und Unteren Markt verteilt. Und genau dort waren am Samstagvormittag, beim ersten Weidener Wochenmarkt nach knapp vier Wochen auffallend viele Passanten mit Masken unterwegs. Auch die Händler waren gerüstet. Diverse neue Auflagen hat die Stadt in einem Sicherheitskonzept verabschiedet. Wie ausreichendes Plexiglas zwischen Händlern und Kunden sowie der Mund- und Nasenschutz verpflichtend für die Verkäufer.
„Ich bin glücklich, dass wieder alles so läuft“, freute sich Anna Süß. Sie hatte sich im Vorfeld mit einem Leserbrief für die Wiedereröffnung des Weidener Wochenmarkts stark gemacht. „Jetzt ist es auch in Weiden, wie in anderen Städten, endlich wieder möglich, frische Sachen einzukaufen und in gebührendem Abstand mit Leuten zu reden, die man schon lange nicht mehr getroffen hat.“
Geld wieder im Freien ausgeben
Einem erwachsenen Menschen sollte man schon zutrauen, dass er sich entsprechend der Regeln verhalte. „Auch ich finde es wunderbar. Ich danke den Stadträten, die das ermöglicht haben“, berichtete Christa Lindner von ihrem Rundgang. „Was ich ganz besonders schätze: Endlich kann ich wieder unverpackte Ware von einheimischen Händlern kaufen.“ Lindner fand es angenehm, ihr Geld im Freien ausgeben zu dürfen, statt in der Enge eines Supermarkts. „Man kann hier viel größere Abstände einhalten. Die Leute verhalten sich sehr diszipliniert.“ Wenigstens 90 Prozent von ihnen.
Manche kapierten einfach immer noch nicht, um was es gehe, kritisierte Stefan Hofmann, der den „Lückenriether Holzofen“-Stand betreibt. „Diese Leute müssen wir darauf hinweisen. Denn, wenn sich die Menschen nicht an die Regeln halten, dürfen wir nichts verkaufen.“ Er brauche diese Einnahmen dringend. „Wir sind Gründungsmitglieder und schon seit 60 Jahren hier.“ Allein in den letzten Wochen habe er 50 Prozent Umsatzeinbußen hinnehmen müssen. Jetzt zeigte sich Hofmann wieder voller Hoffnung. „Heute war viel Betrieb. Das ging schon um 7 Uhr los.“
Kunden müssen sich erst gewöhnen
Auch bei Josef Brunner, einem weiteren Traditionshändler, ging es hoch her. Er hatte seinen Stand mit Obst und Gemüse zentral vor dem Alten Rathaus aufgebaut. Sein Fazit: „Das muss sich alles erst wieder richtig einspielen.“ Vier Wochen Auszeit würden nicht lügen.
Rasanter gingen die Waren beim Spargelhändler über die Theke. Der Schwandorfer Peter Scharl war schon lange vor dem Mittagsläuten ausverkauft. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass die Gaststätten zu sind und die Leute ihren Spargel daheim zubereiten müssen.“ Aus der Ecke des Bauernmarktes wurde kritisiert, dass Weiden die Corona-Bestimmungen von allen bayerischen Städten am restriktivsten ausgelegt habe und dass eine vierwöchige Wochenmarkt-Pause gar nicht nötig gewesen wäre.
Statt Frühlingsfest zum Wochenmarkt
Wenig Erfolg hatten Hanna Weiß und Monika Margraf. Sie nahmen erstmals mit Popcorn, Mandeln und Süßwaren teil. „Wir hängen uns zurzeit überall mit dran.“ Grund: Keine Feste, wo sie sonst vertreten wären, sind in Sicht. Ihre Prognose: „Wir probieren es vielleicht noch einmal." Erst kürzlich hatte Hanna Weiß über 100 „Danke“-Lebkuchenherzen und Früchtespieße ans Weidener Klinikum gespendet. Gegenüber verkaufte Egon Schäffer Wein. „Wir haben nur 35 Prozent unseres Normalumsatzes. Ich erlebe derzeit eine Woge der Solidarität.“ Leute, die nie ein „Flascherl“ kauften, unterstützten ihn jetzt mit dem Erwerb von Weinen.
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