Weiherhammer
07.07.2023 - 13:08 Uhr

Energieverbrauch in der Glasproduktion: Weniger Erdgas, mehr Strom?

Glasherstellung kostet Energie – und zwar jede Menge. Auch die Pilkington AG (NSG Group) in Weiherhammer sieht sich angesichts der gestiegenen Energiepreise vor Herausforderungen. In Zukunft soll sich deshalb etwas ändern.

Autoscheiben, Spiegel, Wintergärten – das sogenannte "Floatglas" kommt an vielen Gegenständen, die einem im Alltag begegnen, zum Einsatz. Seinen Namen verdankt das Glas dem Herstellungsprozess. Denn die "Floatglas"-Produktion ist eine besondere Art der Glasherstellung, bei dem die flüssige Glasschmelze auf einem Band aus flüssigem Zinn schwimmt (englisch to float). Das Endergebnis ist eine glatte, transparente Glasoberfläche. Auch bei der Pilkington AG (NSG Group) Weiherhammer kommt diese Methode zum Einsatz.

Hoher Energieverbrauch

Allerdings gehört die "Floatglas"-Produktion zu den energieintensivsten Industrien überhaupt. Rund 10.000 Kubikmeter Gas pro Stunde werden im Werk in Weiherhammer verbraucht. Das entspricht 0,1 Prozent des deutschen Erdgasverbrauchs oder in etwa dem Heizungsbedarf von 160.000 Einwohnern. Diese Informationen gehen aus einer Pressemitteilung der CSU hervor. Denn vor dem Hintergrund der aktuellen Energiewende ist der Energieverbrauch in der Glasproduktion auch ein Thema für die Politik. Die CSU-/JU-Kreistagsfraktionen mit den Vorsitzenden Edgar Knobloch und Severin Hirmer sowie Landrat Andreas Meier informierten sich deshalb über die Prozesse.

Pilkington zählt demnach zu den weltweit führenden Flachglasherstellern, wie es in der Mitteilung heißt. Energie ist auch bei den Weiherhammerer Glasherstellern ein großes Thema, wie Werksleiter Gerhard Ruhland laut CSU zu berichten wusste. Als Grafenwöhrer führt er einen Industriebetrieb mit rund 460 Mitarbeitenden. Um das Glas in den beiden "Float-Linien" in der Schmelze zu halten, sind Temperaturen bis zu 1600 Grad notwendig. 810 Tonnen Glas sei pro Wanne die maximale Nennleistung am Tag. Gläser von 0,75 Millimeter bis zu 19 Millimeter Stärke und einer Länge von maximal 24 Metern können produziert werden, so Ruhland.

In Zukunft noch mehr Leistung

1979 wurde mit der "Float-Linie 1" gestartet, die damals mit Schweröl geheizt wurde. 1986 erfolgte die Umstellung auf Erdgas, 1990 kam die "Float Linie 2" dazu. „Energie ist bei uns der höchste Ausgabeposten, der Erdgaspreis ist derzeit doppelt so hoch wie zuvor“, hielt der Werksleiter fest. Zu den 10.000 Kubikmetern Gas kommen noch 7,5 Megawatt Strom pro Stunde. Zur Reduzierung des Erdgasverbrauchs sein nun die Installation einer elektrischen Zusatzheizung in der Wanne 1 geplant.

„Das wird die höchste bislang an einer ‚Float-Glaslinie‘ installierte Leistung und wird den Stromverbrauch auf circa 12,5 Megawatt pro Stunde bis zum Jahr 2027 erhöhen“, stellte Ruhland die Dimension der Neuerung dar. Landrat Meier hakte hier ein, dass dazu ein neuer Leitungsbau sowie der Anschluss ans europäische Stromverteilernetz notwendig sind.

Hintergrund:

Was ist "Floatglas"?

  • "Floatglas" ist Flachglas, welches im Floatglasverfahren, hergestellt wird.
  • Ein Prozess, bei dem die flüssige Glasschmelze fortlaufend von einer Seite auf ein Bad aus flüssigem Zinn geleitet wird. Auf diesem schwimmt (englisch to float) das Glas.
  • Das Verfahren wird seit den 1960er Jahren industriell angewendet.
  • Glasarten: Isolierglas, Sicherheitsglas, Brandschutzglas, Schallschutzglas, Sonnenschutzglas, Spiegelglas ...
  • Anwendung: Fenster, Balkonverglasung, Glasmöbel, Kameras, Autoscheiben, Spiegel, Aquarien, Wintergärten ...
 
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