„Was lange währt, wird endlich gut“, zitierte Leitender Baudirektor Mathias Rosenmüller vom Wasserwirtschaftsamt Weiden zum feierlichen Spatenstich am Montagnachmittag den römischen Dichter Ovid. „Auch wenn es uns natürlich nicht stolz macht, ein Projekt über eine Planungs-, Abstimmungs- und Genehmigungszeit von rund 15 Jahren zu betreuen, so dürfen wir uns heute umso mehr freuen, dass es nun endlich losgeht“, sagte der Amtschef im Beisein auch von Abgeordneten des Bundes und Landes, des stellvertretenden Landrats Albert Nickl sowie der Bürgermeister aus den Nachbargemeinden und Vertreter der Planungsbüros.
Rosenmüller stellte die fachliche Unterstützung durch die Regierung der Oberpfalz sowie durch Werner Lang von der BHS als Bindeglied heraus. „Die Maßnahme ist euer Werk“ sagte Rosenmüller zu den Kollegen mit Projektleiter Bastian Praller. „In Zeiten des Klimawandels und zunehmender Starkniederschläge sind wir öfters von solchen Sturzfluten bedroht. Deshalb brauchen wir für den komplexen Hochwasserschutz kluge und ausgewogene Lösungen, die allerdings auch ihre Zeit brauchen“, erklärte Regierungspräsident Walter Jonas in Vertretung von Umweltminister Thorsten Glauber.
Vorsorge und Risikomanagement
Der Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasserereignis müsse das gemeinsame Ziel sein. Zentrales Anliegen sei es aber auch, Überschwemmungsgebiete frei vor neuer Bebauung zu halten und den Hochwasserrückhalt durch Renaturierung und Flutpolder zu stärken. Der Festredner nannte Vorsorge und Risikomanagement als Aufgabe und Herausforderung. „Wir haben dabei nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft im Blick. Wir sorgen mit einem weiteren Baustein „Hochwassercheck für Kommunen“ dafür, dass Weiherhammer nicht von Klimawandel-Extremen überrascht wird – und sorgen vor“, unterstrich Jonas.
An der besten Lösung für Weiherhammer sei gemeinsam intensiv getüftelt worden, fuhr Jonas fort. So wurde sogar kurz vor dem Baubeginn nochmal die Planung angepasst, um einen Teilbereich mit mobilen Elementen statt einer festen Mauer absperren zu können. Ein großer Pluspunkt sei, dass sich der HW-Schutz sehr in das bestehende Gelände integriert und nur geringe Aufstandshöhen der Schutzwände notwendig sind. „So schützen wir etwa 1000 Arbeitsplätze, denn die Firma BHS als globaler Spitzenreiter in ihrem Sektor ist wichtig für Weiherhammer und über die Oberpfalz hinaus“, bekräftigte der Regierungspräsident. „Der heutige Spatenstich ist ein großer Gewinn für Weiherhammer und ein weiterer Meilenstein für unser Ziel, den Hochwasserschutz hier und in der Oberpfalz voranzubringen“, schloss Jonas mit einem Dank an alle Beteiligten.
Sehr gute Kooperation
„Mich freut es ganz besonders, dass die Wichtigkeit dieser Hochwasserschutzmaßnahme durch die Anwesenheit des Regierungspräsidenten Walter Jonas unterstrichen wird“, sagte Bürgermeister Ludwig Biller. Denn es war ja ein zähes Verfahren über mehrere Jahre hinweg, um die Planungen für alle Beteiligten zufriedenstellend abzuschließen und den größten Arbeitgeber im Ort, die BHS Corrugated zu schützen. „Wir starten ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Staatsregierung, Gemeinde, Wasserwirtschaftsamt und BHS.“ Ihnen dankte der Rathauschef für die gute Zusammenarbeit sowie für die Zuwendungen von staatlicher Seite.
„Wir sind alle gefordert, der Natur und dem Wasser Raum zu geben. Der Landkreis als Wasserrechtsbehörde hat deshalb reges Interesse, dass die Maßnahme zügig umgesetzt wird." Mit diesen Worten dankte Vizelandrat Albert Nickl besonders dem Unternehmen BHS Corrugated.
Langersehnte Maßnahme
„Der Hochwasserschutz kommt langersehnt. Ich hoffe, dass er uns die nächsten 100 Jahre sicher begleitet", betonte BHS-Geschäftsführer Lars Engel. „Denn die Gemeinde will uns ja als Gewerbesteuerzahler behalten", meinte er augenzwinkernd. 2011 stand das Hochwasser 1,63 Meter bei einem Normalstand von 30 Zentimetern. Damals hätte dies 1,9 Millionen Euro gekostet. Deshalb sollte man Maßnahmen nicht auf die lange Bank schieben, mahnte Engel, und fügte unter Beifall hinzu: „Ohne die Initiative der Mitarbeiter wären wir in eine mögliche Katastrophe geraten.“ Der Festakt wurde von Diana und Toby aus Schönsee musikalisch begleitet.
In den vergangenen 25 Jahren gab es einige Hochwasserereignisse zu verzeichnen: 2003, 2006, 2011 und 2013. Ein Problem besteht durch die Haidenaab und durch den angrenzenden Hammerweiher. Letztes Hochwasserereignis war dort 2023 zwischen Weihnachten und Silvester. Das Wasser stand minimal niedriger als die Geländeoberkante beim Industriegebiet. Sandsäcke und andere Maßnahmen waren nötig. Ohne einen effektiven Hochwasserschutz würde das komplette Industriegebiet bei der Paul-Engel-Straße überschwemmt sein, welches gerade in den letzten Jahren durch BHS große Neubauten bekommen hat.
Kosten und Förderungen Hochwasserschutz in Weiherhammer
- Baukosten insgesamt: rund 6 Millionen Euro brutto
- *Baustart von Abschnitt 1: September 2024
- Fertigstellung Abschnitt 1: Ende 2025.
- Baukosten Abschnitt 1: 2,5 Millionen Euro brutto zuzüglich Ausschreibung für Schöpfwerk von circa 400 000 Euro brutto
- Gemeinde und BHS: sind mit insgesamt 35 Prozent an allen Kosten beteiligt
- Förderungen: Projekt Hochwasserschutz ist im aktuellen EU-Förderprogramm EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) und wird mit zusätzlich 40 Prozent aus EU-Mitteln gefördert
- Planungskosten: insgesamt rund 600 000 Euro brutto, circa 500 000 Euro sind aktuelle für Unvorhergesehenes und Baupreisänderungen vorgesehen
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