Von steifem Protokoll und abschirmender Entourage keine Spur: Stattdessen erwies sich Bitemi Wake Yawanke, König von Bassar, als zugewandter Besucher ohne Berührungsängste. Vor allem aber legte er echtes, unverstelltes Interesse für den Hutzelhof und das hier seit 1995 so vorbildlich umgesetzte Öko-Modell an den Tag.
Dem Repräsentant der Präfektur Bassar im westafrikanischen Togo ist es besonders wichtig, den nachfolgenden Generationen den Wert der Erde zu vermitteln. Und die Chancen aufzuzeigen, die ökologische Landwirtschaft für ein Land bietet, dessen Jugend zwar exzellent ausgebildet, aber weitgehend ohne Perspektiven ist. Wer nicht beim Staat unterkomme oder ins Ausland abwandere, müsse notgedrungen bei der Landwirtschaft bleiben, die 80 bis 90 Prozent der Bassari den Lebensunterhalt sichert, erläuterte der mitgereiste Bürgermeister von Bassar, Djani Lentame Kokou Gbati: „Aber mit Erde kann man Gold gewinnen“, so seine Überzeugung.
Das grüne Herz Togos
Im Falle ihrer Region durchaus, schließlich ist Bassar doch das grüne Herz Togos mit fruchtbaren Böden und ausreichend Wasser. Die dort angebaute Yams-Wurzel sei aufgrund des besonderen Bodens international als Spezialität gerühmt, zum jährlichen Yams-Fest reisten Besucherinnen und Besucher auch aus dem Ausland an, erzählte Rali Guemedji, Vorsitzende des Nürnberger Vereins Fi Bassar und an diesem sommerlichen Vormittag auch Übersetzerin beim französisch-deutschen Austausch.
Zudem dürfen sie und ihr Verein in Anspruch nehmen, den königlichen Besuch in der Oberpfalz überhaupt erst ins Rollen gebracht zu haben. Fi Bassar erfüllt seit fünf Jahren die Partnerschaft zwischen dem C.H.P. Hôpital de Bassar und dem Klinikum Nürnberg mit Leben. Zum Jubiläum reiste nun auch König Bitemi Wake Yawanke zusammen mit dem togolesischen Fi-Bassar-Präsidenten Kady Lazze Gaizze Boroze an. Nürnbergs bürgerlicher Herrscher, Oberbürgermeister Markus König, ließ es sich nicht nehmen, dem König von Bassar im Rathaus einen offiziellen Empfang zu bereiten.
Am letzten Tag seines einwöchigen Aufenthalts in der Franken-Metropole erfüllte Dina Barbian, Institutsleiterin und Geschäftsführerin von „eco2050 Institut für Nachhaltigkeit“ Nürnberg dann auch noch den großen Wunsch des Königs, einen Öko-Betrieb zu erkunden und Inspirationen fürs eigene Engagement zu sammeln.
Begeistert von Tomaten
Versorgt mit den wissenswerten Eckdaten zum Betrieb ging es für König Bitemi Wake Yawanke und seine Delegation gemeinsam mit Hutzelhof-Geschäftsführer Günter Kugler hinaus auf die Felder und hinein in die Folientunnel. Besonders angetan haben es dem König dabei nach eigenen Angaben die – selbstredend auch verkosteten – Tomaten. Dass man sich in Togo gut mit Bohnensorten auskennt, verrieten die Gäste auch. Traktoren wären ein weiterer großer Wunsch des Königs, denn in seiner Region sei nach wie vor Handarbeit angesagt. Das eigene Potenzial der Landwirtschaft zu stärken, ist sein erklärtes Ziel. Ökologische Landwirtschaft könne darüber hinaus zur Unabhängigkeit von Petrochemie und ähnlichem beitragen, bestärkte Günter Kugler.
Eine Stippvisite in der hofeigenen Bäckerei und ein kulinarischer Einblick in die Produktion der Hofküche rundeten den Besuch ab. Vielleicht ja nicht der letzte, denn eine kleine Partnerschaft stand auch auf der Wunschliste des Königs von Bassar.
Zur Region, dem Verein Fi Bassar und dem Institut für Nachhaltigkeit
- Bassar liegt im nördlichen Togo (Westafrika).
- Die Region ist 3600 Quadratkilometer groß und hat 125.000 Einwohner.
- 80 bis 90 Prozent der Bewohner leben von der Landwirtschaft.
- Der Verein Fi Bassar Nürnberg besteht seit zehn Jahren, Ziel ist Hilfe zur Selbsthilfe, Schwerpunkte sind Gesundheit, Ernährung und Bildung der Bevölkerung von Bassar, ein großes Projekt ist die seit fünf Jahren bestehende Klinikpartnerschaft zwischen dem C.H.P. Hôpital de Bassar und dem Klinikum Nürnberg.
- Das Institut für Nachhaltigkeit ist ein Forschungsinstitut mit den Schwerpunkten technologische Nachhaltigkeit, nachhaltige Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit,;es berät den Verein "Fi Bassar".
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