Der 68-jährige Maurermeister Johann Zitzler fühlt sich schon längere Zeit den Strapazen des Ehrenamtes als Marktrat körperlich nicht mehr gewachsen. Im vergangenen Frühjahr schaffte er zwar mit einem guten Ergebnis von 772 Stimmen als dritter von drei Räten der Freien Wähler Wernberg-Köblitz den Wiedereinzug in den Rat; aber schon die zwei Treppen hinauf zum Besprechungszimmer des Bauausschusses, dem er seit langem angehört, konnte er in der letzten Zeit kaum mehr überwinden. Probleme mit Bandscheibe und Gelenken lassen es laut Zitzler sogar wahrscheinlich erscheinen, dass er erneut operiert werden muss. „Ich bin momentan gesundheitlich angeschlagen,“ fasste er im Gespräch mit Oberpfalz-Medien seine Verfassung zusammen.
So hat er sich vor einigen Wochen hingesetzt und mit einem Schreiben an die zuständige Stelle der Marktverwaltung seinen Rücktritt aus dem Marktrat zum 1. September angekündigt. Auch wenn amtsmüde Räte seit einiger Zeit keinen Grund mehr für ihren Schritt raus aus dem kommunalpolitischen Ehrenamt angeben müssen, benannte Zitzler dennoch Gesundheitsprobleme als Auslöser für den Rückzug.
Beschluss nötig
Laut Stefan Falter, dem Geschäftsleiter des Marktes Wernberg-Köblitz, liegt Zitzlers Schreiben im Rathaus vor. Das bedeute aber nicht, dass der 68-Jährige bereits aus dem Gremium ausgeschieden sei. Dies erfolgt erst, wenn sich der Marktrat bei seiner nächsten Sitzung am 21. September mit dem Thema befasst. „Das wird unser Tagesordnungspunkt eins,“ so Falter. Wenn es sich Johann Zitzler bis dahin nicht noch einmal anders überlegt hat, wird ihn der Marktrat also nächste Woche aus seinen Reihen verabschieden. „Und erst dann werden auch möglich Nachfolger angeschrieben,“ erläuterte der Geschäftsführer. Am 19. Oktober, bei einer weiteren Ratssitzung, werde dann der Nachfolger vereidigt.
Wie es derzeit scheint, wird die Nachfolge Johann Zitzlers nicht einfach jener Freie-Wähler-Kandidat mit den nächst meisten Stimmen bei der zurückliegenden Kommunalwahl antreten. Ja vermutlich nicht einmal der Kandidat dahinter. Denn Bestatter Harald Zwack, der als Nachrücker (672 Stimmen) eigentlich an der Reihe wäre, hat dem Vernehmen nach schon abgewinkt. Gleiches gilt wohl auch für Streckenwart Werner Fischer (534 Stimmen), der im März 2020 nach Zwack die meisten Stimmen erhalten hat. So könnte sich das Nachfolger-Karussell erst bei Michael Gradl (445 Stimmen) zu drehen aufhören. Der 41-jährige Sachverständige, der damals auf Platz 3 der FW-Liste angetreten war, aber zurückgewählt wurde, scheint der Mitarbeit im Marktrat nicht abgeneigt zu sein.
Johann Zitzler fällt der Abschied aus dem Marktrat nicht leicht. Er berichtete davon, dass er schon angesprochen worden sei, „noch dabei zu bleiben“. Aber er versichert: „Ich will meinen Platz frei machen für einen Jüngeren.“ Zitzler gehört zum Urgestein der Freien Wähler in Wernberg-Köblitz, die er mit einigen anderen im Jahr 1990 aus der Taufe gehoben hat. Über zwei Jahrzehnte stand der Maurermeister als stellvertretender Vorsitzender öffentlich für die Politik der FW ein. Dem Marktrat gehört Zitzler bereits seit 1990 an, allerdings mit einer Unterbrechung von sechs Jahren zwischendurch.
Gut informierte Kreise aus der Wernberger Marktpolitik munkeln, dass es nicht nur gesundheitliche Gründe seien, die Zitzler zum Rückzug motiviert hätten. Möglicherweise hat es auch Spannungen gegeben mit der Zweiten Bürgermeisterin Maria Schlögl, der Spitzenfrau des Freie-Wähler-Trios im Marktrat. Auslöser dafür sollen die Pläne gewesen sein, in dem kleinen Ort Deindorf östlich von Wernberg-Köblitz eine Klärschlammtrocknungsanlage zu bauen.
Das Vorhaben kam vor einem Jahr auf den Tisch der Markträte. Die Diskussion dazu war hitzig. CSU und Freie Wähler als Befürworter konnten dabei ihre knappe Marktratmehrheit nicht ausspielen. Auch wenn sich Maria Schlögl vehement für die Anlage einsetzte, scheiterte der Plan doch unter anderem an ihrem Parteifreund Johann Zitzler, der sich laut eigenen Angaben aus familiären Gründen dagegen ausgesprochen hatte. Wie eine Nachfrage ergab, liegen derzeit weder Rathaus noch Marktrat Genehmigungsersuchen der Anlagenplaner vor; das Projekt scheint möglicherweise gestorben zu sein.
Offiziell bestätigen zwar Schlögl und Zitzler, beim Thema Klärschlammverbrennung unterschiedlicher Meinung zu sein. „Wir haben zu Deindorf diskutiert, keine Frage,“ sagte Schlögl, „aber das hat keine Rolle gespielt“. Auch Zitzler versicherte, dass er mit seiner Schul- und Parteifreundin Maria Schlögl diesbezüglich im Reinen sei. Zitzlers Rücktritt, das betonte auch Schlögl, habe lediglich gesundheitliche Gründe.
"Ich bin gesundheitlich angeschlagen."
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