Errichtet wurde der "Bayerische Hof" bereits vor 122 Jahren, als sich der Fuchsmühler Bahnhofsrestaurateur Johann Ulrich dazu entschloss, ein Gasthaus nahe der zuvor errichteten Bahnstation zu errichten. Vor exakt 100 Jahren trat die Familie Bayer in die Haus-Geschichte ein. Das Anwesen, das auch heute noch unter dem Namen "Bayerischer Hof" bekannt ist, war eines der ersten Gebäude in der damals noch nicht vorhandenen Bahnhofstraße. Nach einigen Besitzerwechseln in der Folgezeit gelangte das Traditionsanwesen in den Besitz des Metzgermeisters Karl Bayer beziehungsweise seiner Nachkommen.
Bier per Bahnwaggon
Zum Jubiläum erschienen war auch Rigobert Bergler von der Reuther Schloßbrauerei, ein naher Angehöriger der Familie. Ebenso folgte der frühere Inhaber der "Zeltbräu", Karl Greim, der Einladung. Neben der ehemaligen Kastnerbrauerei war das in Hof angesiedelte und heute nicht mehr existente Traditions-Brauunternehmen lange Jahre Bierlieferant der Gastwirtschaft.
In seinem Rückblick erinnerte Gastwirt Hans Bayer daran, dass die Bierfässer und Holzkästen in früheren Jahren noch per Bahnwaggons angeliefert wurden. Der 78-jährige Metzgermeister hielt sich aber nicht lange mit Reden auf und verwies auf die kleine Foto- und Dokumentenausstellung, die man im festlich geschmückten Saal vorbereitet hatte.
Der Einladung zum Jubelfest folgte auch der Reisetaubenverein "Sturmvogel". Der "Bayerische Hof" sei seit der Vereinsgründung in den 1920er Jahren Stammlokal und Einsatzstelle, ließ Gastgeber Hans Bayer in seiner Eröffnungsrede verlauten. Der Gesangverein Schönhaid, der ebenso gratulierte, hält einmal im Monat dort seine Singstunde ab. Dankbar dafür, dass man für die Probenstunden das Nebenzimmer nutzen darf, brachte die Liedertafel unter der Leitung ihres Dirigenten Gottfried Hofmann gleich ein Ständchen dar. Im Namen der Sänger überreichte Vorsitzender Erich Trottmann ein Kuvert.
Das Tischgebet sprach der Freilassinger Herz-Jesu-Pater Hans Bauer. Wiesaus dritter Bürgermeister André Putzlocher ließ im Anschluss daran die Grüße der Marktgemeinde folgen. "Zu einem 100. Geschäftsjubiläum gehören zweifellos auch zufriedene Gäste", stellte der stellvertretende Bürgermeister fest. Das Gastgewerbe nannte er eine "schwierige Branche".
Viel Liebe zur Arbeit
An die Gastgeber gerichtet erinnerte er daran, dass in den Räumen viele wichtige Momente gefeiert wurden. Putzlocher ließ Hochzeiten, Taufen und Familienfeiern als Beispiele anklingen und fragte: "Wann war euer letzter Urlaub?" 100 Jahre Familienbetrieb seien mit viel Liebe zur Arbeit verbunden. "Das gelingt nur, wenn man auch Freude daran hat."
"100 Jahre sind eine lange Zeit", ließ Sohn Josef Bayer die Geschichte und die Erneuerung des Hauses, zu dem auch 10 modern ausgestattete Fremdenzimmer mit 25 Betten, eine Metzgerei und ein Partyservice gehören, in Jahresschritten Revue passieren. Mit Blick auf das Angebot schloss er: "Es gibt täglich Essen und zu Trinken. Gefeiert wurde schon immer beim Bayer in Wiesau."
Den festlichen Anlass nutzend, bat die Inhaberfamilie auch zwei Mitarbeiterinnen nach vorne, um ihnen für die jahrelange Treue danken. Blumen und Geschenke erhielten Gertraud Gammer und Sina Brosch, die sich stets um das Wohl der Übernachtungsgäste sorgen, ebenso für die tatkräftige Unterstützung im "Bayerischen Hof".
Tanzsaal, Post und Flüchtlingslager
Der "Bayerische Hof" an der heutigen Bahnhofstraße wurde 1896 von Johann Ulrich ursprünglich nur als Übernachtungsbetrieb mit Metzgerei, Tanzsaal und Pferdeunterstand errichtet. Bereits zwei Jahre später beherbergte die Gaststube einige Zeit auch das örtliche Postamt, weil die zuvor genutzten Räume im Bahnhof anderweitig gebraucht wurden. Anfangs war das Anwesen das einzige in der erst später entstehenden Straße, die den alten Ortskern mit dem neu entstandenen Bahnhof verbinden sollte.
Ende der 1920er Jahre erfolgte der Einbau einer Heizung mit fließend warmem Wasser. Der Saal, in dem vor wenigen Tagen das 100. Jubiläum gefeiert wurde, war bis zum Krieg ein beliebter Ort zum Tanzen. Während der 1940er Jahre wurde er als Flüchtlingslager zweckentfremdet. Der Raum gilt auch als Gründungsort der Firma Wiesauplast, die dort 1960 erstmals ihren Betrieb aufnahm. In den Folgejahren fanden auch Tierausstellungen statt. Wenig später zog ein Fuchsmühler Möbelgeschäft ein. Der Saal diente mehr als Lager.
1976 ergriff der "Stiftländer Heimatverein" die Initiative und gestaltete den Bayersaal für seine Zwecke um. Seit dem Vereinsumzug in ein Nachbarhaus wird der 120 Plätze bietende Saal wieder gern als Veranstaltungsort genutzt. Zudem wurden die Hotelräume renoviert. "Wir beherbergen Gäste aus aller Herren Länder", fasste Josef Bayer, der in der Hauschronik geblättert hatte, die Geschichte des "Bayerischen Hofes" zusammen.

























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