In den Augen der DDR-Staatsmacht galten so manche Jugendliche als Bedrohung. Zu ihnen gehörte Geralf Pochop, dessen Eindrücke zum Inhalt einer Jugendbiografie wurden, die er kürzlich im Beruflichen Schulzentrum Wiesau vorstellte.
Eigentlich wollte er nur „geile Mucke“ hören. Der gelernte Funkmechaniker Geralf Pochop, 1964 geboren und aufgewachsen in Halle, wollte, wie er im Gespräch mit Oberpfalz-Medien betonte, „einfach nur anders sein“. Pochop wuchs in einem Neubauviertel auf. Hausbesetzer wurde er mit 18 Jahren. Dabei entstanden auch die ersten Kontakte zur Punkszene und zur unabhängigen Friedensbewegung in der DDR. Ins Visier der Staatssicherheit geriet er wegen seiner langen Haare und eines eigentlich pazifistischen Aufnähers: „Schwerter zu Pflugscharen“. 1983 wurde er zum ersten Mal verhaftet. Anlass war die Beteiligung an einer Menschenkette.
Von seinem bewegten Leben als Jugendlicher erzählt sein 2018 veröffentlichtes Buch „Untergrund war Strategie. Punk in der DDR“. Pochop: Mehr und mehr verbreitete sich die Szene in der gesamten DDR. „Nun waren wir Staatsfeinde.“ Die Auswirkungen waren laut Pochop massiv: Öffentliche Räume und Plätze wurden für Punker gesperrt und deren Ausweise beschlagnahmt. Wie viele andere Szenemitglieder wurde auch der Wehrdiensttotalverweigerer und Mitorganisator von Punk-Konzerten Geralf Pochop verhaftet. Die Anklage: Öffentliche Herabwürdigung, Verleumdung und Beleidigung des Staates, staatlicher Institutionen und deren Mitarbeiter. Das Urteil: Ein halbes Jahr Gefängnis.
Studiendirektor Uwe Heider, der den 90-minütigen Autorenvormittag im BSZ mit organisiert hatte, erinnerte, dass Demokratie nicht selbstverständlich sei. Der Fachbetreuer für Politik und Gesellschaft mahnte: „Man muss sie immer pflegen.“
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