Das Berufliche Schulzentrum (BSZ) in Wiesau hat sich Ende vergangenen Jahres erfolgreich auf den Weg zur Klimaschule gemacht. Die Einrichtung ist das einzige berufliche Schulzentrum in Bayern, welche das Zertifikat bekommen hat. Die Auszeichnung gab es in Gold, Silber und Bronze. Die Wiesauer Bildungsstätte hat den Silberstatus. Insgesamt wurden 52 Schulen ausgezeichnet.
Die Teilnehmer mussten in zwei der acht Handlungsfelder "Abfall", "Einkauf", "Ernährung", "Kommunikation & Vernetzung", "Kompensation", "Mobilität", "Strom" und "Wärme" aktiv werden. Die Berufsschule war in allen acht Bereichen aktiv. Dabei zählten laut Pressemitteilung für die Bewertung nicht nur die Maßnahmen seit der Anmeldung zur Zertifizierung, sondern alle Aktivitäten, die auf dem Weg zur klimaneutralen Schule wirksam sind.
Vegetarische und vegane Küche
So ist laut einer Mitteilung der Schule mittlerweile die Hälfte aller Tagesgerichte vegetarisch oder vegan, es gibt Recyclingpapier, größtenteils LED-Beleuchtung, Trinkwasserspender, ein Tauschregal, Vogelhäuschen, Kräutergarten, Blumenwiese und E-Ladesäulen. "Das, wofür viele Schulen das BSZ Wiesau beneiden, ist die Mitfahr-App, die den Ausschlag für einen Sonderpreis gab", berichtet die Schule.
Die Idee dazu hätten vor einigen Jahren Schüler der Berufsfachschule für Hotel- und Tourismusmanagement bei einem Workshop entwickelt, durchgeführt vom LBV im Projekt "Egal war gestern - Richtung Nachhaltigkeit an beruflichen Schulen". Die Idee sei an den Informatikcampus Wiesau weitergegeben worden, wo in vielen Hunderten Stunden programmiert und eine Seite, angeknüpft an das Digitale Klassentagebuch "Digikabu", erstellt worden sei. Die Seiten würden ständig aktualisiert und erweitert. Für diese App wird die Schule laut Pressemitteilung sogar vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrttechnik in Oberpfaffenhofen beneidet, das so etwas noch nicht geschafft habe. Das sei zumindest bei der Preisverleihung behauptet worden.
Ein wichtiger Schritt zum Ziel war es laut Mitteilung, den Kohlendioxid-Fußabdruck der gesamten Schule zu berechnen. "Gezählt wurden dabei jede Schüler- oder Lehrerfahrt, jede Rolle Toilettenpapier, jede verzehrte Wurst-, Käse- oder vegane Semmel", berichtet die Schule. "Hierbei stellte sich heraus, dass die großen Verbraucher im Schulleben die Fahrten der Schüler und der Mitarbeitenden sowie die Heizung des Gebäudes sind." Im Anschluss sei ein Klimaschutzplan erstellt worden. "Durch Zufall waren es dann genau 100 Ziele, die es in den Handlungskatalog geschafft hatten", so die Schule. Etliche seien bereits abgearbeitet, einige davon würden auch an vielen anderen Schulen des Landkreises umgesetzt, nachdem die Nachhaltigkeitsziele der UN immer mehr Eingang in die Lehrpläne und das Schulleben fänden.
Kultusminister Michael Piazolo und Umweltminister Thorsten Glauber überreichten die Auszeichnung zusammen mit einem von drei vergebenen Sonderpreisen für besonders kreative Projekte rund um den Klimaschutz in der Allerheiligen-Hofkirche in München. Schulleiter Thomas Metzler nahm ihn zusammen mit der Umweltbeauftragten Ute Döhler, den Schülerinnen Antonia Herrmann und Anna-Lena Golsch, die eine Umfrage zum Thema Klimaschutz durchgeführt und ausgewertet hatten, Schulklimabotschafterin und Schülersprecherin Julia Kaiser sowie Milena Plank, welche die Seite "Radfahren.Digikabu.de" programmiert hat, entgegen. Dort können übrigens alle ihre geradelten Kilometer eintragen und die gesparte Menge Kohlendioxid berechnen. Nach einer Probephase am BSZ soll diese Anwendung später allen Schulen im Landkreis zur Verfügung stehen.
"Gemeinsam mit der ganzen Schulfamilie habt ihr die Ärmel hochgekrempelt und zahlreiche Maßnahmen für mehr Klimaschutz im Schulalltag ergriffen", lobte Piazolo. Thorsten Glauber betonte: "Um den Klimawandel zu meistern, brauchen wir den Einsatz der ganzen Gesellschaft. Klimaschutz ist ein Mitmachprojekt, das bereits in den Schulen beginnt."
Nun Gold im Blick
"Die Auszeichnung ist für uns nicht das Ende des Projektes, jetzt geht es erst richtig los", kündigte Ute Döhler nach dem Festakt an. "Viele Aufgaben warten auf uns. Es wird kein Leichtes werden, bis 2030 klimaneutral zu werden. Aber den Weg dazu müssen wir aufzeigen." Denn aus Silber solle Gold werden. Mit kleinen Schritten gehe es weiter.
Der Oktober steht ganz im Zeichen von "Herbstradeln". Ende Oktober/Anfang November sollen eine Obstbaumwiese und eine Wildhecke angelegt werden. "Außerdem wollen wir eine Energieberatung am BSZ, damit langfristig effektive und kostenminimierende Maßnahmen zum Klimaschutz getroffen werden können und unser Werkstättenneubau energieeffizient, ökologisch und zukunftsweisend wird, denn hier sollen die Schüler lernen, wie Klimaschutz funktioniert", so Ute Döhler.
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