Mit der symbolischen Besetzung des Rathauses in Wiesau endete auch die coronabedingt lange Amtszeit von Theresa I. (Theresa Oppl) und Jonas I. (Jonas Klarner). Das Paar regierte ohne Unterbrechung seit dem 11.11.2019, wenngleich seine Aufgaben in dieser Zeit – vom ersten Jahr seiner Amtszeit einmal abgesehen – sehr überschaubar waren.
Schwierig gestaltete sich die Nachfolge. Doch die Suche nach einem Faschings-Prinzenpaar war letztlich erfolgreich. Nachdem sich in Wiesau niemand bereit erklärte, in die Fußstapfen von Theresa und Jonas zu steigen, wurde die Suche in der Nachbargemeinde Fuchsmühl fortgeführt. „Ich bin schon ganz gespannt, wer das neue Paar sein wird“, gestand Zweiter Bürgermeister Michael Dutz, bevor sich am Freitag die Saaltür langsam öffnete. Begleitet von einer Fanfare schritt das Ehepaar Jacky und Fabian Hauser aus Fuchsmühl herein, um neben Michael Dutz und dem Vorgänger-Regentenpaar Platz zu nehmen.
Orden und Küsschen
Fabian (24 Jahre) ist von Beruf Schlosser, Jacky (ein Jahr älter) ist in der Gastronomie beschäftigt. Nach der Zepterübergabe folgten die offizielle Vorstellung, Ordensübergabe an den Zweiten Bürgermeister Michael Dutz, Küsschen und Fotoshootings. Nicht ganz freiwillig trennte sich Michael Dutz vom Gemeindesäckel und vom großen Rathausschlüssel, die aber von Prinzessin Jacky gut verwahrt und – so wurde es vereinbart – im Februar kommenden Jahres wieder zurückgegeben werden. Man habe die Positionen fachmännisch besetzen können, kommentierte Präsident Helmut Gleißner die Lösung der Personalfrage in der Abteilung Prinz und Prinzessin.
Verzichten muss die Faschingsgesellschaft Weiß-Blau Wiesau diesmal auf das Senioren-Prinzenpaar. Vermissen wird man in der aktuellen Saison 2022/2023 auch die Kinderprinzessin und den Kinderprinzen.
Bei der friedlichen Besetzung des Rathauses wurde auch ein anderes Geheimnis gelüftet. Die diesjährige Faschingssaison in Wiesau steht ganz im Zeichen von Hollywood. Gefeiert wird unter dem Motto „Weiß-Blau-Studios presents: Faschings-TV und Showkino live“.
Das aktuelle Leitthema griff Fosnatnigl Ewald Oppl auf, der als Büttenredner aktiv wurde. In acht verschiedenen Kostümen und mit unterschiedlichen Stimmen – darunter Angela Merkel, Vertreter von Feuerwehr, BRK und Polizei – wandte er sich per "TV-Live-Übertragung" mit „Grußsätzen und sonstigen Narreteien“ an den Stellvertreter des Bürgermeisters, die Faschingsgesellschaft Weiß-Blau Wiesau, die Kindergarde, Prinz und Prinzessin. Zu Wort kommen ließ er auch den Pfarrer von Sankt Michael, den Vorsitzenden des Stiftländer Heimatvereins Wiesau und den ehemaligen Sitzungspräsidenten des Veitshöchheimer Faschings, Bernd Händel. "Der diesjährige 11. 11. ist für die einen Sankt-Martinstag, teilweise mit Umzug. Für die anderen Friday for Future. Für uns aber wird er immer der Beginn einer neuen längst fälligen Fasching-Session sein", sagte Oppl.
Eine seltene Art
In seiner "Fernsehansprache" anlässlich des Faschingsstarts bedauerte Oppl: „Wir sind in einer Zeit, wo man nicht mehr sagen kann: Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Stattdessen muss man die 7-Tage-Insolvenz beachten, ansonsten können wir Fasching wieder im Homeoffice feiern.“ Der Spaß sei zu einer seltenen Art verkümmert, meinte Oppl an anderer Stelle seiner Büttenrede. Der Redner wurde deutlicher: "Der Humor ist eine vom Aussterben bedrohte Spezies, deren Lieferketten längst abgerissen scheinen."
Jacky I. und Fabian I. regieren bis zum Aschermittwoch kommenden Jahres. Begleiten werden sie den Galaabend am 13. Januar und den Rosenmontagsumzug am 20. Februar ab 14.14 Uhr in Wiesau. Auftreten werden die jungen Fuchsmühler auch bei vielen anderen Veranstaltungen und Umzügen in der Region. Am Faschingsdienstag, 21. Februar, werden Jacky I. und Fabian I. den Fasching still zu Grabe tragen. Am darauffolgenden Mittwoch will man die leeren Geldbeutel am Wiesauer Rathausbrunnen auswaschen, um die Saison 2022/2023 endgültig zu beenden.
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