Heiß her ging es beim Informationsstammtisch der Wiesauer CSU. Und das nicht nur, weil die Wirtin den massiven Landhausofen im Dorfstüberl in Triebendorf richtig einheizte, wie Ortsvorsitzender Michael Dutz in einer Mitteilung schreibt: "Vor allem das Thema Asyl hatte es in sich und wurde von der interessierten Bevölkerung emotional diskutiert."
Gut zwei Dutzend Zuhörer hatten sich nach Auskunft des Vorsitzenden eingefunden. "Den thematischen Schwerpunkt setzte die Ankündigung aus dem Landratsamt, dass man in Betracht ziehe, auf dem Parkplatz des Berufsschulzentrums Zelte oder Container für geflüchtete Menschen zur Verfügung zu stellen. Auch die erneute Nutzung der Dreifachturnhalle schließe man laut aktueller Pressemitteilungen aus dem Landratsamt nicht mehr aus."
Der Stammtisch fand am Mittwoch vergangener Woche nach der Ankündigung statt, dass der Landkreis in der aktuellen Notlage auch auf eigene Liegenschaften wie etwa die Dreifachturnhalle der Berufsschule zurückgreifen müsse, wenn es keine anderen Lösungen gebe. Inzwischen hat sich die Lage etwas entspannt, da für eine akute Zuweisung von Asylbewerbern 60 Plätze in einer bestehenden Containeranlage bei Mähring angemietet wurden und weitere Wohnlösungen in verschiedenen Orten im Gespräch sind.
"Das wird mit den Containern nicht getan sein", befürchtet Michael Dutz auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien jedoch. Das Thema sei nach wie vor ein heißes Eisen. Beim Blick auf die Flüchtlingszahlen müsse man jederzeit weiter mit einem Zugriff auf Einrichtungen in den Kommunen rechnen.
Beim Infostammtisch der CSU wiederholte Bürgermeister Toni Dutz laut Pressemitteilung seine Sichtweise und warnte vor den Folgen einer Nutzung des Berufsschulgeländes. "In Wiesau wird die Integration Geflüchteter bisher vorbildhaft gelöst", betonte Dutz demnach. Seine Parole "Die Wanne ist voll" lese sich zwar bewusst provokant und populistisch. Es müsse aber noch erlaubt sein, die offensichtliche Wahrheit zu sagen, "ohne im AfD-Topf zu landen", so der Bürgermeister.
Michael Dutz forderte, auf Kreisebene "endlich nach praktikablen und menschlichen Lösungen" zu suchen: „Man hätte weiß Gott genug Zeit gehabt, sich in Tirschenreuth um dieses Thema per Chefsache zu kümmern.“ Dafür gab es laut Mitteilung anhaltenden Applaus der Zuhörer. Der CSU-Fraktionssprecher merkte zur Verteilung der Flüchtlinge in den 26 Kommunen an: „Solidarität ist keine Einbahnstraße, die immer nach Wiesau führt.“
Oliver Zrenner, der Integrationsbeauftragte der Marktgemeinde Wiesau, beklagte, dass sich das Verteilungsproblem der EU bis in die Kommunen fortsetze. Während einige wenige Kommunen im Landkreis aufnahmebereit seien, machten sich andere "einen schlanken Fuß". Wiesau und andere Orte wie Tirschenreuth und Waldsassen seien von Beginn an aufnahmebereit gewesen. Anderen scheine „das Hemd näher zu sein als der Rock“, verwies Zrenner auf die Verteilungszahlen des Landratsamtes. Es würde Zeit, dass sich schnellstens alle größeren Ortschaften solidarisch zeigten und dem Landratsamt, dem es selbst an Ideen zu mangeln scheine, adäquate Vorschläge unterbreiteten, appellierte Zrenner.
Aus dem anfänglichen ehrenamtlichen Helferkreis von über 60 Personen im Jahr 2015 seien aktuell gerade mal 12 übrig, meldete sich Michael Dutz in seiner Funktion als stellvertretender Vorsitzender des Sozialvereins „Brücke Wiesau“ zu Wort. Die Hilfsbereitschaft schwinde unter dem mehrheitlichen Eindruck, dass man zum Thema Unterkünfte für Geflüchtete vom Staat allein gelassen werde. "Sollte man das aktuelle Vorhaben umsetzen wollen, sollte man sich besser nicht mehr wie bisher auf die Ehrenamtlichen verlassen“, erklärte Michael Dutz mit Blick auf eine Nutzung von Gelände in Wiesau.
Die Besucher, so heißt es im Bericht über den Infostammtisch, waren sich einig, eine Umsetzung des Vorhabens „erneute Notunterkunft Wiesau“ auf keinen Fall stillschweigend hinzunehmen. "Und so wurde bereits laut über die Gründung einer Bürgerinitiative nachgedacht", schließt die Mitteilung.
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